<b>Nach 19 Jahren Präsidentschaft von Helga Mutschlechner Holzer haben Sie nun das Amt der KVW-Frauenchefin übernommen. Mit welchen Gefühlen?</b><BR />Heidrun Goller: Es sind große Fußstapfen: Meine Vorgängerin ist 19 Jahre lang für die Sache der Frauen eingestanden, hat ihr Gesicht gezeigt und mit dem Team hat sie ganz schön was auf die Beine gestellt. Ich stehe demütig vor dem Geleisteten. Dennoch habe ich, als ich gefragt wurde, nicht gezögert. Wenn das Leben anklopft, muss man aufmachen. Das ist einfach zu tun.<BR /><BR /><b>Das klingt nach einer Fortführung der bisherigen Schwerpunkte?</b><BR />Goller: Absolut. Wir werden auch weiterhin die Frauenthemen tiefgründig angehen und uns insbesondere weiter dafür einsetzen, dass es zwischen den Geschlechtern sozial gerechter zugeht.<BR /><BR /><b>Das heißt konkret?</b><BR />Goller: Nun die Themen sind untereinander verbunden, bedingen einander. Das drängendste Problem aus der Ungleichheit ist die Altersarmut der Frauen. Es muss einfach möglich sein, dass sich hier etwas tut. Für die derzeitigen Seniorinnen, aber auch für die künftigen. Denn so wie es derzeit aussieht, trifft die Altersarmut auch noch die Generation unserer Töchter. Wir reden viel über Gewalt an Frauen, für mich ist auch das eine – systemische und subtile – Gewalt an Frauen.<BR /><BR /><b>Was braucht es, damit sich die Altersarmut der Frauen nicht in die Zukunft zieht?</b><BR />Goller: Auf jeden Fall die Anerkennung der Erziehungs -und Pflegezeiten für die Rente. Bei letzterem scheint mit dem Burgenländer Modell jetzt ein wenig Bewegung in die Sache zu kommen. Das ist sicher ein guter Ansatz, pflegende Angehörige – und zumeist sind es ja die Frauen – als Pflegekräfte auszubilden und anzustellen. Damit ist dann ja auch die Rentenzeit automatisch angerechnet. Aber bei den Erziehungszeiten – 2 Jahre sollten dafür schon angerechnet werden – gilt es, dran zu bleiben. Eltern sein, das gilt prinzipiell und für Mann und Frau gleichermaßen, darf kein finanzieller Nachteil sein. <BR /><BR /><b>In der Praxis sind es aber auch hier die Frauen, die den Kindern zuliebe beruflich kürzer treten. Immer noch kündigen zahlreiche Frauen bald nach der Geburt eines Kindes und/oder wechseln in die Teilzeit...</b><BR />Goller: Mit den entsprechenden finanziellen Nachteilen. Das liegt auch daran, dass zumeist der Mann den besser bezahlten Job hat, und es sich finanziell einfach nicht spielt, wenn er zu Hause bleibt. Dabei würden gerade junge Männer gerne mehr Familienarbeit leisten.<BR /><b><BR />Worauf setzen Sie?</b><BR />Goller: Auf eine generationenübergreifende Solidarität der Frauen. Nur so lässt sich der gesamte Komplex vom Gender-pay-gap bis zur Frauen-Altersarmut gemeinsam lösen. Dieser Zusammenhalt, das ist unsere natürliche Ressource, wir Frauen können das.