„Wir haben interveniert, aber leider ohne Erfolg. Solche Strafen hat es bis jetzt in Südtirol noch nie gegeben“, sagt Benedikt Terzer, Geschäftsführer des Jagdverbandes. <BR /><BR /> Vom Schreibtisch aus einen Bock geschossen haben Beamte des Landes: „Wir Jäger schießen den Förstern zu wenig Wild“, betont Benedikt Terzer, der Geschäftsführer des Jagdverbandes. Die ehrenamtlich tätigen Leiter der 4 Reviere Laas, Latsch, Schnals und Ulten wurden zu hohen Strafen verdonnert, weil ihre Jägerschaft im Jahr 2021 zu wenig Schalenwild (Rot-, Reh- und Gamswild) erlegt hat. <BR /><BR />Unterzeichnet wurden die Strafbescheide von Nicht-Jäger Günther Unterthiner, dem Direktor der Abteilung Forstwirtschaft. Auch Jagd-Landesrat Arnold Schuler und Unterthiners Vize Florian Blaas, der Direktor des Amtes für Forstwirtschaft, der derzeit auch das Amt für Jagd und Fischerei leitet, sind keine Jäger.<h3> 25 Jahre alte Bestimmung</h3>Benedikt Terzer betont: „Wir haben interveniert, aber leider ohne Erfolg. Solche Strafen hat es bis jetzt in Südtirol noch nie gegeben. Die Grundlage dafür bildet eine mehr als 25 Jahre alte Bestimmung im Landesjagdgesetz, die nun plötzlich zur Anwendung gekommen und einzigartig in Italien ist.“<BR /><BR /> Diese Bestimmung besagt, „dass wenn weniger als 85 Prozent des Abschussplans für das Schalenwild erfüllt und gleichzeitig Schäden an der Land- und Forstwirtschaft festgestellt werden, eine Verwaltungsstrafe verhängt werden kann“. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="881858_image" /></div> <BR /><BR />Jurist Terzer fährt fort: „Die Mindeststrafe liegt bei 140 Euro, die Höchststrafe bei 18.600 Euro.“ Die Revierleiter von Schnals und Ulten seien zuallererst zur Höchststrafe verdonnert worden. Die Höhe der Strafen für alle 4 Reviere sei nach einem Einwand seitens des Landes nur reduziert worden. „Die Revierleiter haben nun Rekurs eingereicht, ein Gerichtsurteil ist in etwa eineinhalb Jahren zu erwarten“, sagt er.<BR /><BR /> In der Jägerschaft brodelt es auf jeden Fall: „Es kann nicht sein, dass ein ehrenamtlich tätiger Revierleiter mit seinem privaten Vermögen für die Nichterfüllung des Abschussplans und für Wildschäden zur Verantwortung gezogen wird. Das geht zu weit, und das werden wir uns als Jagd sicher nicht gefallen lassen“, gibt sich Terzer kämpferisch.<BR /><BR /> „Nicht berücksichtigt wurde auch, dass 2 der 4 bestraften Revierleiter zum Zeitpunkt der fraglichen Übertretung in Sachen Nichterfüllung des Abschussplans noch gar nicht im Amt waren. Sie wurden erst im Frühjahr 2022 zu Revierleitern gewählt.“ <h3> Frust und Widerstand</h3>Mit den Strafen habe das Land jedenfalls erreicht, dass in der Jägerschaft Frust und Widerstand herrsche; geschossen werde sicher kein Stück Wild mehr. Auch die Landwirtschaft sei gegen diese Strafen. „Die Forstbehörde sorgt sich zu Recht um die Zukunft des Waldes“, sagt der Geschäftsführer. „Das Schalenwild ist aber nicht daran Schuld, dass es den Wäldern schlecht geht. Dazu gibt es auch Studien.“<BR /><BR />Warum ist die Erfüllung der Abschusspläne nicht gelungen? „Je höher der Abschussplan angesetzt wird, desto schwieriger ist die Erfüllung, denn der Jagddruck steigt, wenn immer mehr Wild erlegt werden muss“, berichtet Terzer. „Das Wild wird damit auch immer scheuer und die Bejagung umso schwieriger.“ Einzelne Reviere seien schon soweit, dass nicht mehr erlegt werden könne. „Die Förster verlangen trotzdem mehr Abschüsse.“<h3> Und wenn die Jäger „streiken“?</h3>Terzer sorgt sich um das Ehrenamt: „Sollten die Rekurse vom Gericht abgelehnt werden, könnte es zu einer Welle von Revierleiter-Rücktritten kommen, und Nachfolger wären auch keine mehr zu finden.“ Und was wäre, wenn die Jäger streiken würden? „Dann hätte das Land ein Riesenproblem, weil es mit seinem eigenen Personal niemals imstande wäre, die Bejagung auch nur ansatzweise durchzuführen“, betont Jurist Benedikt Terzer. <BR /><BR />Immer wieder in der verärgerten Jägerschaft zu hören ist auch, „dass mit Florian Blaas die Förster das Amt für Jagd und Fischerei kassiert haben und somit nur mehr die Interessen der Forst verfolgt werden und nicht mehr, so wie früher, der Ausgleich zwischen Jagdinteressen und Forstinteressen.“ <BR /><BR />Die Politik müsse endlich, seit dem 13. Oktober, seit dem Abgang von Luigi Spagnolli, der nun Senator ist, sei der Posten des Direktors des Amtes für Jagd und Fischerei vakant und die Politik untätig. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />