Wohl alle, die auf der Pustertaler Straße unterwegs waren, kannten die schneeweißen Hausgänse am Ufer der Rienz beim Stausee Kniepass in St. Lorenzen. Mancher Autolenker machte mit den Tieren auch unliebsame Erfahrungen, weil diese mitunter auf der Straße spazierten. Dass sie eine Gefahr für die Verkehrsteilnehmer waren, ist aber nur einer der Gründe, dass die ausgewilderten Hausgänse nun entfernt werden mussten.<BR /><BR />Woher die Tiere ursprünglich kamen, ist unklar. Sicher ist nur, dass sich 2 Hausgänse vor einigen Jahren am Ufer der Rienz niedergelassen haben. Ihre Zahl wuchs aber schnell an. Am Ende waren es weit über 20 Gänse, die hier siedelten. Und je mehr ihre Zahl wuchs, umso größer wurden auch die Probleme.<h3> Mit Gänsekot verschmutzte Felder</h3>Als erster schlug Matthias Hilber Alarm, der Bauer vom Hof Hebenstreit im Weiler Sonnenburg in St. Lorenzen. Ihm gehört die Wiese am Rienzufer, wo die Gänse lebten. Vor längerer Zeit schon bat er das Amt für Wildtiermanagement und den tierärztlichen Dienst um die Lösung des Problems. Das Heu der Wiese war nämlich kaum mehr brauchbar. <BR /><BR />„Das Feld wurde von den Gänsen derart mit Kot verschmutzt, dass das Vieh das Futter nicht mehr fraß“, erzählt er. „Und hätten sie es gefressen, hätte ich wegen des dreckigen Futters wohl Probleme mit der Milch bekommen.“ Auch in den angrenzenden Kartoffel- und Maisäckern richteten die Tiere immer größere Schäden an; der Ertrag sank stark. „Da musste etwas getan werden“, sagt Hilber.<BR /><BR />„Ein zweites Problem war die Geflügelgrippe“, sagt die stellvertretende Landestierärztin Gerlinde Wiedenhofer. Wegen des engen Kontaktes zu Wildtieren sei das Risiko einer Ansteckung sehr groß gewesen – und ebenso ein Übergreifen der Krankheit auf den landwirtschaftlichen Betrieb.<h3> Gänse vertreiben Wildvögel</h3>Und drittens sei die Gegend des Stausees ein wichtiger Rastplatz für Wildvögel. Diese seien von den Gänsen mehr und mehr verdrängt worden, sodass die Vogelzahl stark abgenommen habe. <BR /><BR />Hinzu komme noch das Sicherheitsrisiko auf der nahen Hauptstraße, erklärt Wiedenhofer. Unfälle seien nur eine Frage der Zeit gewesen. „Wir mussten also etwas unternehmen.“<h3> Die einsame Gans am Rienzufer</h3>Zunächst wurde versucht, die ausgewilderten Hausgänse einzufangen. Gleich mehrere Versuche seien unternommen worden, die Tiere anzufüttern. „Wir hatten auch bereits einen Platz, wo wir die Gänse hätten unterbringen können“, sagt Gerlinde Wiedenhofer. „Die Tiere blieben aber scheu und ließen niemanden an sich heran.“ So sei nur mehr die Entnahme als letzte Möglichkeit geblieben, also der Abschuss der Tiere, der bereits vor einiger Zeit erfolgt ist.<BR /><BR />Dagegen regt sich nun Unmut. Offenbar vermissen etliche die ihnen lieb gewordenen Gänse. „Wir haben uns die Entscheidung alles andere als leicht gemacht“, entgegnet die stellvertretende Landestierärztin, die auch eine gute Nachricht bereit hält: „Die Zahl der Wildvögel, die am Stausee eine Rast einlegen, hat wieder deutlich zugenommen.“<BR /><BR /> Ob das auch in Zukunft so bleiben wird, wird sich zeigen. Denn Bauer Matthias Hilber weiß, dass sich nach der Entnahme der Tiere bereits wieder eine ausgewilderte Gans am Ufer niedergelassen hat. Die Sache dürfte die Ämter also weiter beschäftigen …