Auf der Hofalm oberhalb von Terenten endet der Almsommer aufgrund der massiven Wolfsrisse im heurigen Sommer bereits an diesem Wochenende und damit über einen Monat früher als in den Jahren zuvor.<BR /><BR />Strahlend blauer Himmel, eine kleine Almhütte inmitten sattgrüner Almwiesen: Was zum vollkommenen Postkartenkitsch noch fehlt, sind grasende Rinder, Schafe, Pferde oder andere Nutztiere und das Gebimmel ihrer Glocken. Doch das alles gibt es hier heroben schon seit Wochen nicht mehr. Dafür kreisen neuerdings immer öfter Geier und Raben über dem Pfunderer Höhenweg zwischen Mühlwalder Tal und Tiefrastenhütte.<h3> Eigentlich bis Mitte Oktober auf Alm</h3>Den siebten Sommer arbeitet Norbert Passler heuer auf der Hofalm als Hirte. Normalerweise ist er fast bis Mitte Oktober auf seiner Almhütte. „Bis alles aufgeräumt ist, braucht es seine Zeit“, sagt er – und meint damit weniger die Hütte, als vor allem die Umzäunung der gut 160 Hektar Weidefläche.<h3> Herdenschutz bei 160 Hektar nicht durchführbar</h3>Wie viele Zaunstangen, die er zu Beginn der Saison aufstellen musste, er auch wieder aus dem Boden ziehen und zusammentragen muss, weiß er gar nicht genau: „600, vielleicht auch 700 werden es sein“, vermutet er. Ein Herdenschutz, wie er in einigen politischen Vorgaben angeführt wird, ist in so einer Lage praktisch nicht durchführbar.<BR /><BR />80 bis 90 Stück Großvieh, rund 100 Schafe und um die 30 Ziegen verbrachten normalerweise den Sommer auf der Alm und wurden von Passler betreut. Heuer waren es aufgrund der Wolfsproblematik 51 Kühe bzw. Jungrinder, 68 Schafe und 30 Ziegen.<h3> Von 68 Schafen weniger als 20 übrig </h3>Die Ziegen haben den Sommer unbeschadet überstanden, von den Schafen waren bisher noch 9 im Umfeld der Alm. Am vergangenen Montag hat Passler 4 Stück auf einem von der Alm entfernten Weidestück entdeckt und sofort zusammengetrieben. <BR />Alle 13 wurden inzwischen bereits ins Tal gebracht, genauso wie die Ziegen. Die 68 Schafe gehörten 2 Bauern; 46 dem einen (davon wurden 40 von Wölfen getötet), 22 dem anderen Bauern, der noch 9 Tiere zurück in den Stall bringen konnte.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="932209_image" /></div> <BR />Seit in seinem Almgebiet keine Tiere mehr weiden, haben sich die Wölfe ins „Eidechsgebiet“ verzogen. „Dass mehrere große und einige junge Wölfe hier im Gebiet sind, ist wohl bewiesen“, sagt Passler. „Was es jetzt braucht, ist eine gute Zusammenarbeit aller mit dem Wolfsmanagement betrauten Institutionen, damit die Almwirtschaft nicht gänzlich ausstirbt. “ <h3> Zukunft der Almwirtschaft ungewiss</h3>Momentan weiß ich nämlich nicht, wie es nächstes Jahr noch weiter geht, hier bei mir, aber auch in anderen Almen ringsherum. Schafe dürften sicher keine mehr aufgetrieben werden, Ziegen vielleicht auch nicht. Wenn keine Tiere mehr auf den Almen sind, wachsen diese schnell zu, mit allen negativen Konsequenzen.“<h3> Eingabe gegen Abschussgenehmigung</h3>Wie berichtet, gibt es ein Ansuchen des Landeshauptmanns zur Entnahme von bis zu 2 Wölfen in Mühlwald und den angrenzenden Gemeinden Kiens, Terenten und Vintl. Bis spätestens 2. September muss die staatliche Umweltbehörde ISPRA dazu ihr Gutachten vorlegen. Indes hat sich die Tierschutzorganisation LAV bereits gegen die Abschussgenehmigung gestemmt und will diese mit einem Rekurs vor dem Verwaltungsgericht verhindern.<h3> Almwirtschaft und Tourismus leiden</h3>Wie Norbert Passler einwirft, leide auch der Tourismus unter der Wolfsproblematik. So habe es heuer deutlich mehr Fragen von Passanten bei ihm auf der Alm gegeben, ob bzw. wie risikobehaftet eine Wanderung entlang des Pfunderer Höhenweges sei, vor allem etwa zum Sonnenaufgang, nachdem es fast jeden zweiten, dritten Tag zu Wolfsrissen gekommen ist. <BR /><BR />Der Almsommer neige sich langsam seinem Ende zu – oder müsse vorzeitig beendet werden, die Wölfe bräuchten aber weiterhin Futter, gibt Passler abschließend zu bedenken und zieht die Tür zur Almhütte zu.<BR />