Spricht man mit dem Partschinser Benjamin Windegger (29) und dem Lananer Matthias Felder (31), dann wird schnell klar: Sie sind Feuer und Flamme für den Hanf bzw. das Cannabis, wie diese Pflanze lateinisch genannt wird. Die beiden, die in Naturns bzw. Lana selbst Hanf-Shops betreiben, haben jede Menge Geschichten zu erzählen. Diese Leidenschaft, dieses Fachwissen, wollen sie nun weitergeben. Als „Dealer“. Nein, versprochen, keine Andeutungen in diese Richtung mehr! <BR /><BR /><i><BR /><BR />Von Michael Andres</i><BR /><BR />Benjamin Windegger, Spitzname „Angelo“, hat im Dezember 2020 „Angelo's CBD-Ladele“ in Naturns eröffnet. Matthias Felder, alias „Mister Boon“, betreibt seit Dezember 2019 seinen Shop in Lana. In ihren Läden wollen sie den Wert der aus Hanf gewonnenen Produkte betonen. So werden nur Cannabis-Produkte von höchster Qualität angeboten, wobei man auch hier auf Regionalität und Nachhaltigkeit setzt. Aber: Ist das nicht illegal? Hanf, Cannabis, dem Laien fallen hier oft Joints, verrauchte Studentenbuden und dergleichen ein. <BR /><BR /><b>Das ist legaler Hanf</b><BR /><BR />„Wenn man vom legalen Hanf spricht, dann geht es stets um den Nutzhanf bzw. eben um CBD“, erklärt Windegger. Unter Nutzhanf verstehe man alle Sorten, die zur Nutzung, abseits von seiner Verwendung als Rauschmittel angebaut werden. CBD, also das Cannabinoid Cannabidiol, findet man unter anderem in diesem Nutzhanf. <BR /><BR />„Beim Cannabidiol handelt es sich um eine nicht psychoaktive Substanz“, ergänzt Felder. Der Stoff sei vor allem in der weiblichen Hanfpflanze zu finden. Während das psychoaktive THC in den meisten Ländern nicht legal ist, ist CBD so gut wie in ganz Europa vollkommen legal. „Zurecht. Schließlich geht es beim CBD um gesundheitsfördernde Stoffe“, weiß Windegger. Dabei ist jedoch ein THC-Grenzwert zu beachten.<BR /><BR />Dieser Grenzwert für CBD-Produkte befindet sich in den meisten EU-Ländern bei etwa 0,2 Prozent. In der Schweiz ist Cannabis sogar mit einem Wert von bis zu einem Prozent THC legal. Vor allem bei Entzündungen und entzündungsbedingten Schmerzen, Epilepsie, Stress, Burnout, Schlafstörungen, Migräne, Übelkeit und Erbrechen soll CBD helfen. Auch von vielen Ärzten und Psychologen werde die Substanz mittlerweile empfohlen, erklären Felder und Windegger. <BR /><BR /><b>Das Gespenst der Verbote</b><BR /><BR />Detail am Rande: Beide eröffneten sie an einem 3. Dezember ihre Shops, der eine ein Jahr früher, der andere ein Jahr später. Und beide waren mit Startschwierigkeiten konfrontiert. Während Windeggers Eröffnung mitten in die Coronakrise fiel, waren die Vorbereitungen für Felders Eröffnung ebenfalls mit Ungewissheiten getrübt. <BR /><BR />Denn damals, als Matteo Salvini Innenminister war, stand kurzzeitig sogar ein generelles Hanf-Verbot, also auch von Nutzhanf bzw. CBD, im Raum. „Kompletter Irrsinn und Populismus, dem auch schnell ein Riegel vorgeschoben wurde“, erinnert sich Felder. <BR /><BR /><b>Der „Stoff“ der Zukunft</b><BR /><BR />„Keine Frage, Hanf ist der Stoff der Zukunft. Es handelt sich um eine der ältesten Kulturpflanzen weltweit, und die Inhaltsstoffe sind überaus wertvoll für unsere Gesundheit. Trotzdem wurde Hanf lange Zeit zu Unrecht geschmäht und ausschließlich mit Rauschmitteln in Verbindung gebracht“, sagt „Mister Boon“. <BR /><BR />Er, Matthias Felder, hat sich mit seinem Hanf-Shop in Lana sozusagen einen Traum erfüllt. In Wien hat er Landschaftsplanung studiert. „Nach Abschluss des Bachelorstudiums galt es die Gelegenheit zu nutzen, um mir meinen Lebenstraum zu erfüllen“, sagt der heute 31-Jährige. Er habe gelernt, dass in Südtirol gute Bedingungen für den Hanf-Anbau herrschen. Es gebe zahlreiche Hanf-Bauern in der Region, die top Produkte herstellen, betont Felder. Spricht man in Südtirol häufig von Weinen und Äpfeln, werde oft der Hanf vergessen. „Hier tut sich bei uns einiges“, weiß auch Windegger. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="640655_image" /></div> <BR /><BR />In den Shops der beiden findet man alles andere als „Kiffer-Ware“. Eine kleine Apotheke, nennen es viele. So finden die Kunden hier die wichtigsten Arten von CBD-Produkten: Blüten (lokal aus der Umgebung), Öle bzw. Tropfen (ebenfalls aus der Umgebung, sowie aus Österreich) sowie die als „Wundercremes“ bekannten CBD-Cremes, unter anderem mit Bienenwachs und Kokos-Öl als Basis. Auch eine Hanf-Beauty-Linie gibt es. Diese wird mit heimischem Hanf aus dem Vinschgau vom Tschenglser Werner Schönthaler produziert. <BR /><BR /><b>In Guatemala „angesteckt“</b><BR /><BR />Fasziniert vom Hanf war Windegger schon immer, wie er sagt. Speziell in Berührung mit dem CBD kam er bei einer Reise nach Guatemala vor einigen Jahren. Windegger war eigentlich als Steuerberater tätig. Im Juni 2020 habe er sich aber entschieden, sich mit dem „Ladele“ in Naturns seinen Traum zu erfüllen. „Freilich, die Bedenken waren anfangs groß, ob so etwas in einer ländlichen Gegend klappen kann“, blickt Windegger zurück. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="640658_image" /></div> <BR /><BR />Auch in Lana, bei „Mr. Boon“, habe man sich anfangs viele Fragen gestellt. „Aber Leute, die Rauschmittel kaufen wollen, kommen eigentlich selten vorbei“, lacht Felder. Das Geschäft habe sich mittlerweile bewährt. Die Leute seien aufgeschlossen – vor allem die älteren Generationen. „Viele über 60-Jährige sind Stammgäste und setzen auf die Hanf-Produkte“, sagt auch Windegger. Beide sind der Meinung „Der Stoff der Zukunft wird sich durchsetzen. Wir blicken zuversichtlich nach vorne!“ <BR />