Alfred Selbenbacher versteht die Welt nicht mehr. „Es ist ein Wahnsinn, was derzeit für Gäste bei uns unterwegs sind“, sagt der Hüttenwirt – und schildert, was sich gestern in seiner Almhütte zugetragen hat.<BR /><BR />Gegen 13 Uhr betraten vier italienische Männer die bereits gut besuchte Kaseralm. Zwei von ihnen schätzt Selbenbacher auf etwa 45 bis 55 Jahre, die beiden anderen dürften kaum älter als 20 gewesen sein. Von Anfang an sei die Stimmung angespannt gewesen. „Sie waren unfreundlich, beklagten sich über die Preise und dass alles zu lange dauere“, erinnert sich der Wirt. Dabei habe er gerade Hochbetrieb gehabt: „Es waren etliche Gäste da, das hat man gesehen – trotzdem wurden sie sofort laut.“<BR /><BR />Zwei der Männer habe er rasch das Essen bringen können, den anderen erklärte er, dass es noch etwas dauere. Doch diese reagierten gereizt. „Als ich mich umdrehte, hat mich einer von ihnen einen ‚stronzo‘ genannt“, erzählt Selbenbacher – eine Beleidigung, die er nicht einfach hinnehmen wollte. Als er sich den Männern erneut zuwandte, eskalierte die Situation: „Ohne Vorwarnung sprühte mir einer eine volle Ladung Pfefferspray ins Gesicht.“<h3> „Alles war wie Feuer“</h3>Sofort sei er außer Gefecht gewesen. „Ich sah nichts mehr, die Augen brannten, mein Mund, mein Hals, die Arme – alles war wie Feuer.“ Seine beiden minderjährigen Söhne eilten ihm sogleich zu Hilfe, ebenso seine Frau, die aus der Küche kam. Auch sie wurden mit dem Spray attackiert, standen aber offenbar weit genug entfernt, um nicht verletzt zu werden. „Dann haben sie meiner Frau auch noch ein Trinkglas nachgeworfen“, erzählt Selbenbacher. Danach flüchteten die vier Männer zu Fuß ins Tal.<BR /><BR />Die Hüttenwirtin alarmierte umgehend die Rettung und die Carabinieri. Eine zufällig anwesende Krankenschwester unter den Gästen kümmerte sich um den verletzten Wirt, wusch ihm die Augen aus und blieb bei ihm, bis die Einsatzkräfte eintrafen. Die Bergrettung Hochpustertal brachte Selbenbacher ins Tal, wo ihn das Weiße Kreuz übernahm und ins Krankenhaus von Bruneck einlieferte. Etwa zur selben Zeit konnten die mutmaßlichen Täter von den Carabinieri angehalten werden. Gegen sie wurde Anzeige erstattet.<h3> „Weiß nicht, wie wir das stemmen sollen“</h3>Am Abend durfte der Wirt das Krankenhaus wieder verlassen. Doch die Beschwerden blieben: „Meine Augen, der Mund, der Hals, die Arme – alles brennt noch immer. Und ich habe brutale Kopfschmerzen.“ Der Arzt schrieb ihn für sieben Tage krank. Für den Bauern kommt der Ausfall zur Unzeit: „Wir sind mitten bei der Heumahd, und ich weiß nicht, wie wir das jetzt stemmen sollen. Und auch in der Hütte fehle ich.“<BR /><BR />Was ihm jedoch noch mehr zu denken gibt, ist die Entwicklung des Tourismus: „Wenn sich solche Leute in unseren Bergen herumtreiben, läuft etwas falsch. Weniger Gäste, aber respektvollere – das wäre oft mehr.“<BR /><BR />Besonders empört ihn, wie leichtfertig mit Pfefferspray umgegangen wird: „Das ist keine Bagatelle – das ist eine Waffe.“ Die Ermittlungen der Carabinieri laufen.