<BR />Begonnen hat der heute 63-jährige Antholzer auf 2052 Metern mit einem Würstlstand – zu einer Zeit, als am Staller Sattel, wie an jedem anderen Grenzübergang, noch der Grenzbalken stand und die Finanzpolizei die Ein- und Ausreise überwachte. Seither ist viel Zeit ins Land gezogen, der Grenzbalken ist wenige Jahre später gefallen, die Finanzkaserne am Pass längst dem Verfall preisgegeben. Isidor Messner ist über all die Jahre geblieben, aus seinem Würstlstand wurde eine kleine Holzhütte, in der er Durchreisende und Wanderer bewirtete und ihnen die Zeit vertrieb. Auf der schmalen Straße vom Antholzer See zum Staller Sattel ist nämlich nur Einbahnverkehr und deshalb die Durchfahrt nur in einem 15-Minuten-Zeitfenster möglich. Bis zu 45 Minuten sind mitunter also am Pass zu warten, bis die Ampel auf Grün schaltet. Wer nicht im Auto sitzen wollte, kehrte bisher in der „Hexenschenke“ zu. <h3> Fehlende Infrastruktur erschwert Arbeit enorm</h3>So hat Isidor Messner einiges kommen und gehen sehen, am Anfang eher weniger, mit den Jahren immer mehr. „Der Verkehr hat wahnsinnig zugenommen in all den Jahren“, sagt er. Und das werde sicher nicht besser, wenn auf der Luegbrücke am Brenner für längere Zeit nur mehr eine Autobahnspur offen ist. „Da weichen dann viele über den Staller Sattel aus“, sagt Messner und spricht aus Erfahrung. „Wenn am Brenner Stau ist, dann leitet das Navi auf den Staller Sattel um.“ Dann werde es auf 2000 Metern Höhe noch voller, als es sonst schon an vielen Sommertagen ist.<BR /><BR /><embed id="dtext86-64789896_quote" /><BR /><BR />Dass der Pass aber nur eingeschränkt, also im engen Zeitfenster, befahrbar ist, das wissen viele Durchreisende nicht, auch erschließt sich gar einigen der Sinn einer roten Ampel nicht. Isidor Messner und sein Team der „Hexenschenke“ waren dann zur Stelle, erklärten die Verkehrsregeln und ließen jene mit einem dringenden Bedürfnis bereitwillig das stille Örtchen der Hütte benutzen. Denn Sanitäranlagen oder anderweitige Infrastruktur, die ein Pass durchaus nötig hat, gibt es am Übergang vom Antholzer Tal ins Osttiroler Defereggen nicht. Kein Strom und kein Abwasser, das erschwert das Arbeiten auf dem Staller Sattel erheblich. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/ohne-strom-und-ohne-abwasser-das-ist-keine-visitenkarte" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(Hier mehr dazu)</a><BR /><BR />Isidor Messner hat sich den Strom über Aggregate organisiert, für sein WC eine Klärgrube gebaut. „Aber mittlerweile ist alles zu klein geworden. Das war nie für den Massenbetrieb ausgerichtet, der mittlerweile am Sattel herrscht“, sagt er. Aber alle Versuche und Versprechen, den Pass zumindest mit der notwendigsten Infrastruktur zu versorgen, liefen ins Nichts. Und so sah sich Messner gezwungen, seine „Hexenschenke“ aufzugeben. „Unter diesen Umständen geht es einfach nicht mehr“, sagt er. „Die Belastung und der Druck sind zu groß geworden.“ <BR /><BR /><embed id="dtext86-64789897_quote" /><BR /><BR />Man sieht ihm an, dass es ihm nicht leicht fällt, in diesem Sommer im Tal zu bleiben. „Natürlich tut es mir leid, wenn man etwas über so viele Jahre aufgebaut hat. Nach 27 Jahren, da liegt einem schon etwas dran“, sagt er. Aber so mache es keinen Sinn mehr. So sei der Pass auch wahrlich keine Visitenkarte. Freilich, mit dem Obersee ist der Staller Sattel ein idyllisches Plätzchen, „aber wenn es Nacht wird, da oben, dann wird es richtig antrisch“, sagt Messner. Dann nämlich sei es stockfinster. Aber nicht nur die Beleuchtung fehle. „Für eine derart vielbefahrene Straße bräuchte es digitale Straßenschilder, auf denen man Schließungen oder andere Informationen in Echtzeit kommunizieren kann.“ Der Schilderwald am Sattel sei alles andere als zeitgemäß. So manch anderes auch nicht. <h3> </h3> <h3> Hüttenwirt, Verkehrsregler, Auskunftsbüro in einem</h3>Und so war es bisher Messner, der die Straße gesperrt hat, wenn weiter unten eine Mure die Fahrbahn verlegt hatte und sich dafür den Unmut der Autofahrer zuzog. Es war Messner, der bei einem Unfall den Notruf gewählt und Autofahrer beruhigt hat, die in den engen Tunnels auf Kühe gestoßen sind. Er hat Auskunft über die beste Straßenverbindung nach Norden und Süden gegeben, nebenbei noch Speis und Trank gereicht und den Weg zum WC gewiesen. Wie sehr der 63-Jährige und seine in der Regel 2 Mitarbeiter da oben nach dem Rechten gesehen und für einen freundlichen Empfang gesorgt haben, wird sich wohl erst jetzt zeigen, wenn das ab heute niemand mehr tut. <BR />