Experte Martin Schebeck erklärt, wie dem Borkenkäferbefall ein Ende gesetzt werden kann.<BR /><BR /><b>Wie kommen Borkenkäfer über den Winter?</b><BR />Martin Schebeck: Die adulten Käfer überwintern häufig in Bäumen, aber auch in der Streu am Waldboden. Im Frühling verlassen sie ihre Winterquartiere: Das heißt, wenn die Temperaturen bis auf 16 bis 20 Grad Celsius angestiegen sind, dann schwärmen sie aus und besiedeln neue Bäume, um dort ihre Brut anzulegen. <BR /><BR /><b>Wieso brauchen die Käfer neue Bäume?</b><BR />Schebeck: In befallenen Bäumen ist die Dichte an Nachwuchs enorm. Und der frisst so viel an Bastgewebe, dass die Bäume absterben. Somit nehmen die Nahrungsqualität und der Platz für neue Nachkommen mit der Zeit ab. Daher sind sie als neue Brutstätte ungeeignet und neue Bäume müssen besiedelt werden.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1117341_image" /></div> <BR /><BR /><b>Das heißt dann aber auch: Entweder ich entferne das Schadholz vor dem Schwärmbeginn oder ich kann es – zumindest aus Borkenkäfersicht – auch gleich liegen lassen?</b><BR />Schebeck: Wie gesagt, für den Borkenkäfer ist ein im Vorjahr befallener Baum – bei dem das gesamte Bastgewebe zerstört oder zu alt ist – für eine weitere Besiedelung uninteressant. Als sogenannte phytosanitäre Maßnahme, also eine zur Eindämmung des Borkenkäfers, ist die Entfernung des Schadholzes nur dann sinnvoll, wenn sie vor dem Ausfliegen des Käfers erfolgt. Sonst erwische ich den Käfer nicht – und er kann seine erste Brut in einem neuen Baum anlegen. Eine ganze Reihe anderer Insekten, aber auch Pilze, können das alte Schadholz hingegen für sich nutzen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-68118520_quote" /><BR /><BR /><b>Dann wäre es sogar sinnvoll, Schadholz, das nicht rechtzeitig aus dem Wald gebracht worden ist, für andere Nutznießer liegen zu lassen?</b><BR />Schebeck: Für die Biodiversität macht das auf jeden Fall Sinn. Aber auch hinsichtlich der Borkenkäfer-Bekämpfung. Denn zu diesen Nutznießern gehören auch zahlreiche seiner Gegenspieler – andere Insekten, Pilze, Bakterien, Viren. Und die können helfen, die Populationen des Borkenkäfers zu regulieren. Allerdings muss man auch dazu sagen: Bei einer Massenvermehrung der Borkenkäfer sind diese Gegenspieler nur mehr wenig effektiv. Da muss der Forstwirt nachhelfen, etwa durch das rechtzeitige Entfernen des Brutmaterials.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1117344_image" /></div> <BR /><BR /><b>Das gibt es aber mehrmals im Jahr, denn es können bis zu 3 neue Generationen im Jahr entstehen....</b><BR />Schebeck: Weswegen es ja auch sinnvoll ist, das ganze Jahr über entsprechende Maßnahmen zu setzen, sprich befallene Bäume rauszuholen. Das ist aber nicht dasselbe wie vom Käfer bereits verlassenes Schadholz. Ist der Käfer fertig entwickelt und hat den Stamm verlassen, macht es aus Sicht der Borkenkäfer-Bekämpfung keinen Sinn, den Baum zu entfernen.<BR /><BR /><b>Der heurige Winter ist eher auf der kälteren Seite, hilft das im Kampf gegen den gefräßigen Waldschädling?</b><BR />Schebeck: Da müsste es schon sehr kalt sein, denn adulte Käfer sind sehr gut an unsere Winter angepasst und überstehen auch Temperaturen im zweistelligen Minusbereich. Larven und Puppen sterben hingegen bei relativ milden Minusgraden.