Wie ist das möglich? Seit Jahren ist Bruneck bekannt als teures und hartes Pflaster in Sachen Mietwohnung. Trotzdem ist die Rienzstadt auf der Landesliste der 21 Gemeinden mit Wohnungsnot nicht zu finden. Für Andre-Benedict Niederkofler ist das ein klares Zeichen dafür, dass die Kriterien für die Einstufung als Gemeinde mit Wohnungsnot dringend überarbeitet und das Wohnungsproblem anders angepackt werden muss. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="816389_image" /></div> <BR /><b>Südtirols Städte sind ein heißes Pflaster in Sachen Wohnungsnot. Wie erklären Sie sich, dass ausgerechnet Bruneck nicht auf der Liste des Landes der Gemeinden mit Wohnungsnot zu finden ist?</b><BR />Andre-Benedict Niederkofler: Wir als eine der Hauptanlaufstellen für Vermieter und Mieter und als die größte Immobilienagentur im Pustertal können uns darüber nur wundern. Bruneck ist Uni-Stadt, Industrie- und Handwerksknotenpunkt des Pustertals, Sitz der Sanitätseinheit Ost, Sitz der Bezirksgemeinschaft Pustertal und der verschiedenen Landesämter – und Wohnungen sind extrem gefragt. Wir haben täglich bis zu 20 Leute im Büro, die eine Wohnung suchen. <BR /><BR /><b>Vielleicht hat Bruneck weniger Tourismus als zum Beispiel Abtei, Corvara, Enneberg und Sexten, die als Gemeinden mit Wohnungsnot eingestuft sind.</b><BR />Niederkofler: Das Problem in diesen Gemeinden ist selbst verschuldet und hat offensichtlich nichts mit tatsächlicher Wohnungsnot zu tun. Das ist ganz einfach zu erklären: Es handelt sich um touristische Hochburgen, in welchen die meisten Eigentümer ihre Wohnung für die touristische Vermietung verwenden. Diese Wohnungen stehen somit den Ortsansässigen nicht mehr zur langfristigen Miete zur Verfügung und fehlen am Markt. Das ist auch verständlich, denn touristische Vermietung hat viele Vorteile. Sie ist um einiges lukrativer, bringt viel höhere Renditen für den Eigentümer; die Wohnung ist für Eigenbedarf immer sofort verfügbar und die Eigentümer gehen nicht das Risiko ein, dass sie zum Beispiel auf Mietnomaden hereinfallen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-56253467_quote" /><BR /><BR /><b>Somit gibt die Liste des Landes der „Gemeinden mit Wohnungsnot“ schlichtweg nicht die tatsächliche Situation wieder.</b><BR />Niederkofler: Die Idee der Landesregierung, „Gemeinden mit Wohnungsnot“ zu definieren, ist begrüßenswert und notwendig, um langfristige Vermietungen zu fördern. In Anbetracht der Tatsache, dass zum Beispiel Bruneck nicht zu diesen Gemeinden mit Wohnungsnot zählt – trotz des klaren Mangels an Mietwohnungen – müssen die Kriterien dringend neu überarbeitet werden.<BR /><BR /><b>Was schlagen Sie vor?</b><BR />Niederkofler: Worauf wir aber vor allem hinweisen möchten, ist die falsche Regelung der hohen GIS-Sätze für langfristig vermietete Wohnungen. Der Landeshauptmann spricht ständig von der Reduzierung der GIS-Steuersätze für langfristig vermietete Wohnungen. Dabei ist derzeit genau das Gegenteil der Fall. Personen die langfristig vermieten, werden bestraft – sie zahlen im Durchschnitt von 0,76 bis 3,5% GIS; dagegen werden jene belohnt, die touristisch vermieten – mit einer GIS von 0,2%.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="816692_image" /></div> <BR /><BR /><b>Damit ist klar, dass niemand gerne langfristig vermietet.</b><BR />Niederkofler: Wenn man das Mietproblem lösen möchte, ist die Lösung relativ einfach: Man erhöht die GIS deutlich für touristische vermietete Liegenschaften, die nicht in Tourismuszonen sind; schlussendlich sind das ja zweckentfremdete Wohnungen zur Beherbergung von Gästen. Auf der anderen Seite muss die GIS für langfristig an Ansässige vermietete Wohnungen verringert werden. Damit würden in kürzester Zeit viele Wohnungen zur Vermietung an Ansässige auf den Markt kommen. Und: Es bräuchte keinen Bettenstopp mehr, weil die touristische Vermietung nicht mehr so lukrativ wäre. Kurz gesagt: Die derzeit gültige GIS müsste genau umgekehrt angewandt werden, also touristische Vermietung mit 3,5%, wie für leerstehende Zweitwohnungen, und langfristig vermietete Wohnungen an Ansässige mit Wohnsitz 0,2%.<BR /><BR />