Melissa Righi aus Bozen, Make-up-Artistin für Mode und Film, hat ihr Leben dem Schönen verschrieben. Doch was ist wahre Schönheit, und gibt es (für sie) auch das Hässliche?<BR /><BR /><BR /><i>von Armin Pixner</i><BR /><BR />Melissa Righi (27) ist ein Stadtkind. In Bozen geboren und aufgewachsen, fand sie immer schon ihre Ruhe in der Unruhe. Als Make-up-Artistin sammelte die Künstlerin bereits Erfahrungen auf der ganzen Welt und schminkte Models für Labels wie Dolce & Gabbana, Maybelline, GHD und viele mehr. Auch Persönlichkeiten wie Courtney Love und Lena Gercke saßen bereits auf ihrem Stuhl. <BR /><BR />Dass der Beruf des Make-up- Artists gerne mit Schönheit in Verbindung gebracht wird, steht außer Frage. Aber was ist wahre Schönheit, und wenn es das Schöne wirklich gibt, gibt es dann auch Hässliches? <BR /><BR />Hierzu hat Melissa Righi ihre ganz persönliche Meinung: „So, wie das Schöne für mich mit positiven Energien zu tun hat, so basiert Hässliches auf negativen“, findet sie. „Jemand kann für mich hässlich sein, wenn seine Taten und sein Charakter negativ sind. Wahre Schönheit ist für mich hingegen das Unperfekte. Ich liebe es, wenn man Menschen nicht definieren kann, sie eine positive Energie ausstrahlen und wenn ich deren Gesicht anschaue und mir vorstelle, drauf zu malen.“<BR /><BR /><b>Malerin, Sängerin, Tätowiererin</b><BR /><BR />Auf Haut zu „malen“, das war schon immer eine Leidenschaft der Boznerin, denn mit 20, als sie nach der Matura in die Metropole Berlin gezogen ist, hat sich Melissa neben den Jobs als Modedesignerin, Malerin und Sängerin auch als Tätowiererin versucht. Sie selbst hat auch so einige Tattoos. Wie viele es genau sind, kann die Künstlerin nicht sagen: „Ich hab keine Ahnung über die genaue Anzahl, so um die 50, denke ich.“<BR /><BR /> Und die Bedeutung dahinter? „Eigentlich haben meine Tattoos an sich keine Bedeutung. Es ist der Moment, der Künstler, von dem ich es bekommen habe, und der Ort, an dem ich zu der Zeit bin, die von Bedeutung sind. Ich lasse mich meistens auf Reisen tätowieren.“ Besondere Highlights der bunten Körperkunst sind wohl zum einen der linke Oberschenkel, den sich Melissa selbst tätowiert hat, und natürlich der auffällige Dolch an ihrem Hals: „Dieses Tattoo hat mir eine gute Freundin in New York gestochen. Die Stelle am Hals bedeutet für mich Vertrauen und Nähe. Das Tattoo erinnert mich an sie, an New York, und erst nachdem ich das erhalten habe, habe ich mich ,richtig tätowiert' gefühlt.“<BR /><BR />Dass es beruflich für Melissa in Richtung künstlerische Schiene geht, war eigentlich immer schon klar. Auf ihren heutigen Beruf stieß sie aber eher zufällig: „Make-up-Artist war (und ist) für mich ein guter Mix aus Kunst, Menschen, Reisen, Sprachen, Mode und buntem Alltag“, erzählt sie. Da sie in Berlin aber keine Schule gefunden hatte, die sie überzeugte, ging die Reise weiter nach Mailand.<BR /><BR /><b>Ruhe bewahren und präzise arbeiten</b><BR /><BR />„Ich habe mich eigentlich nie für den Fashion-Bereich entschieden“, räumt Melissa ein, „da meine Ausbildung aber in Mailand war und ich immer schon mehrere Sprachen fließend gesprochen habe, bin ich in den Modebereich reingerutscht.“ <BR /><BR />Die Modebranche ist heute eindeutig ihr Favorit. Auch wenn es hier oft hektisch zugeht. „Es gibt viele stressige Tage, sei es bei Filmdrehs, die früh anfangen und spät aufhören, Beauty-Messen, wo 50 Leute Schlange stehen, um sich von dir schminken zu lassen, oder Fashion Weeks, in denen man von einer Show zur nächsten rennt“, erklärt die Künstlerin. „Wichtig ist, dass man Ruhe bewahrt und sich auf die Person konzentriert, die gerade auf deinem Stuhl sitzt. Mit der Zeit lernt man dann auch, schnell und präzise zu arbeiten.“ <BR /><BR /><b>„Man hat keinen Alltag“</b><BR /><BR />Und obwohl sich die Boznerin weniger als Make-up-Artistin, sondern mehr als Vollzeit-Künstlerin sieht, hat sich der Job schnell zu ihrem Traumberuf entwickelt – auch wenn Melissa nebenbei noch modelt, schreibt und als Creative Director tätig ist. „Alternativen zu haben ist vor allem als Freelancer wichtig. <BR /><BR />Die negative Seite bei diesem Beruf ist auf jeden Fall die Unsicherheit, dass keine Jobs reinkommen, dass Jobs kurzfristig abgesagt werden oder man mal finanziell nicht stabil ist“, so die Künstlerin. „Das beste Beispiel dafür ist die aktuelle Corona-Pandemie. Ein weiterer negativer Aspekt ist vielleicht, dass man keinen Alltag hat – was ich persönlich als aufregend empfinde, aber viele Menschen als Belastung ansehen.“<BR /><BR />Die Boznerin ist eine Ruhelose. „Immer am selben Ort zu sein, das ist nichts für mich. Ich finde meine Ruhe in der Unruhe“, gesteht Righi. „Im vergangenen Jahr bin ich nach New York gezogen, hatte gerade mit meiner Karriere begonnen, und dann hat mir die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zurück in Berlin, suchte ich nach einer Alternative und bin vor kurzem nach Paris gezogen. Nun bin ich hier, und ich liebe die Stadt der Liebe. Vor allem, dass sie wärmer und sonniger als Berlin ist. Ich liebe den Vibe und die vielen kreativen Menschen. Hier habe ich einen tollen Freundeskreis und viele Gleichgesinnte gefunden, weshalb ich mich auch sofort wohlgefühlt habe.“ Doch die Zukunft ist im Moment auch für Melissa ungewiss, und „wenn man als selbstständiger Künstler zu weit vorausdenkt, bekommt man Panik“.<BR /><BR /><embed id="dtext86-47593278_quote" /><BR /><BR />Es heißt also abwarten, das Beste aus der Situation machen und die freie Zeit zu genießen. „Ich hatte in den vergangenen Jahren kaum Freizeit, weil ich meine Hobbys zum Beruf gemacht habe. Aber wenn ich mal Freizeit hatte, bin ich gerne auf Konzerte gegangen. Im Moment liebe ich es zu basteln und zu töpfern, Gedichte zu schreiben, Sport zu machen und Skateboard zu fahren – und ich praktiziere Buddhismus.“ <BR /><BR />Zudem hat die Künstlerin endlich die Zeit, um sich ihrem Herzensprojekt zu widmen, „der Planung meiner ,Online-Make-up Classes'. Ich will Online-Kurse für Leute anbieten, die lernen wollen, sich für den Alltag oder bestimmte Anlässe zu schminken. Es wird mehrere Looks und mehrere Themen geben, und man kann Gruppen- oder Einzelkurse buchen sowie Fragen stellen.“ <BR /><BR />Details zu ihren Kursen gibt es bald auf Instagram unter @melissa.righi und auf der Internetseite www.melissarighi.com