Ob in Arbeit, Familie, Politik oder Wirtschaft: „Bis zur vollen Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau liegt noch ein langer Weg vor uns“, betont Ulrike Oberhammer, Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit. <BR /><BR />In diesem Sinne hat der Beirat einen umfassenden Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen ausgearbeitet, der die Gleichberechtigung fördern soll. „Im August 2024 haben wir ihn der Landesregierung vorgelegt. Sie hat ihn zur Kenntnis genommen, aber das allein reicht nicht aus“, so Oberhammer. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1211910_image" /></div> <BR /> Dass nach wie vor ein derartiges Ungleichgewicht besteht, ist vielfach veralteten Rollenbildern zu verschulden, wie Ulrike Oberhammer erklärt. „Etwa beim Thema Familie: Der Mann sollte sich gleich stark an der Erziehung beteiligen wie die Frau.“ Ohne eine gerechte Aufteilung entstehe finanzielle Abhängigkeit: Arbeitet die Frau in Teilzeit, wirkt sich das nicht nur auf ihr Einkommen, sondern langfristig auf ihre Pension aus.<h3> Betreuung das ganze Jahr über</h3> Ein Schritt in die richtige Richtung wäre laut Aktionsplan die Ausdehnung des Betreuungsangebots für Kinder auf das ganze Jahr – also auch die Sommermonate über. „So sollten auch die Kindergärten das ganze Jahr über offen sein“, ist Oberhammer überzeugt. „Zudem braucht es eine zweite Eintrittszeit für den Kindergarten – auch im Jänner, anstatt nur im September.“ <BR /><BR />Vor allem aber ist im Aktionsplan auch sehr viel Präventionsarbeit vorgesehen. Etwa zu den Themen Gewalt und Sicherheit oder Frauengesundheit. „Was Letztere anbelangt, sind heutzutage noch immer viele Medikamente rein auf den männlichen Körper angepasst“, bemängelt Oberhammer. Genauso will man gegen klassische Stereotypen vorgehen. „Das beste Beispiel ist die Verwendung der Farben Rosa und Blau für die beiden Geschlechter.“ <BR /><BR /><embed id="dtext86-71439984_quote" /><BR /><BR />Auch im Beruf gibt es noch einiges zu tun. „Dies fängt schon bei den Stellenanzeigen an“, untermauert Oberhammer. „Es ist wichtig, stets beide Geschlechter anzusprechen. So trauen sich Frauen mehr in technische, Männer wiederum in soziale Berufe einzusteigen.“ <BR /><BR />In den Bereichen Politik und Wirtschaft will man die Partizipation der Frauen vor allem mit der Frauenquote von 50 Prozent voranbringen. „Um die Gleichberechtigung endgültig zu erreichen, müssen alle an einem Strang ziehen“, betont Oberhammer abschließend.<h3> Zunehmend suchen auch Männer Hilfe</h3> Die Chancengleichheit ist nicht nur ein Thema, das Frauen betrifft: Laut Gleichstellungsrätin Brigitte Hofer suchen zunehmend auch Männer Unterstützung. „Zwar ist der Teil im Vergleich zu den Frauen nach wie vor klein, doch wir erkennen einen deutlichen Anstieg“, so Hofer. <BR /><BR />Die Gleichstellungsrätin betrachtet diese Entwicklung als äußerst positiv. „Das Thema Gleichstellung betrifft uns nämlich alle – egal welches Geschlecht“, betont Hofer. <BR /><BR /><embed id="dtext86-71439988_quote" /><BR /><BR />Wie aus dem kürzlich erschienenen Tätigkeitsbericht der Gleichstellungsrätin hervorgeht, wurden im Jahr 2024 insgesamt 722 konkrete Fälle bearbeitet. „451 davon betreffen Frauen, der Rest die Männer“, informiert Hofer. Dass die Zahl an Männern derartig gestiegen ist, hängt laut Hofer auch mit der starken Sensibilisierungsarbeit zusammen. <h3> Alte Rollenbilder als Problem</h3> „Die Bereiche, in denen sich Männer beraten lassen, sind teils ähnlich wie jene der Frauen – etwa Mobbing am Arbeitsplatz oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, berichtet Hofer. V.a. bei Letzterem würden sich Männer – oft wegen veralteter Rollenbilder – benachteiligt fühlen.<BR /><BR /> „Heutzutage beantragen vielfach auch Männer Eltern- oder Teilzeit an. Doch ihnen wird oft klar vermittelt, dass sie hierfür mit Nachteilen rechnen müssen“, so Hofer. <BR /><BR />Etwa würden die Möglichkeiten auf Karriere im Beruf schrumpfen oder sie ihre Position verlieren. „Hier müssen unbedingt alte Muster aufgebrochen werden. Es darf nicht selbstverständlich sein, dass die Frau daheim bleibt und die Erziehung übernimmt, während der Mann weiterarbeitet“, unterstreicht Hofer. Es liege auch in der Verantwortung der Betriebe, hier angemessene Lösungen mit flexiblen Arbeitszeiten & Co. für beide Geschlechter anzubieten.<h3> Hemmschwelle besteht nach wie vor</h3> Die Hemmschwelle, sich Hilfe zu suchen, scheint bei Männern jedoch nach wie vor größer zu sein als bei Frauen. „Viele wenden sich erst an uns, wenn das Problem eigentlich schon gelöst ist – etwa, wenn sie bereits gekündigt oder die Arbeitsstelle gewechselt haben“, sagt Hofer. <BR /><BR />Viele Männer würden anfangs zögern, doch am Ende froh über die Beratung sein. Daher appelliert Hofer abschließend ein weiteres Mal: „Die Beratungsstelle ist für alle da, sowohl für Männer als auch für Frauen.“