Die Cholera wird nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu einer dauerhaften Bedrohung für Haiti, aber auch für die benachbarte Dominikanische Republik. Die Regierung in deren Hauptstadt Santo Domingo verfügte, die Grenze zu Haiti vorläufig zuzumachen. Damit will sie ein Übergreifen der Krankheit verhindern. Die WHO erklärte dagegen, die Schließung mache keinen Sinn. Hilfsorganisationen gelang es unterdessen, die Infizierungswelle einzudämmen. Das Risiko sei hoch, dass die Cholera auf verschiedene Teile Haitis, aber auch auf die Dominikanische Republik auf derselben Insel Hispaniola übergreife, sagte Jon Andrus, der stellvertretende Direktor der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation, die zur WHO gehört. „Die Cholera hat sich in Haiti festgesetzt. Es ist klar, dass sie mehrere Jahre nicht von dort verschwinden wird.“In Genf sagte die WHO-Sprecherin Fadela Chaõb am Dienstag: „Es ist nicht notwendig, den Reiseverkehr einzuschränken, weil es in einem Nachbarland Cholera gibt.“ Die Dominikanische Republik hatte vier Grenzübergänge zu Haiti teilweise gesperrt. Bis zum Dienstagmorgen waren rund 3300 Cholerafälle gezählt worden, etwa 260 Menschen sind an der Krankheit bislang gestorben. Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz oder das UN- Kinderhilfswerk Unicef kündigten an, ihre Bemühungen zu erhöhen, um die Epidemie zu stoppen.„Viele Kinder werden erst in letzter Minute ins Krankenhaus gebracht, sagte Jean-Claude Mulubama, Leiter der Unicef in Haiti. „Dann ist es oft schon zu spät.“ Die Cholera war am Dienstag vergangener Woche in Zentral-Haiti ausgebrochen, zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren auf der östlich von Kuba gelegenen Antilleninsel Hispaniola. Haitis Regierung und die Vereinten Nationen, die dem Land seit sechs Jahren mit einer Stabilisierungsmission helfen, hatten befürchtet, dass die Cholera auch die Hauptstadt und vor allem die Obdachlosenlager der Erdbebenopfer heimsuchen könnte. Bei einem Erdbeben im Januar waren in Port-au-Prince und Umgebung mehr als 220.000 Menschen getötet und über eine Million obdachlos geworden.