Im Tauziehen um die neue staatliche Tierwohl-Zertifizierung machen die alpinen Regionen Italiens einen Schulterschluss: Gemeinsam haben sie bei Minister Francesco Lollobrigida und in der Agrarkommission die Forderung nach einer schrittweisen Umsetzung deponiert. „Noch ist nicht alles geregelt, doch dies ist ein guter Schritt nach vorne“, sagt Landesrat Arnold Schuler.<BR /><BR />Die Tierwohl-Zertifizierung will das Anbinden von Kühen im Stall verbieten. Die Bergregionen Italiens schlagen in Rom eine schrittweise Umsetzung dieser Regelung vor. Die Anbindehaltung werde von 70 Prozent der 4300 Südtiroler Milchbauern betrieben, weshalb „wir sehr besorgt sind“, sagt Landesrat Schuler. <BR /><BR />Die Umstellung auf Laufställe mache Fortschritte, koste aber zum einen sehr viel Geld. Zum anderen sei sie im steilen alpinen Gelände gar nicht überall möglich, denn Laufställe brauchen viel mehr Platz.<BR />Südtirol macht sich deshalb für eine schrittweise Umsetzung stark.<BR /><BR /> „Und ich bin froh, dass es gelungen ist, eine Allianz der alpinen Regionen zu schmieden“, so Schuler. Gemeinsam deponierten Südtirol, Trentino, Venetien, die Lombardei, Piemont, Friaul und Aosta am Donnerstag bei Minister Francesco Lollobrigida und in der Agrarkommission die Forderung bei der Zertifizierung auch eine Kombination aus Anbindehaltung und Weidezeiten vorzusehen. „Ein guter Schritt nach vorn“, so Schuler.<h3> Besonderheiten des Berggebietes</h3> Laufställe seien das Ziel, doch seien diese nicht von einem Tag auf den anderen zu erreichen. „Jeder wünscht sich kleine bäuerliche Familienbetriebe, wo die Kühe alle einen Namen haben.“ Gleichzeitig gehen die gesetzlichen Regelungen aber immer mehr zugunsten von Großbetrieben, die mit solchen Auflagen keine Probleme haben.“ Die Besonderheiten des Berggebietes seien zu berücksichtigen.<BR /><BR />In Südtirol stehen im Schnitt 15 Kühe im Stall. 500 Bauern haben allerdings weniger als 5 Kühe und tun sich mit Umstellungen besonders schwer. 4354 Bauern leisten einen 24 Stunden Job, 365 Tage im Jahr – allerdings nur mehr ein Drittel davon im Vollerwerb. In den letzten 20 Jahren haben allerdings fast 2000 das Handtuch geworfen.<BR /><BR />Bei beiden Treffen hat Schuler eingebracht, dass die Wölfe eine zunehmende existentielle Bedrohung für die Berglandwirtschaft in Südtirol darstellen: 29 Wölfe wurden im Jahr 2022 genetisch nachgewiesen. „Wir arbeiten an Herdenschutzmaßnahmen, um allen Anforderungen für einen Abschuss gerecht zu werden. Jedoch braucht es dafür auch die Zusammenarbeit der Bäuerinnen und Bauern und einen Konsens auf nationaler und EU-Ebene“, berichtet der Landesrat, der diese Problematik auf nationaler Ebene ins Bewusstsein gerückt hat.<BR />