Südtirol Online: Herr Bürgermeister, was sagen Sie zur Beschlagnahme der Xela?Martin Fischer: Obwohl die Initiative zur Beschlagnahme nicht von der Gemeinde ausgeht, fühlen wir uns bestätigt. Wir als Gemeinde waren immer der Meinung, dass die Tätigkeiten der Xela nicht den Konzessionen und auch nicht den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Wir haben unsere Vermutungen bereits öfters deponiert, haben sie sowohl bei der Staatsanwaltschaft eingebracht als auch beim Land gemeldet. Es sind daraufhin zwar Strafverfahren eingeleitet worden, die noch anhängig sind. Eine Beschlagnahme ist bis heute allerdings noch nie gemacht worden.STOL: Warum jetzt?Fischer: Warum der Betrieb plötzlich beschlagnahmt wird, kann ich auch nicht sagen. Doch scheinbar haben auch die Untersuchungen der Carabinieri-Spezialeinheit "Noe" ergeben, dass die Tätigkeiten der Xela nicht der eigentlichen Genehmigung entsprechen.STOL: Was macht der Müllverarbeitungsbetrieb Xela genau?Fischer: In ganz Italien gibt es keine Annahmestelle für industriellen Sondermüll. Der gesamte Sondermüll wird ins Ausland transportiert. In diesem Prozess hat die Firma Xela eine interessante Lücke entdeckt: Sie nimmt Müll an, lagert ihn und organisiert dann seinen Transport ins Ausland. Doch nicht nur das: Xela vermischt auch Abfälle und schickt den Müll somit in einer anderen Konstellation weiter. Zwar hat die Xela die Genehmigung dazu, bestimmte Abfälle zu vermengen. Doch geht es nun um die Frage, ob die Xela mehr oder anderen Müll vermischt. Wie welche Abfälle vermischt werden dürfen, ist eine sehr komplizierte Geschichte. STOL: Warum wird Müll vermischt?Fischer: Das ist eigentlich recht einfach: Ich bekomme eine Ladung Müll. Drei Prozent davon sind giftig. Somit ist die gesamte Müllmenge gefährlich und die Abnahme davon kostet ein Heidengeld. Wenn ich nun die giftigen Anteile aus dem Müll herauslösen kann und zwei Haufen bilde - einen mit dem ungiftigen Müll, den anderen mit dem giftigen -, dann kostet mir der Haufen mit dem ungiftigen Müll sehr viel weniger Geld. Das heißt: Ich nehme gefährlichen Müll zu einem hohen Preis an, teile die Spreu vom Weizen und kann den Müll für weniger Geld weiterliefern. Und hier liegt der Profit.STOL: Das Teilen und Vermischen von Müll bringt somit Gewinne.Fischer: ... ist aber auch sehr, sehr kompliziert. Denn hier ist die Gefahr der Selbstentzündung sehr hoch. Das Land hat der Xela eine bestimmte Konzession erteilt. Die Frage ist nun, ob alle Tätigkeiten der Xela immer noch innerhalb dieser Konzession ablaufen oder nicht. Und genau daran sind Zweifel entstanden.Interview: Petra Gasslitter