Über Jahrzehnte und jedes Jahr Milliarden: Der Präsident des Nationalen Fürsorgeinstituts INPS/NISF präsentiert Zahlen zu einem gnadenlosen Geldfresser in der staatlichen Rentenkasse. <BR /><BR />„Die Arbeit von heute – Die Pension von morgen“: Diesen recht harmlos klingenden Titel trägt das soeben erschiene Buch des INPS-Präsidenten Pasquale Tridico, das er gemeinsam mit dem Journalisten Enrico Marro vom „Corriere della sera“ verfasste. Im Innenteil freilich geht es ordentlich zur Sache, und ausführlich widmet sich der Autor einem Kapitel italienischer Rentengeschichte, das heute nur noch mit Kopfschütteln gelesen werden kann – und dessen dickes Ende nach wie vor für Kopfzerbrechen sorgt. <BR /><BR />Die Rede ist von den so genannten „Baby-Pensionen“, die Tridico als „wahrscheinlich eklatantesten Fall von Pensionsprivilegien“ anprangert. Erbaut wurde dieser römische Privilegienstadel im Jahr 1973, als noch der Glaube an ein wirtschaftliches Wachstum ohne Grenzen herrschte und eine „kurzsichtige politische Klasse“ (Regierung Mariano Rumor) ihrer Klientel nur zu gerne was Besonderes aus der öffentlichen Kasse zukommen ließ. Bei den „Baby-Pensionen“ waren dies in erster Linie die Angestellten im öffentlichen Dienst. <h3> Mit 30+ in Rente</h3>Nach den 1973 verabschiedeten Regeln durften <b>Frauen</b> mit Kindern nach 14,5 Arbeitsjahren etwa in Verwaltung oder Schule in Rente gehen, <b>Männer</b> konnten nach 19 Versicherungsjahren den Ruhestand antreten. Diese großzügige Regel führte dazu, dass einige öffentlich Bedienstete schon mit etwas mehr als 30 Jahren aus dem Job aussteigen und sich auf den monatlichen Überweisungen aus der Staatskasse finanziell ausruhen konnten.<BR /><BR />Es ist verständlich, dass viele durch diese weit offene Tür in den Ruhestand eintraten. Insgesamt mehr als eine Viertelmillion Italienerinnen und Italiener (256.000) nützten diese historische Chance auf die sehr vorzeitige Rente. Aktuell stehen noch 185.000 Bezieher von „Baby-Pensionen“ auf den Überweisungslisten des INPS/NISF; der Großteil davon sind Frauen (149.000). Um diese Pensionen zu bezahlen, müssen jedes Jahr 2,9 Milliarden Euro zusammengekratzt werden. <h3> 22 Versicherungsjahre, aber 36 Rentenjahre</h3>Und noch eine Zahl, die verdeutlicht, wie sehr das staatliche Pensionssystem unter dieser Altlast stöhnt: Die derzeitigen Bezieherinnen einer „Baby-Pension“ konnten durchschnittlich im Alter von 42 Jahren in Rente gehen, bei den Männern sind es 45 Jahre. <BR />Auch die gestiegene Lebenserwartung trägt dazu bei, dass die Renten meist über viele Jahrzehnte ausbezahlt werden müssen. Tridico errechnet durchschnittlich 36 Jahre bei den Frauen und 35 bei den Männern. Dem stehen deutlich weniger Jahre gegenüber, in denen die Bezieherinnen und Bezieher der Rente in diese Kasse einzahlten: 22 Jahre bei den Frauen, 25 Jahre bei den Männern. Für die Differenz müssen andere aufkommen – nicht zuletzt die junge Generation. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />