Er erklärt auch, warum er fürchtet, dass Katharina Zellers Wählerschaft perplex sein könnte.<BR /><BR /><b>Herr Bürgermeister, warum haben Sie so lange gewartet, Ihre Wiederkandidatur bekannt zu geben? Weil das Ja von Alleanza fehlte?</b><BR />Bürgermeister Dario Dal Medico: Es bestand keine Eile, ich selbst hatte es am wenigsten eilig. Es war auch keine Frage eines Ja von Alleanza per Merano, denn wir waren immer im Einklang. Zu früh einzusteigen, wäre für mich auch ein Zeichen der Unsicherheit gewesen. <BR /><BR /><b>Wie schätzen Sie diese zweite Kandidatur ein? Schwieriger oder leichter als 2020 als völliger Neuling, als Sie der Überraschungsmann waren?</b><BR />Dal Medico: Auf der einen Seite leichter, denn gewissermaßen weiß ich, wie der Hase läuft. Ich kenne den Verwaltungsapparat und ich selbst weiß, was ich getan habe und was noch zu tun ist. Auf der anderen Seite schwieriger, weil ich nicht mehr die Neuigkeit bin, sondern ich muss mich in meiner Aufgabe bestätigen lassen. Der Überraschungseffekt ist nicht mehr da. Jetzt setzen wir auf Stabilität und unsere getane Arbeit. <BR /><BR /><b>Wie hilfreich ist der Bürgermeister-Bonus?</b><BR />Dal Medico: Er ist Chance und Risiko zugleich. Die Wiederkandidatur ist ein bisschen wie in der Schule das Zeugnis bekommen. Ich werde beurteilt als Bürgermeister, aber auch als Mensch. Beides ist für mich gleichermaßen wichtig.<BR /><BR /><b>2020 und 2021 rührte die SVP in der Stichwahl die Werbetrommel für Sie. Sie sagten 2021, dass Sie glauben 1500 Stimmen von deutschen Wählern bekommen zu haben. Dieses Mal? Zumal das Verhältnis zur SVP zerrüttet scheint.</b><BR />Dal Medico: Ich möchte jetzt schon betonen, dass das Verhältnis mit der SVP nicht angespannt ist, sondern absolut korrekt. Wir arbeiten auf Gemeinde- und Landesebene gut zusammen. Es liegt auf der Hand, dass je näher es Richtung Wahlen geht, jeder sein Ding macht und sich die Schattierungen unterscheiden. Aber ich habe vor der deutschsprachigen Bevölkerung großen Respekt und ich hoffe gezeigt zu haben, dass ich der Bürgermeister aller war.<BR /><b><BR />Und 1500 Stimmen von den deutschsprachigen Wählern?</b><BR />Dal Medico: Warten wir ab. Ich habe jedenfalls ein reines Gewissen gegenüber allen Bürgern aller Sprachgruppen. <BR /><BR /><b>2021 im Zuge der Koalitionsverhandlungen sagten Sie, Katharina Zeller wäre die ideale Besetzung als Vizebürgermeisterin. Ist sie das immer noch?</b><BR />Dal Medico: Hab ich das (lacht)? Die SVP ist und bleibt aus unserer Sicht der ideale Partner. Ich hoffe, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht. Auch wenn Katharina Zeller in den letzten Monaten kuriose Ausreißer hatte, als wäre sie in der Opposition, kann ich sagen, dass wir in diesen Jahren im Stadtrat alle gut zusammengearbeitet haben. <BR /><b><BR />Gibt es eine Begebenheit in den 3,5 Jahren Amtszeit, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?</b><BR />Dal Medico: Da gibt es nicht eine einzelne Begebenheit. Das Schöne an dieser Aufgabe ist, dass man sehr vielen Menschen begegnet, sehr viele kennenlernt und mit einigen sogar Freundschaften schließt – hier in der Stadt, auf Landesebene und darüber hinaus. Mit Gabriele Albertini, Ex-Mailänder Bürgermeister, bin ich mittlerweile befreundet. Und das Meraner Vereinswesen kenne ich mittlerweile noch besser, weiß, welche Menschen wohin gehören. Auch in dieser Hinsicht habe ich viel von dieser Stadt gelernt. <BR /><BR /><b>Haben Sie etwas an diesem Amt unterschätzt, etwas überschätzt?</b><BR />Dal Medico: Unterschätzt habe ich sicher das Arbeitspensum. Der Arbeitstag als Bürgermeister hat 14 Stunden, los geht’s um 7 Uhr, Ende ist meist um 10 Uhr abends – Wochenenden inklusive. Aber jetzt habe ich ein Gleichgewicht zu meinem Privatleben gefunden. Ich danke meiner Frau und meinen Kindern für ihre Geduld und Unterstützung.<BR /><BR /><b>Die schwierigste Entscheidung in 3,5 Jahren?</b><BR />Dal Medico: Zweifellos die Entscheidung zur Standseilbahn, auch weil es den Druck seitens des Landes gegeben hat. Ich habe im Interesse der Stadt entschieden. Mir fällt es aber auch schwer, wenn Leute zu mir kommen und um eine Bleibe bitten, aber nicht die Voraussetzungen haben, weil sie in keiner Rangliste sind usw. Da Nein sagen, ist nicht leicht. <BR /><BR /><b>Manche kritisieren, dass Sie nicht entscheidungsfreudig seien...</b><BR />Dal Medico: Mag sein, niemand ist perfekt, auch ich nicht.<BR /><BR /><b>Ich nehme an, Sie wollen in die Stichwahl. Wer wird Ihre Gegnerin sein?</b><BR />Dal Medico: Nix ist fix in der Politik. Das gilt für jeden von uns. Natürlich hoffe ich, dass ich in die Stichwahl komme. Und zu Ihrer Frage: Ulrike Ceresara.<BR /><BR /><b>Warum?</b><BR />Dal Medico: Nun, es ist eine Frage der Zahlen, aber nicht nur. Katharina Zeller hat als meine Vize jahrelang mitregiert und unsere politische Arbeit und Ausrichtung voll akzeptiert und mitgetragen. Das Urteil, wie kohärent es ist, jetzt gegen den eigenen Bürgermeister anzutreten, überlasse ich anderen. Ich kann mir vorstellen, dass Zellers Wählerschaft etwas perplex sein könnte. Und zu den Zahlen: Das Bündnis um Ceresara kommt derzeit auf 14 Ratssitze, die SVP auf 7.<BR /><BR /><b>Sorge, dass Ihnen das rechte Lager um die „Fratelli d’ Italia“ Stimmen wegnimmt?</b><BR />Dal Medico: Ich bringe jedem Respekt entgegen, das vorausgeschickt. Aber ich denke, von den Zahlen her können wir eher unbesorgt sein.