Die überdiözesanen ThemenAls besonders komplex erwies sich der Umgang mit den Themen, die über die Kompetenz der Synode hinausreichen.Während der dritten Session ließ das Präsidium zu den Fragen Zölibat, Zulassung von Frauen zum Priesteramt oder zum Diakonat, Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene und Spendung der Krankensalbung durch beauftragte Laien Stimmungsbilder einholen.Bei diesen sprach sich eine große Mehrheit der Synodalen deutlich für eine Veränderung der geltenden Regelungen aus. Bei seiner ersten Intervention in die Debatten der Synode wünschte Bischof Ivo Muser, den Fokus bei diesen Themen mehr auf die Argumente und Begründungen als auf die Zahlen zu lenken.Daraufhin hat das Präsidium am Freitag beschlossen, die Stimmungsbilder zu denselben Themen nicht zu wiederholen und den Augenmerk auf die theologische Debatte zu lenken. Diese Entscheidung stieß auf geteilte Meinungen und hat die Arbeiten der Synode am Freitag zeitweise stark belastet. Die vielen Wortmeldungen der Synodalen haben aber das Meinungsbild zu diesen Themen bestätigt und inhaltlich gut differenziert. Die Debatte darüber wurde auf den 30. Mai vertagt.Auszüge aus den beschlossenen VisionspapierenIn den beiden Sessionen wurden zehn von zwölf Kommissionspapieren verabschiedet. Die Texte beschreiben das angestrebte Zukunftsbild der Kirche in Südtirol und bilden den Ausgangspunkt für die Erarbeitung der konkreten Maßnahmen in der dritten Phase der Synode.In Folge ein Auszug aus den verschiedenen angenommenen Texten. Die vollständigen Texte werden voraussichtlich in einigen Wochen veröffentlicht werden.Visionspapier der Kommission 1 „Wie Liturgie feiern und leben?“Liturgie “äußert sich in der Vielfalt: Menschen aller Altersgruppen, verschiedener Sprachen und Herkunft, unterschiedlichen Geschlechts, unterschiedlicher Lebensformen und Kirchen-bindung feiern miteinander.”„Frauen und Männer übernehmen Dienste und Aufgaben gleichermaßen und sind anerkannt.“„Am Sonntag feiert die christliche Gemeinde Eucharistie. Wo dies nicht möglich ist, versammelt sie sich zur Wort-Gottes-Feier, zur Tagzeitenliturgie, zu einer Andacht oder einer anderen Form des gemeinsamen Gebets.“ (Die Verteilung der Kommunion bei Wortgottesfeiern wurde von der Synode abgelehnt.)Visionspapier der Kommission 2 „Wie können wir das Evangelium leben und in der heutigen Welt verkünden?“„Wir sind eine Kirche, die den Gott Jesu Christi, des gekreuzigten und auferstandenen Herrn, in den Mittelpunkt ihrer Verkündigung stellt.“„Wir sind eine Kirche, die die Sprache des Menschen von heute spricht und die religiöse Sprache den Menschen für heute erschließt.“„Wir sind eine Kirche, die in der Verkündigung in besonderem Maß auf alle Formen und Mittel der Kommunikation setzt.“„Unser besonderes Augenmerk gilt ganz im Sinne Christi den Armen und Entrechteten, den Schwachen, Wehrlosen und Stimmlosen unserer Gesellschaft.“Visionspapier der Kommission 3 „Wie den Glauben im Leben vertiefen und weitertragen?“„Wir wenden uns an Menschen aller Altersgruppen - sowohl im Glauben gefestigte wie jene, die gelegentlich in Kontakt mit Kirche kommen.“„Wir machen uns in besonderer Weise stark für Suchende, Schwächere, Leidende und Orientierungslose und leben mit ihnen.“„Wir stehen in einem aufrichtigen Dialog mit allen, die andere Überzeugungen vertreten als wir, seien es religiöse oder nicht religiöse.“„Wir sind also eine Kirche, die öffentlich präsent und zugänglich ist.“Visionspapier der Kommission 4 „Wie können die Sakramente heute vorbereitet, gefeiert und gelebt werden?“„Die Vorbereitung auf den ersten Empfang der Eucharistie ist von fixen Jahrgangstufen der Schule entkoppelt.“„Das Sakrament der Firmung ist eine Bestärkung im Glauben, die vom Firmling bewußt getroffen wird. Dies wird umso mehr gewährleistet, wenn das Firmalter von fixen Jahrgangsstufen der Schule entkoppelt und nicht unbedingt jahrgangsweise gefeiert wird.“„Es gibt in der Diözese in allen größeren Orten Beichtzentren.“„Ein menschliches Scheitern im Sakrament der Ehe schließt, nach einem Reifungsprozess, einen Neuanfang nicht aus.“Visionspapier der Kommission 5 „Wie kann tätige Nächstenliebe als fundamentale Lebensäußerung der Kirche und unverzichtbare Haltung des einzelnen Christen bzw. der einzelnen Christin gestärkt werden?“„Der Kirche von Bozen-Brixen geht es um den Menschen.“„Sie setzt sich ein für ein gutes Leben der Menschen und für ein hilfsbereites Land.“„Den Dienst am Nächsten nimmt sie ebenso wichtig wie Liturgie, Verkündigung und den Aufbau von christlichen Gemeinden.“„Ihr Diakonat gibt der Nächstenliebe ein Gesicht.“„Sie fördert die Zusammenarbeit zwischen den Sprachgruppen.“Visionspapier der Kommission 6 „Wie bringt sich unsere Kirche in sozialen, politischen, wirtschaftlichen Fragen ein?“„Christen sind sich bewusst, dass die Bewahrung der Schöpfung von persönlichen Ent-scheidungen abhängt, die zu einem einfachen, nachhaltigen Lebensstil führen.“„Die Kirche verlangt, dass die Politik im Dienste des Gemeinwohls steht, ohne Einzelinteressen zu verfolgen und dass die Christen sich in der Politik engagieren indem sie einer Logik des Dienstes und nicht einer Logik der Macht folgen.“„Wir als Kirche stehen für das gute Zusammenleben und den Dialog zwischen den in Südtirol vertretenen Sprachgruppen und Kulturen. Deswegen fördern wir Projekte und Strukturen, die die Sprachgruppen und Kultur übergreifen und verbinden. Wir geben diesen - wo immer möglich - den Vorrang gegenüber getrennten Projekten und Strukturen.“„Die Verwaltung des kirchlichen Vermögens erfolgt nach klaren und transparenten Richtlinien und unter Beachtung der Prinzipien der christlichen Soziallehre. Kirchliche Einrichtungen und Institutionen sind sich ihrer Vorbildfunktion bewusst und leben konkret vor, wie sich Arbeitsbedingungen im Geist des Evangeliums gestalten lassen.“Visionspapier der Kommission 7 „Wie kann Kirche auf den verschiedensten Ebenen in Südtirol gestaltet und strukturiert werden?“„Kirche ist vor Ort verankert und in den verschiedenen Lebensbereichen der Menschen erfahrbar.“„Grundsätzlich sollen alle bisher lebendigen und funktionsfähigen Pfarreien erhalten blei-ben.“„Die einzelnen Pfarreien und Kirchengemeinden werden von einem Priester oder Laien geleitet.“„Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Seelsorge in Altersheimen, Krankenhäusern, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und anderen sozialen Einrichtungen.“Visionspapier der Kommission 8 „Wie Ehe und Familie in den verschiedenen Formen heute christlich leben?“Die Schlussabstimmung zu diesem Visionspapier ist noch ausständig. In Folge ein Auszug aus den bereits angenommenen Teilen.„Wir sind eine Kirche, welche die sakramentale, eheliche Lebensgemeinschaft als ein hohes Gut ansieht und fördert, aber zugleich auch anderen Lebensgemeinschaften gegenüber offen bleibt, sie begleitet und stützt und sie in die kirchliche Gemeinschaft einlädt bzw. einbindet, damit alle in gegenseitiger Liebe, in Respekt, Verantwortung und Fürsorge miteinander leben und wachsen.“„Wir sind eine Kirche, die Menschen und Familien, die in ihren Lebensgemeinschaften scheitern, achtet und sie in der kirchlichen Praxis ohne Einschränkungen begleitet.Visionspapier der Kommission 9 „Wie findet die Kirche zu Kindern und Jugendlichen und verweilt an ihrem Platz?“„Kinder und Jugendliche sind wesentliche und aktive Teile der kirchlichen Gemeinschaft.“„Kinder erfahren Gott zuallererst in der Familie und lernen dort den christlichen Glauben kennen und zu leben. Deshalb werden Familien in besonderer Weise begleitet.“„Kinder und Jugendliche haben aufgrund ihrer Kompetenz auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens konkrete Möglichkeiten von Mitsprache, Mitgestaltung, Mitentscheidung und Mitverantwortung. Diese Mitarbeit erfährt Wertschätzung.“Visionspapier der Kommission 10 „Wie fördern wir geistliche und kirchliche Berufungen: Kriterien, Bildung, Begleitung, Rolle, Funktion, Aufgaben?“„Die Berufungen zur christlichen Ehe und Familie, zum Ordensstand, zum Priestertum und jeder Form christlichen und geweihten Lebens werden als gleichwertig angesehen.“„Diözesanpriester leben in Gemeinschaft. Sie leben in kleinen MitarbeiterInnen- Gemein-schaften. Widums sind so Orte der Gastlichkeit, der Gespräche und der Begegnung, in denen man sich wohl fühlt.“„An einem geeigneten Ort in unserer Diözese entsteht ein spirituelles Zentrum, das sich besonders der suchenden Menschen unterschiedlicher Alters- und Sprachgruppen annimmt.“Visionspapier der Kommission 11 „Wie begegnen wir den Menschen von anderen Glaubensrichtungen, Religionen, Weltanschauungen undKulturen?“„Unsere Kirche führt im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils die positiven Erfahrungen des Dialogs nicht nur weiter, sondern intensiviert ihn mit den anderen christlichen Konfes-sionen, den anderen Religionen, den Wissenschaften, den verschiedenen Ethnien und Sprachgruppen.„Die vermehrte Hinwendung der Menschen zu alternativen Heilsangeboten, esoterischen Praktiken und pseudoreligiösen Bewegungen wird als kritische Anfrage an die Kirche angesehen.“„Unsere Kirche schließt die Frauen entschieden und überzeugt in den Dialog, in die Ökumene, in die Begleitung, in die Eucharistiefeier, in die Pastoral und in die Entscheidungsgremien mit ein.“Wie geht es weiter mit der Synode?21. März: Synoden-Forum in der Messehalle in Bozen23.-24. Oktober: 5. Session27.-28. November: 6. Session5. Dezember: 7. Session 20158. Dezember: Abschluss der Synode im Dom zu Brixen.