Bereits in seiner Kindheit zeigte sich, dass Ivan Plasinger im besonderen Maße den Tieren zugewandt war. Es waren aber nicht die „üblichen Verdächtigen“ – also etwa Katzen, Hunde oder Meerschweinchen, welche ihn faszinierten, sondern Reptilien und Amphibien. <BR /><BR />So kann sich der langjährige Leiter des Naturparkhauses Truden noch bestens an die abenteuerlichen Zeiten erinnern, als er als 6-Jähriger unter der Obhut seines Opas in Siebeneich kaum etwas lieber tat, als in einem Tümpel beim Margarethenbach zu baden und dabei die Gesellschaft von Gelbbauchunken und Ringelnattern genoss. <BR /><BR />Oder wie er daheim in Leifers im Brantenbachtal mehrere Erdkröten und eine Ringelnatter fand und ihnen dann in seinem Zimmer ein „Quartier“ geben wollte. „Als meine Mutter beim Gute-Nacht-Bussi mehrmals ominöse Quak-Laute vernahm, war die Aufregung groß und ich musste meine Tiere wieder zurückbringen“, meint er mit schelmischem Lächeln. Seiner Mutter waren die merkwürdigen Viecher nicht geheuer, seine Oma hatte ohnehin Angst vor Schlangen. <h3> Anfragen aus dem ganzen Land</h3>Ivan Plasinger dagegen hat im Laufe der Jahre sein Interesse für Amphibien und Reptilien immer weiterentwickelt und so schließlich den Verein „Herpeton“ ins Leben gerufen. Der Verein zum Schutz von und zur Sensibilisierung für Amphibien und Reptilien baut heute auf 40 Mitglieder und zählt zu den ersten Anlaufstellen in Südtirol, wenn es um Schutzmaßnahmen und Fragestellungen geht. „Wir freuen uns über die Anfragen aus dem ganzen Land, beraten und helfen auch beim Aufstellen von Amphibienschutz-Vorrichtungen und zeigen, wie man sich dann vor Ort organisieren kann“, erklärt Ivan.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="803039_image" /></div> <BR /> Genau genommen handelt es sich dabei jedoch nur um eine Freizeitbeschäftigung für den heute 44-jährigen Ivan Plasinger, denn schließlich hat er als Leiter des Naturparkhauses Truden genug Arbeit um die Ohren. Mit einer Vielzahl an Initiativen und immer wieder neuen Ideen gibt er dort das Interesse für Tiere und Umwelt vor allem auch an Kinder und Jugendliche weiter. <BR /><BR />Wer sich abseits der Ballungsräume oder viel befahrenen Verkehrsadern befindet, ist auch beinahe gezwungen, außergewöhnliche Anreize zu setzen, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Diese simple Überlegung hat Ivan als Leiter des Naturparkhauses verinnerlicht, denn schließlich liegt Truden auf etwa 1100 Metern doch ziemlich abgelegen: Zwar idyllisch in einem der artenreichsten Naturschutzgebiete der gesamten Region, aber eben abseits vom „Schuss“. Würde das in einem 120 Jahre alten Gebäude mit seiner südtirolweit einmaligen Elevator-Mühle untergebrachte Naturparkhaus nicht mit ansprechenden Aktivitäten aufwarten, so bliebe die Anzahl der Besucher sehr überschaubar. So aber ist immerzu reger Betrieb. <h3>Natur entdecken und erleben</h3>Letzthin wurden hier beispielsweise erst 15 junge Leute im Zuge eines landesweiten Programms zum „Naturpark Junior Ranger“ ausgebildet, seit vergangenem Jahr gibt es mehrtägige, speziell auf Schulklassen abgestimmte Einheiten, und auch die Kindernachmittage für Kleinkinder verzeichnen einen beachtlichen Zulauf. Freilich dürfen auch klassische Ausstellungen, Filmvorführungen, Vorträge oder Brotbackkurse mit Bäckerin Marianna Stuppner nicht fehlen. <BR />„Es ist schön, in den jungen Menschen das Feuer für die Natur zu entfachen, mit ihnen arbeite ich sehr gerne zusammen“, erklärt Ivan, selbst Vater von 2 Kindern, seine Initiativen. Natürlich gehen diese weit über das eigentliche Naturparkhaus hinaus, die Gegend im Naturpark Trudner Horn ist eine kleine Schatztruhe an Naturkostbarkeiten und somit ein Fundus an Erlebnissen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="803042_image" /></div> Einige Beispiele gefällig? Die Palette umfasst Dinge wie Insekten beobachten, Bachgewässer durchstreifen, Baumrinden ertasten, Tierspuren nachbauen und dann selbst barfuß durch die Wiesen zu streifen, Vogellauten lauschen oder aus dem Roggenmehl der Elevator-Mühle Tiergesichter formen. Der Fantasie und dem Spieltrieb sind kaum Grenzen gesetzt.<h3> Tolle Erlebnisse für die neuen „Junior Park Ranger“</h3>„Wir versuchen, uns flexibel und spielerisch an klar definierte Themen anzunähern und mit der Neugier eines Kindes Neues zu erlernen“, schildert Ivan den pädagogischen Ansatz. <BR /><BR />Mit den Programmen wird gezielt auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen, die im Falle der Kindernachmittage noch im Vorschulalter sein können. Vorwiegend in die Wälder ging es dagegen bei der Ausbildung der 10- bis 11-jährigen „Junior Park Ranger“. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um eine Initiative von Ivan Plasinger, sondern um eine landesweite Ausbildung, die seit 2009 von den Naturparks Südtirols umgesetzt wird. <BR /><BR />Mit im Boot sind auch der Alpenverein (AVS) und alle 2 Jahre der CAI, heuer war auch der ladinische Alpinclub „Lia da Munt Ladinia“ mit dabei. Dieses Programm wird abwechselnd von Südtirols Naturparkhäusern durchgezogen, heuer war jenes in Fanes-Sennes-Prags und eben vom Trudner Horn am Zug. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="803045_image" /></div> Ivan betreute die 15 erlebnishungrigen Burschen und Mädchen und sorgte für spannende 8 Tage im Naturpark Trudner Horn: „Wir sind auf das Horn gewandert, haben dort in der Hütte übernachtet, haben mit dem Experten Davide Righetti Wildtiere beobachtet, ließen uns von der Bergrettung Neumarkt Erste-Hilfe-Grundwissen erklären, haben mit dem Förster Armin Dalvai Biotope und Waldtypen erkundet und uns vom AVS-Referenten Ralph Pechlaner erklären lassen, was man beim Packen eines Rucksacks alles bedenken muss und vieles Weitere mehr.“ Wenn er so das Programm beschreibt, merkt man schnell, dass er dafür selbst Feuer und Flamme ist. Seine Begeisterung ist ansteckend. <h3> Vom Wert ökologischer Nischen</h3>Obwohl Ivan das typisch gemütliche und gesellige Wesen eines Unterlandlers ausstrahlt, so findet er doch sehr bestimmte und klare Worte, wenn es um Naturschutz geht. „Jeder kann Lebensräume für Vögel, Insekten, Echsen, Fledermäuse und andere Tiere schaffen, oftmals reicht ein Steinhaufen oder ein Holzstapel als ökologische Nische“, erklärt er. <BR /><BR />Er werde oft gefragt, wozu man überhaupt Amphibien und Reptilien schützen müsse. „Von den 3000 Eiern einer Kröte dienen 2990 als Nahrung für Greifer, Stelzvögel, Füchse und Schlangen – es geht schlichtweg um die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts“, nennt er ein Beispiel und meint: „Nehmen wir die Amphibien-Eier von der Speisekarte, ist es so, als ob man uns einfach das Wienerschnitzel streichen würde.“ <BR /><BR />Natürlich begrüßt er es, wenn neuerdings immer mehr Verbände und Betriebe etwas für die Umwelt machen, allerdings sollte man Fachleute zur Beratung heranziehen. Nur dann könne man sichergehen, der Natur tatsächlich etwas Gutes zu tun. Es gibt noch reichlich zu tun in punkto Umweltbildung und Sensibilisierung, aber Ivan bleibt dran.<BR />