Totenstill ist es am Montagnachmittag in der Innichner St.-Korbinian-Straße 6. Während im Herzen der Marktgemeinde das Leben wieder seinen Lauf nimmt und der Tourismus lautstark den Ton angibt, sind die Straßen dort, wo sich einen Tag zuvor eine furchtbare Tragödie mit 3 Todesopfern ereignet hat, nahezu menschenleer. <BR /><BR />Das Gebäude, in dem das „Unfassbare“, wie es eine Nachbarin formuliert, vorgefallen ist, ist verwaist, nur die rot-weißen Absperrbänder der Carabinieri und die versiegelte Eingangstür in das Mehrfamilienhaus weisen auf die schreckliche Bluttat hin. Und einige Grabkerzen, die hier jemand entzündet hat, und die Blumensträußchen, die daneben liegen. „Niemand versteht, was hier vorgefallen ist“, meint eine Nachbarin, die des Weges kommt, ihren Namen aber nicht nennen will. „Wir sind hier alle tief betroffen und geschockt“. <BR /><BR />So richtig gekannt habe sie den Täter und deren pflegebedürftigen Vater nicht. „Die beiden haben sehr zurückgezogen gelebt.“ Vor Kurzem habe sie den Sohn nur einmal gesehen, wie er einen Müllsack in die Abfalltonne des Kondominums am Wegrand geworfen habe.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1063431_image" /></div> <BR />Von den Schüssen am späten Samstagabend berichtet eine andere Nachbarin. „Ich habe mich anfangs nicht ausgekannt, was los ist.“ Erst später sei ihr und ihrem Mann klar geworden, dass sich da etwas Furchtbares zutrage. „Man hört ja täglich davon in den Medien, aber dass so etwas in der Nachbarschaft passiert, ist fast nicht zu glauben.“ Bis tief in die Nacht hinein seien immer wieder Schüsse zu hören gewesen. Woher sie kamen, habe sie nicht gewusst. „Wir haben die ganze Nacht kein Auge zugemacht.“ Sie habe sich mit ihrem Mann in den letzten Winkel des Hauses verzogen und auf den Morgen gewartet. „Es war wie in einem schlechten Film.“ Als am späten Sonntagvormittag dann endlich alles vorbei gewesen sei, hat sich das Paar lange nicht aus dem Haus getraut. „Erst am Abend nach 18 Uhr haben wir ein paar Schritte vor die Tür gesetzt.“<BR /><BR />Die Familie Kühbacher habe auch sie nur vom Sehen her gekannt. Waltraud Jud hingegen sei eine ganz wunderbare Person gewesen. „Sie war sehr hilfsbereit, freundlich, engagiert und couragiert – einfach eine Supernachbarin“, sagt sie. Sie sei überzeugt, dass die 50-Jährige nur helfen oder schlichten habe wollen – „und das ist ihr zum Verhängnis geworden.“<BR /><BR />Zu den Motiven des Täters will sich keiner der Nachbarn – auch ein Mann bleibt kurz stehen – äußern. Eine Frau wagt dann doch eine Vermutung: „Vielleicht war er mit der Pflege des Vaters überfordert.“ Geredet habe sie nie mit ihm. Er habe aber stets sehr in sich gekehrt gewirkt, vielleicht sogar schüchtern. Aber eine solche Tat hat ihm keiner der Nachbarn zugetraut. „Aber man kann in keinen Menschen hineinschauen, was sich da abspielt.“