Mit ihren fotografischen Arbeiten schaut Daniela Brugger rund 50 Jahre zurück auf die Gletscher ihrer Kindheit und dokumentiert die Zeichen des Zu-Ende-Gehens. <BR /><BR />Sie kann mit ihren Bildern den Zerfall der Gletscher nicht aufhalten, ihn nicht rückgängig machen, aber sie „vermisst“ damit das Ausmaß der unumkehrbaren Veränderungen. Ihre Bilder sind vom 4. März bis 1. April 2022 im Foyer der Cusanus-Akademie zu den Öffnungszeiten zugänglich. Die Ausstellung wird am 3. März abends eröffnet.<BR /><BR /><BR /><b>Frau Brugger, ab wann haben Sie den Gletscherschwund wahrgenommen?</b><BR />Daniela Brugger: Ich bin in dem steilen, engen Schnalstal aufgewachsen. Die Berge waren einfach da. Sie waren schön, bedrohlich, anziehend, eindrucksvoll. Ab und zu bin ich mit meinem Großvater emporgestiegen zu den Almen hoch über dem Dorf. Aber erst später, als ich das Tal immer wieder verlassen habe, ist mir das Besondere an den Bergen bewusst geworden. In meiner Jugend habe ich dann mehrere Sommer arbeitend auf den Schutzhütten unseres Tales verbracht. Wir haben gesehen, dass die Gletscherzungen und -ränder von Jahr zu Jahr zurückwichen, aber erst rückblickend ist klar, dass das bereits der Beginn des mensch- gemachten Gletscherschwundes war.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="742541_image" /></div> Die bizzaren Formen der Eisformationen faszinieren die Fotografin.<BR /><BR /><b>Was löst der Gletscherschwund in Ihnen aus?</b><BR />Daniela Brugger: Unsere Gletscher schrumpfen mittlerweile rasant, die ersten verschwinden ganz. Das Vergehen ihrer Schönheit und des von ihnen ausgehenden Glanzes in den Höhen über dem Tal löst Traurigkeit in mir aus. Seit ich mit einem Gletscherforscher verheiratet bin, kenne ich auch die Ursachen und Mechanismen des globalen Gletscherschwundes. Die menschgemachte Erwärmung des globalen Klimas hat unseren Alpengletschern bereits heute die Existenzgrundlage genommen. Sie werden bald ganz verschwunden sein. Das erfüllt mich mit Schrecken.<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="742544_image" /></div> <BR /><b>Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?</b><BR />Daniela Brugger: Gegen Ende meiner Volksschulzeit habe ich mir mit dem ersten ersparten Geld von Sommerjobs im Dorf eine kleine, billige Kamera gekauft, Menschen in meinem Umfeld fotografiert und ihnen die Bilder dann geschenkt. Zudem habe ich alles fotografiert, was mir schön erschien: Holzstapel, Blätter, Bäume. Die technischen Vorgänge und die Mechanismen einer Kamera und des Fotografierens haben mich nie interessiert, aber irgendwie ist es mir gelungen, immer eine Kamera zu besitzen und für mich schöne Bilder festzuhalten. Irgendwann war mit dem völligen Vernachlässigen der Technik die Faszination vergangen und ich habe nicht mehr fotografiert. Vor einigen Jahren hat mich eine Freundin dazu überredet, gemeinsam mit ihr die Prager Fotoschule zu besuchen. Nach dieser über vier Jahre dauernden Ausbildung und einem zusätzlichen Diplomjahr ist Fotografie wieder zur großen Leidenschaft und zu meinem Beruf geworden.<BR /><BR /><BR /><b>Wie haben Sie den Gletscherschwund in der Fotografie festgehalten?</b><BR />Daniela Brugger: Der rasante Gletscherschwund auf unseren Bergen, das Wissen um den Klimawandel und der emotionale Abschied von den „kristallenen“ Welten meiner Kindheit provozierten mich zur fotografischen Auseinandersetzung. Meine „Gletschernetze“ sind als erstes Projekt entstanden. Das Dokumentieren der immer kleiner und schmutziger werdenden Gletscher führe ich weiter. Ich bin dabei aber immer wieder hingerissen von den Resten wilder Schönheit.<h3> Alles zur Ausstellung</h3>Die Ausstellungseröffnung findet am Donnerstag, 3. März, um 19.30 Uhr statt. <BR /><BR />Am Podium sind: <BR />•</TD><TD>Daniela Brugger, Fotografin<BR />•</TD><TD>Georg Kaser, Dekan der Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften der Uni Innsbruck, Glaziologe, Klimaforscher und Leitautor am Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)<BR />•</TD><TD>Robert Renzler, Philosoph und Alpinist aus Gries am Brenner, ehemaliger Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins<BR />•</TD><TD>Die Saligen, musikalische Begleitung<BR />•</TD><TD>Maria Lobis, Moderation<BR /><BR />Die Fotoausstellung bleibt vom 4. März bis 1. April 2022 im Foyer der Cusanus-Akademie zu den Öffnungszeiten zugänglich. <BR /><BR />Die Eröffnung findet am 3. März um 19.30 Uhr statt. Anmeldung: info@cusanus.bz.it, Tel. 0472 832 204. <BR /><BR /><BR /><BR />