<b>Was ist der Fahrradmobilitätsplan, der 2022 vorgestellt wurde?</b><BR />Harald Reiterer: Wir wollen den Anteil der Radmobilität an allen zurückgelegten Wegen steigern. Das ist das Ziel des Plans. Laut einer Erhebung waren es im Jahr 2012 genau 11 Prozent aller Wege, die mit dem Fahrrad gefahren worden sind, das Ziel wäre, im Jahr 2030 auf 20 Prozent zu kommen. Um das zu erreichen, muss man sich weiterentwickeln. Die Infrastruktur bereitstellen und eine Radkultur etablieren, sodass die Leute die positiven Werte der Radmobilität erkennen.<BR /><BR /><b>Werte wie?</b><BR />Reiterer: Fahrrad fahren ist kostengünstig, gut für die Gesundheit und gut für die Allgemeinheit, weil wenig Fläche verbraucht wird und keine Schadstoffe ausgestoßen werden.<BR /><BR /><b>Wie wird der Fahrradmobilitätsplan umgesetzt?</b><BR />Reiterer: Der Plan beinhaltet ein Maßnahmenpaket mit über 100 Maßnahmen. Das geht von der Infrastruktur über Sensibilisierung bis hin zu Schulprojekten.<BR /><BR /><b>Radfahren ist ein wichtiger Teil der Zukunftsmobilität. Wie ist Südtirol dafür gerüstet?</b><BR />Reiterer: Es gibt Beispiele, wo Radfahren schon länger etabliert ist, z. B. in Bozen. Dort gehört es zum Alltag. Andere Orte holen jetzt auf und sind sehr bemüht im Bereich der Radmobilität, wie etwa Lana, Brixen oder Bruneck. Sie setzen sich aktiv mit dem Thema auseinander und versuchen, sich zu verbessern. <BR /><BR /><b>Und wo hapert es noch?</b><BR />Reiterer: Wir haben ein gut ausgebautes übergemeindliches Fahrradnetz, über 500 Kilometer sind es landesweit. Diese Wege wurden für den Tourismus und für die Freizeit konzipiert. Die Herausforderung ist es nun, Attraktionspunkte, wie Gewerbegebiete, Einkaufsorte oder Wohngegenden, gezielt zu erschließen und an das vorhandene Fahrradnetz anzubinden. <BR /><BR /><b>Was ist dafür konkret geplant?</b><BR />Reiterer: Man kann eigene Radwege als Verbindung schaffen, aber man kann auch die Straßen und somit bestehende Infrastruktur mitnutzen, indem man z. B. die Geschwindigkeit für Autofahrer drosselt oder Radstreifen macht. <BR /><b><BR />Viele verzichten hierzulande auf das Radfahren, gerade weil die Infrastruktur fehlt...</b><BR />Reiterer: : Das Gelände in Südtirol ist schwierig und hat die Radmobilität von jeher nicht begünstigt. An der Infrastruktur muss man arbeiten. Wie geschildert, etwa indem man den Autoverkehr – vor allem im urbanen Raum und auch bei Dorfdurchfahrten – einbremst, sodass die Radler sicher fahren können und respektiert werden. Es ist aber nicht einfach, immer eine zufriedenstellende Lösung zu finden: Man kann nicht überall Straßen verbreitern oder Radstreifen schaffen. Nützlich sind auch technische Innovationen: Mit dem E-Bike schafft man es viel besser, Steigungen zu bewältigen und auch längere Strecken zu fahren. So werden immer häufiger 5 bis 10 Kilometer auch mit dem Fahrrad zurückgelegt. <BR /><BR /><b>Was ist noch eine Herausforderung?</b><BR />Reiterer: Verbessert werden muss etwa auch der Winterdienst. Radfahren muss im Winter möglich sein, vor allem auf viel befahrenen Strecken, die für Alltagswege genutzt werden. Daran wird im Rahmen des Radmobilitätsplanes in Zukunft gemeinsam mit den jeweils zuständigen Bezirksgemeinschaften verstärkt gearbeitet.<BR /><BR /><b>Auf der Webseite der Landesverwaltung findet man nun die Bikemap. Was ist das?</b><BR />Reiterer: Stimmt, die Bikemap wurde kürzlich noch einmal optimiert. Es ist eine kartografische Darstellung der Radinfrastruktur in Südtirol. Dort sind längerfristige Sperren von Radwegen hinterlegt sowie Radwege und offizielle Mountainbike-Touren eingetragen. Gerade durch solche Dinge soll das Fahrrad allmählich einen höheren Stellenwert erhalten, der für das Auto schon längst selbstverständlich geworden ist. <BR /><BR /><b>Und seit 2014 gibt es die Initiative „Südtirol radelt“...</b><BR />Reiterer: Mit der Initiative wollen wir die Menschen zum Radfahren anregen. Auf einer Plattform kann man sich kostenlos registrieren und die mit dem Rad zurückgelegten Kilometer eintragen. Ab 150 Kilometer im Jahr nimmt man an einer Verlosung mit Preisen teil. Wir haben inzwischen einige 1000 Teilnehmer. Das Ziel ist es dabei nicht, bei den Zahlen ständig zu wachsen, sondern generell eine Plattform zu bieten. Wir möchten neue Leute fürs Radfahren begeistern und jene, die schon mit dem Rad fahren, bestärken, das auch weiter zu tun.