Weil der Staat nicht die Geldmittel bereitstellt, sollen plötzlich viele Mitarbeiter in der Privatwirtschaft das Finanzloch füllen. <BR /><BR /><BR /><BR />1349 Südtiroler befinden sich derzeit in häuslicher Isolation. Seit Jahresbeginn waren es fast 65.000. Geht man davon aus, dass auch nur die Hälfte davon Mitarbeiter in der Privatwirtschaft sind, so haben 30.000 Südtiroler derzeit ein handfestes Problem an der Backe. <BR /><BR />„Per Dekret hat der Staat bereits 2020 die Quarantänezeit mit Krankschreibung gleichgestellt – und daran hat sich auch nichts geändert“, sagt ASGB-Chef Tony Tschenett. Weil der Staat dem INPS aber die entsprechenden Mittel dafür nicht zugewiesen hat, teilte das INPS mit Rundschreiben vom 6. August jedoch mit, dass Quarantänezeiten in der Privatwirtschaft vom Fürsorgeinstitut „nicht abdeckt“ sind.<BR /><BR /><b>Bittere Pille für Angestellte</b><BR /><BR />„Stimmt“, bestätigt INPS-Regionaldirektor Antonio Maria Di Marco. Das Rundschreiben vom 6. August betreffe 3 Personengruppen. Für jene Mitarbeiter in der Privatwirtschaft, die aufgrund einer Infektion vom Arzt krankgeschrieben wurden und werden, ändere sich nichts. Änderungen gibt es hingegen für die sogenannten fragilen Mitarbeiter wie z.B. Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Beeinträchtigungen. Um sie zu schützen, konnten sie krankgeschrieben bis 30. Juni zu Hause bleiben. Seither sind sie vom Arbeitgeber in Smart Working zu versetzen oder es ist ihnen eine Weiterbildung anzubieten.<BR /><BR />Viel bitterer ist die Pille aber für Angestellte in der Privatwirtschaft, die seit Jänner in Quarantäne sind. „Nicht weil sich die Gesetzeslage geändert hat, sondern weil der Staat keine Finanzierung bereitgestellt hat, sind ihre Quarantänen nicht abgedeckt“, so Di Marco. Die zumeist 14 Tage der Quarantäne zählen nicht für die Rente. <BR /><BR />Mehr noch: In dieser Zeit vorgestreckte Löhne müssten an ihre Arbeitgeber und von diesen ans INPS zurückgezahlt werden. Ausgleichzahlungen zwischen den Betrieben und dem INPS seien nämlich aufgrund von Beiträgen erfolgt, die Arbeitnehmern nicht zustünden. „Ein Schlamassel, das sich in einigen Fällen vielleicht lösen löst, indem Urlaub eingetragen wird. Bleibt nur zu hoffen, dass der Staat die Mittel bald bereitstellt“, sagt Di Marco.<BR /><BR /><b>Gewerkschaften auf Barrikaden</b><BR /><BR />Auf die Barrikaden steigen die Gewerkschaften. „Der Staat muss die Gelder sofort und rückwirkend zur Verfügung stellen“, fordert ASGB-Vorsitzender Tony Tschenett. Es könne nicht sein, dass die Betriebe, vor allem aber die Arbeitnehmer „wieder einmal die Leidtragenden“ seien. <BR /><BR />Epidemiologisch betrachtet sei das Vorgehen Roms zudem ein Schuss ins Knie. „Es ist sicher keine Einladung, sich testen zu lassen, wenn man danach ohne Lohn und ohne Rentenabsicherung dasteht“, so Tschenett. Es sei leider zu befürchten, dass manche Arbeitnehmer trotz Verdachtes, sich infiziert zu haben, weiter zur Arbeit statt in die Apotheke gehen.<BR />