Ob der Vatikan ein Paradies ist? Sicher nicht! Wo so viel Macht regiert, sind die Schlangen nicht weit! Ich glaube auch nicht, dass sich Jorge Mario Bergoglio diesbezüglich falsche Hoffnungen gemacht hat. <BR /><BR />Doch als er nach dem Konklave am 13. März 2013 lächelnd auf den Balkon trat, war sein bodenständiges „Buona Sera“ fast wie eine göttliche Verheißung: Seht her, ich bin einer von euch, und für euch werde ich da sein! <BR /><BR />10 Jahre ist Franziskus nun im Amt, der „Papst der Armen“, der gelobte, sich für mehr soziale Gerechtigkeit einzusetzen und es auch tat. Und wenn der Eisenbahnersohn aus Buenos Aires auf die roten Prada-Schuhe ebenso pfiff wie auf den roten Teppich, die Luxuskarosse mit der Vespa vertauschte und den Barockpalast Castel Gandolfo der Welt öffnete, schnurrte, surrte und gurrte die vatikanische Vermarktungsmaschinerie auf Hochtouren für die Eigenmarke Franziskus.<BR /><BR /> Warum auch nicht? Einen himmlischen Sympathieträger, der schon im ersten Jahr vom Time Magazine zum „Mann des Jahres“ gekürt wird, stößt niemand vom Werbethron. Es sei denn, er wird zur Bedrohung. Und das war und ist dieser liberale, bescheidene, scharfsinnige, entschlossene Pontifex Maximus – der größte Brückenbauer – , für die Hardliner und Erzkonservativen, die Feinde, Kritiker und Intriganten in den eigenen Reihen, die an versteinerten Machtstrukturen festhalten wollen. Ergo grenzt es an ein Wunder, dass der 86-Jährige noch im Amt ist. <BR /><BR />Viel hat er in 10 Jahren bewegt, sich für „die historischen Vergehen der Kirche an der indigenen Bevölkerung Südamerikas“ entschuldigt, den türkischen Völkermord an den Armeniern im Ersten Weltkrieg als ersten Genozid des 20. Jahrhunderts bezeichnet, sich für Emigranten engagiert, zu konkreten Taten gegen den (kirchlichen) Missbrauch aufgerufen, und jetzt kann er sich sogar vorstellen den Zölibat für katholische Priester aufzuheben. Es wäre eine epochale Entscheidung!<BR /><BR /> Kirchengeschichte wird Papst Franziskus aber ohnehin schreiben, als „Revoluzzer Christi“, der sich selbst in der Schlangengrube behauptet und das (sinkende?) Kirchenschiff wieder näher an die Menschen navigiert hat.<BR />