Die Wanderleiterin Lucia Sottil erkundet mit ihren Gästen die verlassenen Weiler von Fodom.<BR /><BR /><BR /><BR /><i>Von Lorenzo Soratroi</i><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="629660_image" /></div> <BR />„Eigentlich wollte ich im Winter nicht als Wanderleiterin arbeiten, sondern in einer Schutzhütte in Reba/Arabba kellnern“, erzählt Lucia Sottil. „Doch wir wissen alle, wie es gekommen ist. Also dachte ich, es wäre interessant, einen Ausflug zu organisieren, um die andere Seite von Fodom zu entdecken, jene abseits der Skipisten, für die wenigen Touristen, die im Urlaub hierher kommen und nicht Ski fahren können“, sagt Sottil. „Schließlich ist es das, was ich mir vorgenommen habe, als ich mich entschloss, Wanderleiterin zu werden: Die weniger bekannten Seiten meines Tals zu zeigen.“<BR /><BR /> Touristen suchten Sportarten und Aktivitäten, die es ihnen ermöglichen, inmitten der Natur zu sein, an der frischen Luft, in der Stille. Und sie seien auch neugierig darauf, wie die Menschen in den Bergen, in den entlegenen Weilern, leben, vor allem im Winter, sagt Sottil.<BR /><BR />Als Ziel wählte sie Davedin/ Davedino im Süden von Fodom, unterhalb des Padonkammes: „Ich habe familiäre Bande in diesem Teil des Tals. Und ich glaube, dass Davedin unsere Realität am besten zeigt. Für Touristen ist es schwer vorstellbar, wie es Menschen geben kann, die an einem so isolierten, einsamen, ungemütlichen Ort leben, und das in harten Wintern wie dem, den wir gerade hatten, mit außergewöhnlich starken Schneefällen.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="629663_image" /></div> <BR />Sottil ging mit kleinen Gruppen von 6 oder 7 Urlaubern über Salesei di Sot über Sottocrepa nach Sotil. Sie schilderte die Geschichte des Dorfes Davedin. Es ging 1800 – in napoleonischer Zeit – von Venedig an die österreichisch-ungarische Monarchie über. <BR /><BR /> Davedin empfing die Gruppe unter einer dicken Schneedecke. Der Weg war gerade so weit freigeschaufelt, dass man ihn im Gänsemarsch passieren konnte. Es war wie in alten Zeiten. „Die Urlauber können nicht verstehen, wie Menschen dort leben können“, schildert Sottil. „Mehr als einer hat mir gesagt, dass er das nie schaffen würde. Aber wer weiß, vielleicht kann das dazu beitragen, dass die Menschen aus den Städten unser Wesen, unsere Mentalität, das Herz der Bergbewohner verstehen?“ <BR /><BR /> Die Initiative sei erfolgreich gewesen, schildert Sottil, vor allem in der Faschingszeit, auch wenn wegen des Reiseverbots zwischen den Regionen nur Urlauber aus Venetien in Fodom waren. In Belluno und Venetien gab es zu der Zeit – anders als in Südtirol – keinen Lockdown; Reisen innerhalb der Region waren möglich. „Für den Sommer habe ich schon andere Pläne, an denen ich gerade noch feile“, sagt Sottil. Im Winter will sie die Exkursion zu diesem entlegenen Weiler aber wieder anbieten. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="629666_image" /></div> <BR /><BR />In Davedin leben nur noch 2 Menschen: Die Brüder Pietro, der Skilehrer ist, und Bruno, ein Rentner. Seine Kaninchen leisten ihm Gesellschaft. Die Mutter der beiden hatte sich, als sie auf die 90 zuging, entschieden, nach La Plié da Fodom zu ziehen. Im Sommer kommen einige Einheimische zurück in ihre alte Heimat, um im Haus ihrer Eltern oder Großeltern nach dem Rechten zu sehen und auch einige Zeit zu bleiben – sofern die Straße nicht wegen eines Erdrutsches gesperrt ist. <BR />Im Weiler Sotil steht das historische Holzhaus leer, das dem Ersten Weltkrieg widerstanden hat. In Sottinghiazza lebt nur mehr Andrea, früher wohnten 30 Menschen in dem Weiler. Roncat ist seit Jahren unbewohnt, dabei beherbergte es bis Ende der 1960er Jahre die Schule. Ein Ehepaar – er aus Triest, sie aus Reggio Emilia – eröffnete dort einen Betrieb für Urlaub auf dem Bauernhof, der aber nicht lange Bestand hatte. Er wurde kürzlich verkauft: Daraus wird eine Ferienwohnung.<BR />