Es geht um öffentliche Gelder, die vom italienischen Kulturministerium in Form von Steuergutschriften (Tax Credit) an eine Filmproduktionsfirma vergeben wurden, die einen Film unter der Regie von Rexal Ford produziert hatte. Rexal Ford ist der Aliasname des US-Bürgers Francis Kaufmann, der wegen des Mordes an Anastasia Trofimova und an ihrer Tochter im Juni auf der griechischen Insel Skiathos festgenommen wurde. Der 46-jährige Kalifornier könnte noch diese Woche nach Italien ausgeliefert werden.<BR /><BR />Die Staatsanwaltschaft Rom hat ein Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlichen Betrugs auf Kosten des Staates eingeleitet. Es geht um den Film „Stelle della Notte“, der weder in die Kinos kam noch im Fernsehen gezeigt wurde. Dem mutmaßlichen Täter könnte zusätzlich zur Mordanklage auch ein Verfahren wegen gemeinschaftlichen Betrugs zum Nachteil des Staates bevorstehen. Der Mann, der für den Tod seiner Lebensgefährtin Anastasia und der kleinen Andromeda verantwortlich gemacht wird, soll auch der Förderer des Filmprojekts gewesen sein, das nun von den Ermittlern unter die Lupe genommen wird.<BR /><BR />Obwohl der Film tatsächlich realisiert worden sein soll, wurde er offenbar nie veröffentlicht - erhielt jedoch staatliche Fördermittel. Nach Auffassung der Fahnder könnte das gesamte Filmprojekt lediglich als Vorwand gedient haben, um unrechtmäßig an öffentliche Mittel zu gelangen.<BR />Am vergangenen Freitag beschlagnahmte die Polizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft Unterlagen bei der Generaldirektion Kino und audiovisuelle Medien des Kulturministeriums. Ziel ist es, die Vergabepraxis der Steuervorteile für Rexal Fords Filmprojekt zu klären und zu prüfen, ob dabei möglicherweise gefälschte oder überhöhte Dokumente eingereicht wurden, um an die Fördermittel zu gelangen.<BR /><BR />Auch die Firma Coevolutions, die formell als Produzentin des Films auftritt, steht im Fokus der Ermittlungen. Sie hat ihren Sitz im römischen Stadtteil Parioli und wird von Marco Perotti geleitet, der jedoch bisher nicht als Beschuldigter gilt. Die Beamten untersuchen derzeit die Anträge zur Tax-Credit-Vergabe, sowie die damit verbundenen Finanzflüsse, um mögliche Verbindungen zu Kaufmann aufzudecken. Man will die Geldströme der öffentlichen Mittel nachvollziehen, die dem Projekt zugeflossen sind. Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Personen in die Affäre verwickelt sind.<BR /><BR />Während die italienischen Behörden auf die Übergabe und Auslieferung von Kaufmann warten, setzt die römische Staatsanwaltschaft ihre Untersuchungen fort - auch zur Klärung der letzten Lebenstage der beiden Opfer und zu den finanziellen Aktivitäten Kaufmanns.<BR />Die Vergabe der Förderungen von Filmprojekten soll laut Kulturminister Alessandro Giuli künftig strenger gehandhabt werden. <BR /><BR />„Wir ergreifen entschlossene Maßnahmen, um sicherzustellen, dass jeder Euro, der für die Unterstützung des italienischen Kinos bereitgestellt wird, auch wirklich für die Produktion von Kultur verwendet wird. Es wird keine Phantomfilme mehr geben, die die öffentlichen Mittel in Anspruch nehmen können. Keine Verschwendung mehr: Das Geld der Steuerzahler darf nur an diejenigen gehen, die wirklich Kino machen“, betonte Giuli. Er kündigte die Einführung von Korrekturen zum aktuellen Filmförderungsgesetz an. <BR /><BR />Das Thema ist in Rom inzwischen zu einem Politikum geworden. Die Rechtsparteien der Regierung Meloni beschuldigen die Linke, das System der Fördergelder für die Filmindustrie genutzt zu haben, um ihre Anhänger - Filmproduzenten, Regisseure und Künstler - zu unterstützen.