Die nächste Angstwelle ist da: „Geimpften-Blut klumpt“, heißt es. Doch in Südtirol gilt: Es wird sogar mehr gespendet als je zuvor. <i><BR /><BR />„Blut von Covid-19-geimpften Spendern verdickt – und kann deshalb nicht mehr verwendet werden. Außerdem zerstört die Impfung die natürlichen Antikörper. Deshalb lassen die Blutspende-Einrichtungen Geimpfte erst gar nicht mehr spenden – also Blut oder Blutplasma. Und je mehr Menschen sich impfen lassen, umso weniger Blutspender wird es geben ...“</i><BR /><BR />So oder so ähnlich sind derzeit im Internet bzw. in den sozialen Netzwerken kursierende, ziemlich krude Thesen formuliert. „Fake News“ also, die aber die Blutspende-Organisationen weltweit stark unter Handlungsdruck setzen. <BR /><BR /><b>Rotes Kreuz & Co wehren sich gegen die Panikmache</b><BR /><BR />Siehe letzthin das US-amerikanische Rote Kreuz, das angesichts einer solchen queren Desinformationsflut auf seiner Internetseite <I>(siehe: www.redcrossblood.org)</I> die Faktenlage zum Thema und die Zulassungskriterien für Spenden von Vollblut, Plasma und Thrombozyten transparent offenlegte. <BR /><BR />Ähnlich reagierte dann auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK), von dessen Seite es auf offenbar mehrere Presseanfragen in den vergangenen Wochen mit Nachdruck hieß: „Eine Impfung gegen SARS-CoV-2 zerstört weder das Immunsystem der geimpften Person noch jenes eines möglichen Transfusionsempfängers.“<BR /><BR /><b>Gar nicht lustig in Italien: Komödiant gegen Blutspender</b><BR /><BR />Dass „Fake News“ oder zumindest wissenschaftlich zweifelhafte Mutmaßungen gerne prominente Unterstützung erfahren, das hat sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie bereits hinlänglich gezeigt – in Deutschland, Österreich wie auch hierzulande. Kein Wunder also, dass die eingangs erwähnten Thesen erneut auf fruchtbaren Spekulationsboden fallen. Von der starken „Herdenimmunität“ der Impfgegner-Front – italienweit auch als „No-Vax“ bekannt – wurden letzthin die italienischen Blutspender-Organisationen dann aber doch etwas überrascht. Zumal diesmal mit dem Schauspieler Enrico Montesano jemand die Stimme erhob, der in den 1970/1980ern neben Adriano Celentano & Co zu den Großen der Italo-Komödianten gehörte und den Showboulevard zwischen RAI und Mediaset zu nutzen weiß. In einer Videobotschaft via Facebook hatte der 76-Jährige seinen fast 200.000 Followern berichtet, dass er von einem Insider wisse, dass Geimpften-Blut nach der Spende sogar weggeworfen werde.<BR /><BR />Äußerungen, denen das staatliche Blutspendezentrum CNS und die ehrenamtliche Blutspenderorganisation AVIS <I>(siehe „La Repubblica“ vom 20. Juni 2021)</I> widersprachen: „Solche Äußerungen sind falsch. Blut – ob von Geimpften oder Nicht-Geimpften – rettet Leben. Zudem wird so die Spendenmoral gefährdet – erst recht in den Sommermonaten, in denen die Spendenanzahl stets etwas sinkt.“<BR /><BR /><b>In Südtirol auch Skepsis, aber die Spendenmoral steigt</b><BR /><BR />Eine Diskussion, die Paolo Pasini – seit Ende Mai neuer Präsident der AVIS Bozen – ebenfalls beobachtet. Zwar hat hierzulande nur ein bestimmter Teil der Bevölkerung den Medientrubel ums Montesano-<BR />Video mitbekommen, aber Pasini ortet „bestimmte Sorgen“, die es mit Fakten auszuräumen gelte. „Wir haben landesweit 18.500 Spender, wobei derzeit nur in Bozen gespendet werden kann. Im täglichen Kontakt merken wir eine gewisse Skepsis bzw. dass die Leute meist sehr genau nachfragen. Aber – und das ist das Positive daran: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat die in Südtirol traditionell hohe Spendenmoral vergleichsweise sogar zugenommen. Beim für bestimmte Therapien notwendigen Blutplasma sind es bis zu 30 Prozent“, berichtet Pasini. Daher warnt er davor, die lautstarken Spendenskeptiker überzubewerten. <BR /><BR />Sogar die anfänglichen Ängste nach Ausbruch der Pandemie seien überwunden worden, erinnert Pasini und verweist auf die geltenden Protokolle für jegliche Blutspenden durch Covid-19-Genesene oder Geimpfte: „Wer spenden will, muss selbstverständlich die 3G-Regeln genauestens einhalten. Darüber hinaus ist das Infektionsrisiko durch Fremdblut oder Blutplasma quasi bei null. Denn so wie für die anderen Viren – etwa HIV – gibt es auch in Sachen Corona ein genaues Regelwerk. Dieses sieht etwa vor, dass Geimpfte frühestens 48 Stunden nach der letzten Impfdosis spenden dürfen.“ <BR /><BR />Ein Umstand, bei dem Pasini übrigens ganz bewusst mit gutem Beispiel vorangeht, wie er der „Zett“ aus freien Stücken erzählt: „Ich selbst habe eine Covid-19-Infektion glimpflich überstanden und bin mittlerweile geimpft. Nur wenige Tage später habe ich Blut gespendet – und das wurde ganz sicher nicht weggeworfen.“