Er suchte in Cermis nach Überlebenden: „Es herrschte Stille“ - Chronik

Waldners Mutter stammt aus der Gemeinde Truden, sein Vater aus Mals. Er schilderte gegenüber s+, was er am 3. Februar 1998 erlebte. Herr Waldner, wo waren Sie, als die Todesmaschine die Kabinenbahn zu Sturz brachte? Stefano Waldner: Ich arbeitete schon hier in dieser Autowerkstatt. Ich war gerade dabei, ein Auto zu testen, und stand auf der Brücke (wenige 100 Meter östlich der Unfallstelle, Anm. d. Red.), als ich zu meiner Linken das Flugzeug sah, das das Seil berührte. Daraufhin stürzte die Kabine ab. Den Kampfjet haben Sie dann aus den Augen verloren? Waldner: Ja, ich habe nur gesehen, wie er unmittelbar nach der Berührung mit dem Seil an Höhe verloren hat und dann einen lauten Knall von sich gegeben hat, der durchs ganze Tal widerhallte. Im Dorf wurde Stunden danach noch gemutmaßt, wo er abgestürzt sein könnte. Im Unglück konnten sie den Flieger aber dann doch sicher landen. Was taten Sie danach? Waldner: Ich bin in die Werkstatt gefahren, habe meinen Chef angerufen und ihm gesagt: ,Die Kabine ist abgestürzt, wir müssen dorthin!‘ Waren Sie und Ihr Chef die allerersten, die auf der Unfallstelle eintrafen? Waldner: Wir waren die ersten. Wir wollten nachsehen, ob jemand noch am Leben war. Marcello Vanzi, den Fahrdienstleiter der Todeskabine, kannten Sie persönlich... Waldner: Ja, er wohnte hier in Masi, etwa 200 Meter von meinem Haus entfernt. Er wurde als einziger aus der Kabine geschleudert – ich bin zuerst zu ihm gegangen, als ich dort eintraf. Er war nicht wiederzuerkennen. Dann habe ich nach Überlebenden in der Kabine gesucht – doch es herrschte Stille. Was geschah nach der Tragödie? Waldner: Ich wurde von Zeitungen, Fernsehsendern, von Journalisten aus vielen Ländern angerufen. Ein Jahr später wurde ich für eine Woche nach Camp Lejeune, in North Carolina, geholt, um vor dem Militärgericht auszusagen. Was haben Sie gedacht, als Sie die Piloten beim Prozess gesehen haben? Waldner: Ich habe mir nicht viel dabei gedacht. Mir tut es leid wegen dieser Tragödie. Man weiß aber nicht genau, warum es dazu kam. Diese Jets flogen jede Woche tief übers Tal...