Seit Jahren das gleiche Lied und die deutschen Grundschulen in Bozen kommen dabei immer mehr unter die Räder. Der Grund: Von Jahr zu Jahr drängen Kinder italienischer Muttersprache oder mit Migrationshintergrund in die deutschen Bildungseinrichtungen. Im Kindergarten ist die Lage identisch. Herkunft und dergleichen ist dabei nicht das Problem, sondern die Beherrschung der Sprache. <BR /><BR />Laut aktuell vorliegenden Zahlen haben sich z.B. die Eltern von 36 zukünftigen Erstklässlern dazu entschlossen, ihre Kinder in die Schule einer Nachbargemeinde zu schicken. „Ein wichtiges Argument war unter anderem, dass es die deutsche Sprache in der deutschen Grundschule immer schwerer hat. Diese Tatsache ist sehr bedenklich“, meint Ramoser. <BR /><BR />Sie nennt ein weiteres Beispiel: „In der Pestalozzi-Grundschule gibt es im Herbst eine erste Klasse, in der kein einziges Kind deutscher Muttersprache die Schulbank drückt.“ Natürlich, der demografische Wandel. Natürlich, keine Verallgemeinerung, aber: „Die Lehrkräfte wissen sich teilweise nicht mehr zu helfen.“ Es fehle an den einfachsten sprachlichen Grundlagen, das im Autonomiestatut verankerte Recht auf Unterricht in der Muttersprache werde immer mehr verwässert. Sie weiß, dass man nicht nur in Bozen leidet, sondern z.B. auch in Meran und Leifers. <BR /><BR />„Die Problematik zieht somit weitere Kreise und beschränkt sich nicht ausschließlich auf die Landeshauptstadt, daher wäre es notwendig, wenn die Landespolitik endlich für eine Verbesserung sorgen würde. Man muss dabei auch das italienische Schulamt einbinden“, sagt sie. Medial hat Ramoser bereits einen Vorschlag lanciert: Sprachprüfungen. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf ein Dekret des Präsidenten der Republik vom 15. Juli 1988. Nr. 301 (https://tinyurl.com/5yrzxvmy). Darin steht festgeschrieben, dass „...sollte die Leistungsfähigkeit der Schule beeinträchtigt“ sein, „da Schüler nicht eine angemessene Kenntnis der für die besuchte Schule vorgesehenen Unterrichtssprache besitzen“, eine paritätische Kommission angehört werden kann. <BR /><BR />Ramoser hat ob ihres Vorschlags, insbesondere von italienischen Politikern links und rechts der Mitte, Kritik einstecken müssen. Es gibt aber auch Zustimmung. So schreibt Hugo Daniel Stoffela als Mitglied des Komitees Deutsche Bildung, dass „in jeder Sportoberschule ein Eignungstest die Voraussetzung zur Schuleinschreibung notwendig ist.“ Es sei daher nicht nachvollziehbar, warum nicht auch ein sprachlicher Eignungstest in Grund- und Mittelschulen eingeführt werden könne. Dies haben er und andere Elternvertreter bei einer Aussprache mit Landesrat Philipp Achammer zur Sprache gebracht. „Nichts ist in Stein gemeißelt“, meint Ramoser. Sie wird heute mit den Direktorinnen der Schulsprengel das Thema erörtern und Lösungsvorschläge besprechen. <h3> 4 Fragen an eine Grundschullehrerin</h3><b>Was sagt die Basis zur seit Jahren laufenden Diskussion?</b><BR />Grundschullehrerin M.S. (Name von der Redaktion geändert): Dass sie endlich ohne Scheuklappen geführt wird. Es braucht klare Lösungen, denn in der aktuellen Situation sind die deutschsprachigen Kinder die Leidtragenden. Irgendwie grotesk, wie ich finde. <BR /><BR />Gemischtsprachig und Migrationshintergrund will nicht heißen, dass es mit der deutschen Sprache hapert. Großteils ist es aber so. Wir haben es zumeist mit Eltern zu tun, die leider sehr uneinsichtig sind. Denn eines muss klar sein: Wir sind eine Bildungseinrichtung und keine Sprachschule. <BR /><BR /><b>Was sind die Gründe, dass Eltern den deutschen Bildungsweg für ihre Kinder wählen, obwohl diese der Sprache nicht mächtig sind?</b><BR />M.S.: Sie glauben, dass sie es im Arbeitsleben dann leichter haben werden, wenn sie beide Sprachen beherrschen. Vielen gefällt aber auch das deutsche Bildungssystem besser als das italienische. Die Ernüchterung folgt, denn wenn die Kenntnis der Unterrichtssprache gänzlich fehlt, ist dies für die Entwicklung wenig förderlich. <BR /><BR />Ich denke, dass Sprachtests eine Lösung wären. Nicht nur für die Kinder, sondern auch für deren Eltern. Es gibt zudem Modelle, die eine sprachliche Integration erleichtern. Auch mehr Personal wäre notwendig, um die Situation zu entspannen.