Anstatt mit Bleistift auf dem Papierentwurf herumzukritzeln, sollen künftige Haus- und Wohnungsbesitzer auf den eigenen Beinen durch ihr künftiges, noch nicht gebautes Traumobjekt wandeln können – mittels begehbarem Grundriss. Mit dieser Start-up-Idee wollen drei Brixner jetzt die Bau- und Immobilienbranche aufmischen. <BR /><BR /><BR />Es ist nicht die gerade erst verbaute Eingangstür in der Wohnung in Bruneck, dem Haus in Kaltern oder der Villa am Gardasee, die man öffnen muss, um erstmals die eigenen vier Wände begutachten zu können. Es ist vielmehr ein schwerer, schwarzer Vorhang in einer Brixner Industriehalle, den man beiseite schieben muss, um sein künftiges Traumobjekt zum ersten Mal betreten zu können. Das ist die Grundidee des Start-ups „Real Living 1:1“, mit dem die Brixner Markus Gasser (38), Thomas Oberegger (35) und Lukas Cimadom (36) ein völlig neues Planungsinstrument für die Bau- und Immobilienbranche auf den Markt bringen wollen.<BR /><BR /><b>Oberegger: Müssen das unbedingt nach Südtirol bringen“</b><BR /><BR />Die Idee ist freilich nicht ganz neu. In Australien und in den USA gibt es bereits Anbieter begehbarer Grundrisse in Lebensgröße. Aber darauf aufmerksam geworden ist einer der drei Start-up-Unternehmer durch die Sendung „Höhle der Löwen – Australien“. „Als dort jemand die Idee vorgestellt hat, habe ich zu Lukas und Markus gesagt: Für so etwas wären wir genau die Richtigen. Wir müssen das unbedingt nach Südtirol bringen“, erzählt Thomas Oberegger.<BR /><BR />Der berufliche Hintergrund der drei Brixner ist zweifelsohne von Vorteil: Oberegger kommt aus der Baubranche (Oberegger-Gruppe) bzw. war Chef des Holzbrillen-Labels „Woodone“, Markus Gasser leitet die Firma „Raymotion“, die u.a. auf Renderings und 3D-Visualisierungen spezialisiert ist, und Lukas Cimadom ist Inhaber der Marketingagentur „Ewidenz“.<BR /><BR />Zwischen ersten Überlegungen und dem bevorstehenden Start in wenigen Tagen sind nur wenige Monate vergangen. In Brixen konnte eine Halle gefunden werden, um das Projekt umzusetzen. Dort werden derzeit noch letzte Handgriffe und Tests gemacht, bevor die ersten potenziellen Haus- oder Wohnungskäufer die bis zu 180 Quadratmeter große, Dunkelkammer-ähnliche „bespielbare Projektionsfläche“ betreten können, wie es Oberegger nennt.<BR /><BR /><b>Auch die Aussicht kann per Beamer eingeblendet werden</b><BR /><BR />Der Grundriss wird dort mit modernster Technik auf den Boden projiziert, Möbel aus Karton und verschiebbare Türen stehen bereit, damit sie mit wenigen Handgriffen hin- und herplatziert werden können. „Manche Menschen haben fast keine Vorstellungskraft“, erzählt Oberegger aus seinem beruflichen Alltag. So kann auf die Schnelle die Küche komplett umgestellt oder die Couch neu positioniert werden. Und die veränderten Platzverhältnisse werden schnell direkt erlebbar. Als Plus wird sogar die Umgebung bzw. der Blick aus dem Fenster eingespielt.<BR /><BR />Angesprochen werden sollen Bauträger, Architekten und Makler, Hoteliers und Käufer einer Wohnung oder eines Hauses. Nicht nur für Neubauten, sondern auch für Umbaupläne (z.B. Hotelzimmer) soll das Angebot attraktiv sein. Zentrales Argument: Damit lassen sich Bauobjekte bis ins kleinste Detail vorab abstimmen und Baufehler vermeiden, die nachher ständig stören oder nur mit viel Geld behoben werden können. Insofern rechne sich die Ausgabe von 500 bis 3000 Euro (Pakete von der Kleinwohnung bis zur großen Villa), ist Oberegger überzeugt. <BR /><BR />Den Aktionsradius des Start-ups benennt der 35-Jährige mit „Nordtirol bis Gardasee“. Wie gut die Idee ankommt, ist laut Oberegger schwer abzuschätzen. Er gibt sich jedenfalls sehr optimistisch und sagt: „Meiner Meinung nach ist das eine Revolution in der Bau- und Immobilienbranche“. Einen ersten Eindruck können sich Interessierte bei „Open Days“ (16.-30. August) machen.