Im Interview spricht der Dauerläufer über die bisher härtesten Phasen, seine Methode, dieses Unterfangen zu bewältigen und darüber, wovor ihm im schwedischen Inland graut. <BR /><BR /><b>Herr Santifaller, wo befinden Sie sich derzeit?</b><BR />Stefan Santifaller: Mit 3900 Kilometer habe ich bisher knapp mehr als die Hälfte der gesamten Strecke zurückgelegt und befinde mich 3 Tage vor Hamburg.<BR /><BR /><b>Wie haben Sie diese unfassbare Strecke bisher überstanden?</b><BR />Santifaller: Bisher sehr gut und ohne größere Verletzungen. Zwar hatte ich eine Sehnenentzündung an beiden Beinen, aber diese konnte ich durch das richtige Mindset und die richtige Energie sozusagen gesund laufen. <BR /><BR /><b>Gab es öfters einen Runner's High oder doch eher einen Runner's Down?</b><BR />Santifaller: Definitiv das Gefühl des Runner's High – also Glücksgefühle beim Laufen. Dabei fühlt sich Laufen so an, als würde ich durch die Landschaft fliegen. Dann vergesse ich die Zeit und kann alles um mich herum im Detail aufsagen. Natürlich lebe ich gerade den Traum von vielen – nur mit den harten Momenten, an denen sich Laufen auch anfühlen kann, als würde dir jemand bei jedem Schritt mit dem Messer ins Bein stechen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1046550_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Welche waren bisher die schönsten Erlebnisse?</b><BR />Santifaller: Von der unfassbaren Vielfalt der Natur einmal abgesehen waren der Austausch und das Kennenlernen von Menschen entlang der Strecke das Schönste. Ich bin einfach überwältigt, was für eine großartige Rolle ich durch das Marathon-Abenteuer einnehmen darf – ich meine damit die Rolle des Inspirators und Motivators. Besonders beeindruckt hat mich etwa die Geschichte eines jungen Mannes in Frankreich, der sich nach unserer Begegnung aus seiner depressiven Phase befreien konnte. <BR /><BR /><b>Der diesjährige Sommer ist bisher stark verregnet. Wie hart war das Wetter?</b><BR />Santifaller: Es verlangt mir alles ab. Die ersten 6 Tage waren gekennzeichnet von Kälte, Regen und Sturm. Andalusien zeigte sich mit 3 Wochen Hitze und wolkenlosem Himmel. Damit verbunden waren auch kontinentale, eisige Nächte mit 2 bis 3 Grad, was dazu führte, dass ich wochenlang in meinem sommerlichen Schlafsack gefroren habe. Im Nordosten Frankreichs war das Wetter wechselhaft mit viel Regen, Wind und Kälte. Die Sonne sah ich selten. Seit Köln zeigte sich der Sommer plötzlich von seiner extremen Seite: Heiße Tage mit bis zu 33 Grad und anschließende starke Sommergewitter mit Starkregen, der Straßen in Bäche verwandelt. Die Hitze macht mir seit einigen Tagen mit meiner kaputten Isomatte zu schaffen. Alles bleibt ein großes Abenteuer.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1046553_image" /></div> <BR /><BR /><b>Mit welchen Erwartungen geht es nun in den hohen Norden?</b><BR />Santifaller: Jetzt geht es noch 3700 Kilometer hinauf in den Norden. Damit auch die restlichen Kilometer so gut verlaufen wie bisher, braucht es jeden Tag eiserne Disziplin, Achtsamkeit und Fokus. Mein größter Respekt gilt den Moskitos im schwedischen Inland – die könnten mir nochmals richtig viel Energie rauben. <BR /><BR /><b>Was macht ein derartiges Abenteuer mit einem?</b><BR />Santifaller: Es zeigt mir, dass jeder Tag ein eigenes unabhängiges Kapitel ist. Kein Tag lässt sich im Vorfeld planen und so muss ich immer kreativ und flexibel bleiben. Man wächst an den tagtäglichen Hürden. Alles klappt, wenn man das Vertrauen und den Mut aufbringt, die Komfortzone zu verlassen. <BR /><BR /><b>Was für Hürden sind das?</b><BR />Santifaller: Ich muss mir beispielsweise oft stundenlang Gedanken machen, woher ich mein Wasser beziehen kann. Derartige Situationen erden mich und zeigen mir, worauf es im Leben wirklich ankommt. Dafür komme ich mit immer weniger Gepäck aus. <BR /><BR /><b>Es braucht wohl vor allem mentale Stärke, um so etwas durchzuziehen, oder?</b><BR />Santifaller: Die entscheidenden Faktoren des Projekts sind 100 Prozent Disziplin und ein positives Mindset. Alles Ungeplante bzw. Unvorhersehbare sehe ich als tägliche Challenge. Meine Stärke ist definitiv, in allem das Gute zu sehen und an mich zu glauben.