Die Caritas hat deshalb einen Leitfaden für die künftigen Mitglieder der Landesregierung zusammengestellt. Das Ziel sei, soziale Gerechtigkeit im Land noch weiter voranzutreiben, so die Caritas. Sie sei tagtäglich mit den Nöten der Menschen im Land konfrontiert. „Südtirol steht am Scheideweg“, betonen die beiden Caritas-Direktoren Heiner Schweigkofler und Pio Fontana. „Den Menschen in diesem Land kann es aber nur gut gehen, wenn soziale Gerechtigkeit herrscht“. Umfragen zur Lebensqualität hätten gezeigt, dass ökonomische oder ökologische Faktoren allein nicht aussagekräftig genug seien. „Dies verdeutlicht, dass soziale Fragen zu wichtig sind, um als Randgruppenphänomen wahrgenommen zu werden. Darum dürfen wir nicht zulassen, dass ein zunehmender Teil der Bevölkerung zurückbleibt und am Wohlstand nicht teilhaben kann – dies liegt im Interesse aller Bürger des Landes“, betonen Schweigkofler und Fontana. Sie wünschen sich deshalb von der neuen Landesregierung, dass sie sich um einen solchen sozialen Ausgleich verstärkt bemüht. Welche Maßnahmen kurz- und mittelfristig besonders wichtig sind, haben die beiden Caritas-Direktoren in einem fünf Punkte umfassenden Forderungskatalog festgehalten, den sie einigen politischen Verantwortungsträgern bereits schriftlich haben zukommen lassen. Die fünf Punkte sind: Armutsprävention und Reform des sozialen Netzes, Zugang zu guter Arbeit für Langzeitarbeitslose und schwervermittelbare Menschen, zielgerichtete Integration von Zuwanderern, Ausbau bestimmter Pflegestrukturen (Hospiz, Psychiatrie im Alter) und die Verbesserung der Wohnsituation von sozial benachteiligten Personengruppen.Sozialpolitik, und besonders die Familienpolitik müssten zwingend im Zusammenspiel mit anderen Politikbereichen gestaltet werden. Das Südtiroler Sozialsystem sei ohne Zweifel sehr gut aufgestellt, in oben genannten Punkten herrsche aber ressortübergreifend dringend Handlungsbedarf. Darüber hinaus gelte es, bei den anstehenden Reformen existierende Instrumente und Leistungen, die heute getrennt organisiert seien, zusammenzuführen und sie somit stärker auf die Bedürfnisse der Menschen auszurichten. „Soziale Gerechtigkeit ist mehr als nur ein ökonomischer Faktor und sollte deshalb für die neue Führungsspitze ein eigenständiges Ziel sein“, schließen die beiden Direktoren.