<b>Von Martina Hofer</b><BR /><BR />Peter Koler, Direktor des Forums Prävention, spricht seine Bedenken deutlich aus. „Nehmen wir an, es gibt ein Drogenproblem an der Schule. Oder ein Mädchen mit Essstörungen wird eingeliefert. Wie macht das dann die Schule? Wer betreut die Klas<?TrVer> se?“ Im Forum Prävention sind laut dem Direktor momentan alle Angebote in Sachen Prävention an Schulen auf Eis gelegt. Denn: Einladungen externer Fachkräfte an die Schulen werden, wie die Schulausflüge, vom Lehrpersonal boykottiert. <BR /><BR />Koler zeigt zwar Verständnis für die Forderungen der Lehrpersonen. Die Methode, dies auf dem Rücken der Schüler auszutragen, findet er jedoch inakzeptabel. „Bis vor Kurzem war es den Schulen und Lehrern ein wichtiges Anliegen, dass schulexterne Fachkräfte in die <?Uni SchriftWeite="96ru"> Schule kommen. Nun fallen diese<?_Uni> Skills im Bereich der Lebenskompetenzen und Reflexionsmöglichkeiten zu Themen wie gesundes Essen oder falscher Konsum für Schüler weg.“ <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1220667_image" /></div> <BR />Zwar gebe es weiterhin Lehrerfortbildungen und Multiplikatoren-Schulungen, um diese Themen schulintern abzuhandeln, für Koler aber mache gerade der Mix aus internen und externen <?Uni SchriftWeite="97ru"> Fachkräften eine gesunde Schule<?_Uni> aus. „Für uns sind die Bildungseinrichtungen deswegen ein so wichtiges Feld für Prävention und Gesundheitsförderung, weil wir einfach alle Schüler erreichen.“ Workshops in die Freizeit zu verlagern, hält er darum für keine Alternative. „Vielleicht sollte man wirklich überlegen, die Präventionsprojekte mit externem Fachpersonal aus dem Boykott herauszunehmen, auch im Sinne der Schüler“, sagt er und hofft, dass der Protest in dieser Form zeitnah ein Ende findet.<BR /><BR /><h3> „Mehrarbeit und fehlende Anerkennung“</h3>Dass man noch in diesem Schuljahr damit rechnen könne, davon geht die Initiativgruppe „Qualitätsmarke Bildung Südtirol“ jedoch nicht aus. Eine Lehrerin und Sprecherin der Gruppe, die aus persönlichen Gründen anonym bleiben möchte, macht dies daran fest, dass die Verhandlungen zu den Lohnerhöhungen „effektiv noch nicht begonnen haben und sicher ein längerer Prozess sein werden“. Sie unterstreicht jedoch gleichzeitig auch, dass jede Schule frei und für sich entscheiden könne, wie lange und was sie bestreike – selbstverständlich auch, was den Boykott externer Experten angehe. Man übe als Initiativen hier keinen Druck aus. <BR /><BR />„Wir sind auch nicht an und für sich gegen externe Experten an den Schulen – im Gegenteil. Aber deren Besuch bedeutet für die Lehrer Mehrarbeit“, so die Lehrkraft. So reiche es nicht, eine Milchbotschafterin einzuladen, die über Milch referiere, und das war's. „Wir investieren hier Stunden in die Vorbereitung und in die Nachbearbeitung. Auch sind es wir Lehrer, die solche externen Experten organisieren müssen, und die ganze Einladungsarbeit leisten wir in der Freizeit und damit ehrenamtlich. Sie wird nicht vergütet und anerkannt“, bemängelt die Sprecherin der Initiative.<BR /><BR />Und sie spricht noch einen weiteren Punkt an: „Schulen bekommen heute Hunderte von Anfragen und Angeboten. Ich würde zu keinem sagen, es ist Blödsinn, aber vielleicht ist es auch an der Zeit, wirklich zu überlegen, was brauchen und was wollen wir“, so die Vertreterin der Lehrerinitiative. Man ha<?TrVer> be einen Bildungsauftrag, doch vieles, das heute in die Schulen dränge, stehe nicht im Curriculum der Schule.<BR /> Präventionsarbeit jedoch sei dort verankert. Aus diesem Grund werde sie auch durchgeführt, wenngleich in einer neuen Form, nämlich hausintern durch das Lehrpersonal, bekräftigt die Lehrerin. „Wenn es jedoch um Intervention und Hilfsmaßnahmen in Akutsituationen geht, gibt es null Abstriche – und da werden bei Bedarf auch weiterhin externe Experten hinzugezogen“, stellt sie unmissverständlich klar. <BR /><BR />Was jedoch die reine Präventionsarbeit angehe, könne sie damit leben, dass diese temporär intern geleistet werde. „Natürlich ist es etwas anderes, wenn die Postpolizei kommt, das macht was mit den Schülern, keine Frage. Doch solche Projekte müssen künftig einfach mehr geschätzt werden“, fordert die Sprecherin der Lehrerinitiative. <BR /><BR /><h3> Nicht alle beugen sich den Boykottmaßnahmen</h3>Doch nicht alle deutschsprachigen Schulen im Land verzichten auf die Fachexpertise von außen: Das weiß Michael Reiner, der Leiter der Ju<?TrVer> gendberatung Young+Direct. Er und sein Team leiten im Jahr an die hundert Schulworkshops zu Themen wie Freundschaft, Mobbing oder Internetgefahren.<BR /><BR />Ob die Nachfrage heuer rückläufig ist, sei noch verfrüht zu sagen, so Reiner, doch trotz Boykotts erreichen ihn regelmäßig Anfragen für Workshops an Schulen, sagt Michael Reiner. „Nächste Woche kommt etwa die Fachschule für Landwirtschaft Fürstenburg zu uns nach Bozen, im November mache ich an der Fachschule in Dietenheim sechs Workshops, und auch bei der Projektwoche der WFO Bruneck sind wir dabei.“ <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1220670_image" /></div> <BR />Reiner macht den Grund dafür aber nicht im Protest gegen den Protest aus. Vielmehr, so glaubt er, gehe es hier um mehrjährige Förderprogramme. „Ich kenne einige Schulen, die ESF-Projekte am Laufen haben. Diese wurden mit großer Vorlaufzeit geplant und finanziert und werden darum trotzdem umgesetzt“, weiß der Leiter der Beratungsstelle. <BR /><BR />Doch er erlebt auch Schulen, deren Lehrpersonal sich gewissen Themen nicht gewachsen fühlt, etwa wenn es um Sexualpädagogik geht. „Wir unterstützen hier zwar mit Unterrichtsmaterialien. Die Erfahrung aber hat gezeigt, dass solch heikle Themen im geschützten Rahmen mit externen Fachkräften einfach besser vermittelt werden können, weil die Hemmschwelle bei den Schülern niedriger ist und bestimmte Dinge leichter besprochen werden können“, betont der Psychologe und Psychotherapeut.<BR /><BR />Er ist darum zuversichtlich, dass die externe Unterstützung durch Young+Direct trotz Boykottmaßnahmen weiter in Anspruch genommen wird. „Prozentuell gesehen kommen die meisten Anfragen für Workshops sowieso erst im Frühjahr bis Schulende. Und wer weiß, wie die Situation bis dahin aussieht.“