Vor allem in Villnöß greift der fuchsähnliche Räuber immer wieder Schafherden an. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Seit gut einem Monat herrscht Ruhe. Aber vielleicht ist es die Ruhe vor dem nächsten Sturm auf die Schafherden. Mitte Mai schlug der Goldschakal in Villnöß wieder zu, insgesamt 5 getötete Schafe gehen auf sein Konto. Neben den Wölfen haben die Bauern damit ein zweites Problem. Wird es mit der Zeit größer und größer?<BR /><BR />Jedenfalls erobert sich der Goldschakal so nach und nach ein neues Revier: Südtirol. Denn er war in Europa und speziell im Alpenraum nie heimisch, sondern stammt ursprünglich aus Asien. Seit den 1980-er Jahren taucht der leise Räuber in Griechenland, Ungarn, Österreich und Italien, in der Gegend von Triest, auf. Dazu beitragen dürfte auch die Klimaerwärmung, denn Goldschakale lieben wärmere Gegenden, die sich aber immer weiter nach Norden verschieben. <BR /><BR /><b>Seit gut 10 Jahren im Land</b><BR /><BR />In Südtirol wurde der kleine Räuber erstmals im August 2009 nachgewiesen, und zwar in Sand in Taufers. Ein Jäger erlegte – wie er meinte – einen Fuchs, der gerade ein Reh gerissen hatte. Bei Anblick des stattlichen Tieres kam der Jäger aber ins Zweifeln, er meldete den seltsamen Abschuss. Bei einer näheren Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich nicht um einen Fuchs, sondern einen Goldschakal handelte, der wohl über Kärnten und Osttirol eingewandert war. Inzwischen gibt es Nachweise vom Schlanderser Sonnenberg (2014) und seit dem Jahr 2019 vor allem aus dem Wipptal – darunter von Autos überfahrene Tiere in Trens und Freienfeld. Im Vorjahr schlug der Goldschakal erstmals bei Schafherden in Villnöß zu.<BR /><BR />„Dieses Tier verbreitet sich relativ rasch“, erklärt der Wildbiologe Josef Wieser vom Südtiroler Jagdverband. In Italien streifen nach Schätzungen bereits mehr als 200 Exemplare durch die Wälder. Schleicht sich also das nächste Problemtier für die heimische Landwirtschaft heran? Es sei schwierig, die Entwicklung vorherzusagen, weil sei von vielen Faktoren abhänge, erklärt Wieser. Südtirol sei insgesamt aber kein geeigneter Lebensraum für die Schakale, „sie ziehen Gegenden mit dichten Sträuchern und Sümpfen vor“. Offene Flächen werden möglichst gemieden. Allerdings wurde das Tier mittlerweile bereits in Gröden auf 2000 Höhenmetern nachgewiesen – für Wieser ein Zeichen dafür, dass Goldschakale sehr anpassungsfähig sind. <BR /><BR /><b>Übergriff auf Nutztiere</b><BR /><BR />Das gilt auch bei der Ernährung. Goldschakale gelten als Nahrungsopportunisten, sie fressen das, was die Natur ihnen sozusagen vor die Pfoten schickt. Dazu gehören Insekten, Nagetiere, Vögel, Amphibien, aber auch vegetarische Kost. Gerne verwertet der Goldschakal auch Reste von bereits getöteten Tiere, etwa durch Autos auf den Straßen. Daher wurden auch in Südtirol bereits mehrere Goldschakale überfahren. <BR /><BR />Die Risse in Villnöß zeigen aber, dass er frischem Fleisch nicht abgeneigt ist, auch Nutztiere gehören in das Beuteschema. Dafür ist das fuchsähnliche Tier gut gerüstet: Der Goldschakal schleicht sich an die Beute an und erfasst sie mit einem Überraschungsangriff. Die Schnelligkeit und der ausgeprägte Geruchssinn sind dabei sehr hilfreich. <BR /><BR /><b>Ähnlichkeit mit Fuchs</b><BR /><BR />Die Tatsache, dass der Goldschakal auch von Südtiroler Jägern mehrmals mit einem Fuchs verwechselt wurde, ist auf die große Ähnlichkeit mit diesem heimischen Tier zurückzuführen. Der Goldschakal ist meistens größer und wirkt stärker, sein Fell ist goldgelb gefärbt, kann jedoch im Laufe des Jahres die Farbtönung hin zu dunkleren Schattierungen wechseln. Der Fuchs hat dagegen ein rotes bis rostrotes Fell mit grau-braunen Einwürfen. Ein Unterscheidungsmerkmal ist der Schwanz, der beim Fuchs lang und buschig ist, beim Goldschakal kurz und eher dick. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="654788_image" /></div> <BR /><div class="img-embed"><embed id="654791_image" /></div> <BR /><BR />Ein Jäger, der den jagdbaren Fuchs mit einem Goldschakal verwechselt, hat nach dem Abschuss Probleme, denn auch dieses neu zugewanderte Tier steht in Italien unter strengem Schutz. „In einigen Bundesländern in Österreich ist der Goldschakal dagegen jagdbar“, erklärt Wildbiologe Wieser. Ein natürlicher Feind dieser Tiere ist der Wolf, wo dieses Großraubtier umgeht, richten sich Schakale kein Revier ein. Fazit: Vor allem Südtirols Bauern haben damit gewissermaßen die Wahl zwischen Pest und Cholera: Wolf oder Goldschakal. <BR />