Die Diözese selbst verweist in einer Stellungnahme auf mehrere Maßnahmen, die in Zusammenhang mit dieser Beauftragung getroffen wurden. Wir haben bei Generalvikar Eugen Runggaldier nachgefragt.<BR /><BR /><b>Die Diözese und er selbst könnten sich einen schmerzhaften Spießrutenlauf ersparen: Warum wird Giorgio Carli weiterhin in der Seelsorge eingesetzt?</b><BR />Generalvikar Eugen Runggaldier: Nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie hat die Diözese eine Expertengruppe eingesetzt, die aus drei externen und drei internen Fachleuten besteht. Diese hatte die Aufgabe, alle in der Studie genannten Fälle eingehend zu studieren und einen Vorschlag für Maßnahmen zu erarbeiten. Im Fall von Giorgio Carli hat die Kommission empfohlen, dass drei Maßnahmen zu setzen sind, er aber weiterhin in der Seelsorge wirken darf. Daher hat die Diözesanleitung keine Versetzung von Don Giorgio Carli beabsichtigt.<BR /><BR /><b>Warum kam es trotzdem zur Versetzung von Sterzing ins Pustertal?</b><BR />Generalvikar Runggaldier: Don Giorgio Carli selbst hat um einen Wechsel gebeten. Er wird im Hochpustertal wirken, wo die von der Expertengruppe vorgeschlagenen Maßnahmen zur Anwendung kommen: Er ist in psychologischer Begleitung; er wird nicht in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sein und bei möglichen Kontakten mit Kindern und Jugendlichen werden immer Erwachsene dabei sein; es wird ein Monitoring aufgebaut, das heißt, der Generalvikar bestimmt eine oder zwei Personen, die er regelmäßig aktiv kontaktiert, um zu erfahren, wie das Verhalten von Don Giorgio ist.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71256023_quote" /><BR /><BR /><b>Was sagt er selbst zum Kapitel im Missbrauchsbericht und zu den Vorwürfen?</b><BR />Generalvikar Runggaldier: Ich habe ihn nie dazu befragt.<BR /><BR /><b>Wie sind die Reaktionen in den Pfarreien, in denen er eingesetzt ist?</b><BR />Generalvikar Runggaldier: Als der Vorschlag kam, Giorgio Carli könnte im Hochpustertal aushelfen, wurde, bevor die endgültige Entscheidung getroffen wurde, der Pfarreienrat der Seelsorgeeinheit kontaktiert. Ihm wurde der ganze Fall geschildert und es wurden die Maßnahmen der Expertengruppe genannt. Seitens des Pfarreienrates hieß es, dass man Don Giorgio gerne aufnimmt und dankbar ist, dass er im Hochpustertal als Priester wirken wird.<BR /><BR /><b>Giorgio Carli wird in einigen Medien als „pädophiler Priester“ bezeichnet: Trifft das überhaupt zu?</b><BR />Generalvikar Runggaldier: In der Expertengruppe sitzt auch ein Psychiater, der mit aller Klarheit mehrmals betont hat, dass Carli kein Pädophiler ist. Auf welche Expertise sich italienische Medien stützen, wenn sie das Gegenteil behaupten, weiß ich nicht. Wir vertrauen der Einschätzung eines erfahrenen Psychiaters.<BR /><BR /><b>Im Missbrauchsbericht werden zwölf noch lebende Priester aufgeführt, bei denen die Diözese näher hinschauen muss. Welche personellen Konsequenzen wurden im ersten halben Jahr nach Vorstellung dieses Berichts getroffen?</b><BR />Generalvikar Runggaldier: Die Expertengruppe hat alle im Bericht genannten Fälle behandelt und für alle Vorschläge für Maßnahmen erarbeitet. Der Generalvikar hat inzwischen fast alle diese Maßnahmen umgesetzt, d.h. dass Priester nach einem persönlichen Gespräch schriftlich mitgeteilt wurde, welche Maßnahmen vom Bischof in ihrem Fall gesetzt wurden. In nächster Zeit wird auch das Umfeld, in dem diese Priester leben, über die Maßnahmen informiert.<h3> DER FALL</h3>Giorgio Carli, 1964 in Bozen geboren und 1989 zum Priester geweiht, muss sich 2003 vor Gericht verantworten, weil er eine minderjährige Pfarrangehörige sexuell missbraucht haben soll. Er wird 2006 freigesprochen, aber 2008 in zweiter Instanz zu sieben Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Das Urteil stützte sich auf die detaillierten Erinnerungen der Frau im Rahmen einer Psychoanalyse. Das Kassationsgericht stellt 2009 fest, dass der Tatvorwurf verjährt sei. Es muss aber ein Schadenersatz in der Höhe von 700.000 Euro bezahlt werden.