Hier lesen Sie einiges aus zum Leben und den Taten des Frauenmörders und Sexualtäters Zingerle, geboren 1902 in Tschars, – inklusive einer Grafik, Fotos und Zeitungsartikel aus dem Archiv.<BR /><BR /><BR /><BR />Als unehelicher Sohn einer Magd kommt Guido Zingerle am<BR />3. September 1902 auf einem Bauernhof in Tschars im Vinschgau zur Welt und wird schon im Säuglingsalter an Pflegeeltern übergeben.<BR /><BR /><b>Schwere Kindheit, bittere Jugend</b><b>– Gesetzesbrecher Zingerle</b><BR /><BR />Als Jugendlicher und junger Erwachsener schlägt sich Zingerle als Schmuggler von Tabak und Sacharin von Österreich nach Italien durchs Leben.<BR /><BR />1923 wird </TD><TD>Zingerle als 21-Jähriger zum italienischen Militär eingezogen, desertiert aber nach wenigen Monaten und flieht. Er entscheidet sich für die Fremdenlegion und geht nach Afrika. Auch hier desertiert er nach kurzer Zeit, wird aber wenig später gefasst, kommt für einige Monate ins Gefängnis und bleibt dann im Dienst der Fremdenlegion. <BR /><BR />Allerdings nur für ein paar Jahre, bis er wieder abhaut, nach Italien zurückkehrt und wegen Desertion 3 Jahre im Gefängnis von Gaeta im Latium verbüßt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="644882_image" /></div> <BR /><BR />Nach der Haftentlassung kommt Zingerle 1932 zu seiner leiblichen Mutter nach Meran, die von den Behörden ausfindig gemacht wurde. Sie will von ihrem Sohn weiterhin nichts wissen und schickt ihn weg. <BR /><BR />Wie er selbst seine Kindheit und Jugend und die Zurückweisungen erlebt hat, schilderte er gegenüber dem Gerichtsreporter des Tagblatts „Dolomiten“ in einem Interview nach seiner Festnahme 1950. Doch dazu mehr weiter unten im Artikel.<BR /><BR /><b>Hochzeit, Option und Krieg</b><BR /><BR />1934 heiratet Zingerle eine Frau aus Pawigl bei Lana und wird kurz darauf Vater einer Tochter. Dennoch meldet er sich als Freiwilliger für den Abessinien-Krieg (Krieg des faschistischen Italien gegen das Kaiserreich Abessinien) in Äthiopien und bleibt ein Jahr in Ostafrika. <BR /><BR />Wegen der Option übersiedelt Zingerle mit seiner Familie 1939 nach Innsbruck, wird ins Deutsche Reich eingebürgert und zieht in den Krieg. <BR /><BR />In Russland wird er schwer verwundet und liegt 2 Jahre lang in Krankenhäusern, bis er auf Krücken gehen kann und schließlich nach Innsbruck verlegt wird. Wenig später kommt er zu einer Truppe nach Augsburg und gerät in heftige Bombenangriffe bei Darmstadt. Er beschließt, wieder davonzulaufen. Wir schreiben das Jahr 1944.<BR /><BR />Zingerle schlägt sich durch nach Innsbruck, trifft sich mit seiner Frau und zieht weiter nach Südtirol. Auf der Flucht in die Schweiz wird er im Vinschgau aufgegriffen, nach Bozen gebracht und vom deutschen Kriegsgericht im April 1945 zum Tode verurteilt. Am 2. Mai 1945 wird er aber von den Amerikanern befreit. Nach Kriegsende geht er zu seiner Familie nach Innsbruck und verdient sich den Lebensunterhalt durch Schmuggel: Er begleitet Flüchtlinge über die Berge nach Italien und schmuggelt Lebensmittel nordwärts.<BR /><BR /><BR /><b>Und dann begann das Morden</b><BR /><BR /><BR /><b> <div class="embed-box"><div class="container-wrapper-genially" style="position: relative; min-height: 400px; max-width: 100%;"><img src="https://img.genial.ly/5fd380c29270490f70f47a03/f30fb79b-ab39-43a4-b16e-6acb3b0565c8.jpeg" class="loader-genially" style="position: absolute; top: 0; right: 0; bottom: 0; left: 0; margin-top: auto; margin-right: auto; margin-bottom: auto; margin-left: auto; z-index: 1;width: 80px; height: 80px;"/><div id="60a63c1d79c0410d9b7dc2d9" class="genially-embed" style="margin: 0px auto; position: relative; height: auto; width: 100%;"></div></div><script>(function (d) { var js, id = "genially-embed-js", ref = d.getElementsByTagName("script")[0]; if (d.getElementById(id)) { return; } js = d.createElement("script"); js.id = id; js.async = true; js.src = "https://view.genial.ly/static/embed/embed.js"; ref.parentNode.insertBefore(js, ref); }(document));</script></div> <BR /><BR /><BR />23. Mai 1946</b><BR /><BR />Das erste erwiesene Opfer Zingerles war die 19-jährige Lehrerin Gertrud Kutin. Am 23. Mai 1946 lauerte er ihr bei Glaning oberhalb von Bozen auf, vergewaltigt sie und begräbt sie unter schweren Steinen, bis sie schließlich nach mehreren Tagen qualvoll stirbt. Die Ermordete ist eine Schwester des späteren langjährigen Präsidenten von SOS Kinderdorf Helmut Kutin. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="644885_image" /></div> <BR />Wie er es bei Kutin tat, nutzte Zingerle auch für seinen weiteren Taten selbst gebaute und auch ausgestattete Höhlen, in die er seine Opfer verschleppte und vergewaltigte. Die Tötung vollzog Zingerle, indem er seine Opfer unter einem Haufen von Steinen begrub, um sie darunter in tagelangem Todeskampf sterben zu lassen, wobei er dies auch noch beobachtete. <BR /><BR />Ein weiteres schreckliches Detail zu diesem ersten Mordfall, das allerdings erst Monate später ans Licht kam: Eine ältere Frau hatte genau an jenem Tag im Wald Hilferufe gehört, wollte nachsehen, wurde aber von einem Mann, der eine Militäruniform trug, grob verscheucht. Später stellte sich heraus, dass dieser Mann Guido Zingerle war. Die Frau erzählte von diesen Vorkommnissen im Wald auch einem Bauern. Dieser beruhigte sie und meinte nur, dass im Wald häufig Kinder spielten und sie sich keine Gedanken machen brauche. Wenige Monate später stellte sich heraus, dass sie tatsächlich Ohrenzeugin eines furchtbaren Verbrechens geworden war. Was sie damals im Wald hörte, waren keine Kinder beim Spielen, sondern die Lehrerin, die im Todeskampf um Hilfe rief. (Mehr dazu lesen Sie weiter unten)<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="644888_image" /></div> <BR /><BR /><b>25. Juli 1946</b></TD><TD><BR /><BR />Über ein Jahr nach dem grausamen Mord an Kutin vergewaltigt Zingerle in Karneid eine 15-Jährige und verbarrikadiert die Höhle, in der er das Mädchen zurücklässt, mit Steinen. Dem Mädchen gelingt die Flucht, sie konnte sich aus den Steinen befreien und entging damit ihrem sicheren Tod.<BR /><BR /><b>15. März 1947</b></TD><TD><BR /><BR />Die Leiche von Gertrud Kutin wird am Guntschnaberg gefunden, fast 10 Monate nach dem Mord.<BR /><BR /><b>8. + 12. Juni 1947</b></TD><TD><BR /><BR />Guido Zingerle vergewaltigt in einer Höhle nahe Mayrhofen im Nordtiroler Zillertal eine 38-jährige und eine 27-jährige Frau und zwingt sie zum Oralverkehr. In ihrer Gegenwart soll er sich selbst als Schwein und Bestie bezeichnet haben. Die beiden Frauen beteuerten, keine Anzeige zu erstatten. Er ließ sie gehen.<BR /><BR /><b>24. Juni 1947</b></TD><TD><BR /><BR />Die Anzeige wurde gemacht. Guido Zingerle wird wegen dem Vergehen an den beiden Frauen in U-Haft genommen und wenige Monate später zu einem Jahr schwerem Gefängnis verhaftet. Im April 1948 wird er vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.<BR /><BR /><b>1. Juli 1950</b></TD><TD><BR /><BR />Die 43-jährige englische Urlauberin Helen Munro, die mit ihrer Mutter ein paar Tage im Patscherkofel-Hotel verbringt, wird von Guido Zingerle in eine von ihm erbaute Höhle in der Nähe der Isshütte am Ostabhang des Patscherkofels entführt, mehrfach vergewaltigt und erschlagen. Ihre Leiche wird tags darauf entdeckt – der Verdacht fällt sofort auf Zingerle. Zu dieser Tat wird ein Jahr später – im Rahmen der Prozess Berichterstattung – folgendes in den „Dolomiten zu lesen sein:<BR /><BR /><i>Am Spätnachmittag des Samstags, 1. Juli, begegnete Zingerle der 43jährigen Engländerin Helene Munro, die am Tag vorher mit ihrer Mutter im Patscherkofelhotel Quartier genommen hatte und sich nun auf einem kleinen Spaziergang befand. Zingerle sprach die Frau an, es kam zwischen den beiden bald zu einem lebhaften Gespräch über politische Dinge, in dessen Verlauf Zingerle der Engländerin vorwarf, ihre Nation sei am letzten Krieg verantwortlich, während diese auf den Schuldanteil Deutschlands bestand. Plötzlich versetzte er der der Frau einen Schlag ins Gesicht, schleppte die halb Bewußtlose dann in eine seiner Höhlen, fesselte sie und tat ihr Gewalt an. Er peinigte die Unglückliche die ganze Nacht hindurch und erschlug sie dann mit Stockhieben. Die Leiche deckte er nach seiner Gewohnheit mit Steinen zu.</i><BR /><BR /><BR /><b>11. August 1950</TD><TD></b><BR /><BR />Nach einem letzten Besuch bei seiner Familie flieht Zingerle in die Berge und es beginnt eine sechswöchige Verfolgung der Polizei bzw. Carabinieri aus Nord- und Südtirol. <BR /><BR />Diese endet am 11. August 1950 um 5 Uhr morgens in einer Heuhütte auf 2000 Metern – dem Tonicherstadl – auf der Valser Alm in der Nähe des Valser Jöchl oberhalb Mühlbach, wo Zingerle im Morgengrauen aufgestöbert und verhaftet wird. Die Jagd nach dem Mörder führten die Carabinieri unter der Leitung von Eugenio Olivotto an jenem Morgen als Jäger verkleidet, damit Zingerle keinen Verdacht schöpft. Auf die Spur des Mörders führte der Hinweis eines Mannes, der Zingerle tags zuvor erkannt und seine Beobachtung den Behörden gemeldet hatte. <BR /><BR />Das Tagblatt Dolomiten berichtet über den Einsatz am Valser Jöchl wie folgt: <i>Die Carabinieri drangen in die Hütte ein und bemerkten Zingerle in dem Augenblick, da er von dem Heulager, das er sich in der Hütte bereitet hatte, erschreckt aufsprang. Der Mörder ergriff eine Pistole des KaIibers 7,65 mm und versuchte zu feuern; die Waffe war jedoch nicht geladen. Ohne daß er weitere Gegenwehr leistete wurde Zingerle verhaftet.</i><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="643844_image" /></div> <BR />In der „Dolomiten“-Ausgabe vom 12. August 1950 widmete man der endlich erfolgten Verhaftung des „Ungeheuers von Tirol“ eine ganze Seite. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="643847_image" /></div> <BR /><BR /><b>16. August 1950</b><BR /><BR />5 Tage nach der Verhaftung durfte der damalige Gerichtsberichterstatter des Tagblatts „Dolomiten“ mit Guido Zingerle sprechen. In dem kurzen Gespräch schilderte Zingerle seine Vergangenheit mit den Worten „Meine ganze Jugend war bitter“ und gab seiner Mutter für Vieles die Schuld. <BR /><BR />Wer war Guido Zingerle? Er war Ehemann, Vater, Nomade, brutaler Vergewaltiger und Mörder. Seine Kameraden oder Kollegen beschrieben Zingerle als sexuell abnormal. Der Innsbrucker Nervenarzt Karl Vorderwinkler bezeichnete Guido Zingerle als „gesellschaftsfeindlichen Triebmenschen“. Er selbst bezeichnete sich später, nachdem er gestellt worden war, vor Gericht als willenloses, „krankes“ Opfer seines Sexualtriebes. „Das Gift“, so beschrieb Zingerle seinen Trieb, sei ihm in Kindheitstagen eingepflanzt worden. Er war von seiner Mutter weggegeben und von seinen Pflegeeltern mit Schlägen großgezogen worden. Der Makel ein lediges Kind zu sein, haftete rücksichtslos an ihm und ließ ihn zum Außenseiter der Gesellschaft werden. <BR /><BR />Hier der vollständige Artikel, der am Mittwoch,16. August 1950, erschien.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="644921_image" /></div> <BR /><BR /><b>27. November 1951</b></TD><TD><BR /><BR />Beim Prozess gegen Guido Zingerle am Bozner Schwurgericht werden ihm dann insgesamt 18 Anklagepunkte vorgeworfen: der Mord an Gertrud Kutin, die Vergewaltigung der 15-Jährigen und zahlreiche Diebstähle und Raubüberfälle auf seiner Flucht. Vor allem die Zeugenaussage der bereits oben erwähnten älteren Frau geht unter die Haut: Sie war an jenem Mai-Tag 1946 am Guntschnaberg unterwegs und hatte aus dem Gebüsch flehende Hilfeschreie einer Frau gehört. Als sie sich näherte, wurde sie von einem Mann in Militäruniform verscheucht. Als sie im Folgejahr von der Auffindung der Frauenleiche erfuhr, wurde sie sich der furchtbaren Gewissheit bewusst, Ohrenzeugin eines Verbrechens gewesen und wohl vom Mörder vertrieben worden zu sein. <BR /><BR />Der Prozess endet mit der Verurteilung Zingerles zu lebenslänglichem Kerker wegen der Ermordung von Gertrud Kutin sowie zu weiteren 81 Jahren Kerker für andere Punkte der Anklageschrift. Auch hier berichtete das Tagblatt „Dolomiten“ ausführlich.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="643850_image" /></div> <BR /><b>23. September 1953</b></TD><TD><BR /><BR />Frauenmörder Guido Zingerle wird am Innsbrucker Schwurgericht wegen Vergewaltigung und Raubmord an der Britin Helen Munro zum zweiten Mal zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach dem Urteilsspruch wird der Verurteilte wieder in die Haftanstalt Volterra (Toskana) zurückgebracht.<BR /><BR /><b>9. August 1962</TD><TD></b></TD><TD><BR /><BR />1962 – im Alter von fast 60 Jahren – stirbt Guido Zingerle im Gefängnis von Turi bei Bari in Apulien.<BR /><BR /><b>„Wenn du nicht brav bist, holt dich der Zingerle“</b><BR /><BR />Der Fall Zingerle hat seinerzeit eine Massenpsychose ausgelöst. Er galt als der Inbegriff des Bösen. Viele trauten sich nicht mehr in den Wald. Die Angst ging um. Wie sehr seine Verbrechen in den Köpfen der Menschen verankert waren, zeigt etwa der Satz, mit dem ungehorsame Kinder in Süd – und Nordtirol auch noch Jahrzehnte nach den Morden gemaßregelt wurden: „Wenn du nicht brav bist, holt dich der Zingerle“.<BR /><BR /><BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/dieser-grausame-doppelmord-erschuetterte-suedtirol-vor-36-jahren" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier lesen Sie alles über einen weiteren Mordfall, der Südtirol erschütterte: Der Doppelmord eines Mannes an seinem Vater und Bruder.</a><BR /><BR />