Die Wahrscheinlichkeit, einen Mikrometeorit in Südtirol zu finden, ist sehr gering und gleicht der oft zitierten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. <BR /><BR />Claudio Taglieri, der zwei dieser winzigen Partikel aus dem All vor etwa zwei Wochen in einer Dachrinne in Vahrn gefunden hat, erklärt: „Man schätzt, dass nicht mal ein Mikrometeorit pro Quadratmeter jedes Jahr auf der Erde auftrifft. Auch meine Suche war langwierig und mit beträchtlichem Aufwand verbunden.“ Sisyphos lässt also schön grüßen. <BR />Maßgeblich geholfen hat dabei eine Teilnahme am Mikroskopier-Workshop des Naturmuseums Bozen mit Direktor David Gruber als Referenten. Sieben Interessierte lernten, wie man mithilfe eines professionellen Mikroskops die winzigen Partikel Sternstaub sichtbar macht.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1162065_image" /></div> <BR /><BR /> Grundvoraussetzung ist jedoch, dass man diese Mikrometeoriten überhaupt erst findet – zwischen all den gewöhnlichen Staubteilchen. „Am ehesten findet man derartige Partikel auf Flachdächern mit erhöhten Kanten, wo sich gewöhnlicher Sand und weitere Ablagerungen ansammeln und nicht verblasen werden können“, weiß Taglieri. Nach Dafürhalten des Fachmanns David Gruber schien ihm das Dach eines Hauses in Vahrn ein geeigneter Ort für die Suche zu sein, er bat die Eigentümer einfach um Erlaubnis. Unmöglich allerdings, etwaige Partikel mit freiem Auge in den sandigen Ablagerungen auszumachen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1162068_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Taglieri erläutert, wie er in mehreren Schritten den Sternenstaub vom irdischen Material zu trennen vermochte. Nach und nach kamen Wasserbäder mit unterschiedlichen Sieben, ein Ultraschallbad, ein starker Magnet, das spezielle Mikroskop und letztlich die Digitalkamera für die Mikroaufnahmen zum Einsatz. An die 500 Fotos brachten die Gewissheit: Die Oberflächenbeschaffenheit weist die typische feinkörnige Struktur von Olivin-Kristallen auf, die Rücksprache mit David Gruber und der Austausch auf Facebook-Foren brachten endgültige Gewissheit. „Das war ein beglückendes Gefühl“, sagt Taglieri, seines Zeichens begeisterter Hobbyfotograf und im Brotberuf Techniker. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1162071_image" /></div> Die beiden entdeckten Mikrometeoriten sind winzig klein (0,15 Millimeter), gehören zur Klasse der sogenannten „PO“-Klasse („Porphyritic Olivine“) und sind Zeugen früherer planetarer Entwicklungsprozesse. Derartige Partikel hinterlassen keine Einschläge, dennoch erlangen sie verstärkt den Status von begehrten Forschungsobjekten, werden dank ihrer besonderen Geschichte, Beschaffenheit und Struktur schon mal als Miniaturschätze aus dem All bezeichnet. <BR /><BR />David Gruber bewertet den Fund als „wunderbare Bestätigung unserer Arbeit“, der Workshop habe seine Früchte getragen. Er wird den Miniaturschatz nun verwalten. Wer auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich den nächsten Mikroskopier-Workshop im Naturmuseum am 21. Mai nicht entgehen lassen.