Schülern fehlen die sprachlichen oder mathematischen Grundlagen, die nun mühsam nachgelernt werden müssen. Bei einigen Jugendlichen sind Ängste zurückgeblieben – womöglich bedingt durch die schwierige Situation zu Hause. Schwächere Schüler lassen bis heute die Zügel schleifen, weil im Fernunterricht der Druck fehlte. „Man ist sich heute auf wissenschaftlicher Basis einig: Das Letzte, was man darf, ist Schulen zu schließen“, resümiert Bildungsdirektor Gustav Tschenett.<BR /><BR />„Es zeigen sich Wissenslücken bei Kindern aus bildungsfernen Schichten, die in der Lockdown- Phase wenig oder kaum Unterstützung im schulischen Bereich zu Hause hatten“, berichtet die KSL-Vorsitzende <b>Eva Niederegger.</b> „Im sozialen Lernen ist einiges aufzuholen. Das Zusammenarbeiten, das Voneinander- und Miteinanderlernen hat gefehlt und muss nun wieder im Vordergrund stehen und bei manchen Schülern auch wieder trainiert werden.“ Rückblickend hätten die Schulschließungen im Grundschulbereich deutlich gezeigt, „dass nachhaltiges Lernen nur in Beziehung passieren kann. Keine digitale Plattform, kein modernstes Equipment und keine Maschine kann die Lehrperson in ihrer authentischen Art, guten Unterricht zu gestalten, ersetzen. Das soziale Lernen, das gerade im Grundschulalter so bedeutsam ist, hat stark gelitten“, sagt Niederegger. <BR /><BR />Bildungsdirektor <b>Gustav Tschenett</b> betont: „Der Unterricht in Präsenz ist nicht vergleichbar mit dem digitalen und dem Fernunterricht, das zeigen alle Studien. Da gibt es nichts mehr zu diskutieren.“ Während der Schulschließung habe sich auch gezeigt, welche Schwierigkeiten bei der Organisation des digitalen Unterrichts auftreten können: Man habe zwar bedürftigen Familien Geräte zur Verfügung gestellt, aber das Problem seien dann die Anschlüsse gewesen – die fehlenden Internet-Verbindungen. <BR /><BR />Manche Schüler – vor allem schwächere, die nicht so engagiert sind – haben während Corona jahrelang gelernt, sich mit ganz wenig zufrieden zu geben und die Zügel dann noch mehr schleifen lassen – bis heute, berichtet der ASM-Vorsitzende <b>Christoph Buratti</b>. „Diese Schüler haben keinen direkten Druck mehr gehabt: Wer nicht viel getan hat, ist trotzdem durchgekommen und da scheinen einige Lücken übrig geblieben zu sein. Viele Schüler haben während Corona den leichten, chilligen Weg gewählt.“ Manche Schüler kämen nun mit weit weniger Grundausbildung in die höheren Klassen. Wer in der Mittelschule vieles nicht mitbekomme, tue sich dann in der Oberschule viel schwerer, etwa wenn sprachliche und mathematische Grundlagen zwar durchgenommen, aber nicht richtig verinnerlicht wurden. Solche Lücken trage man dann weiter. Bei anderen Schülern seien von der Pandemie hingegen Ängste übrig geblieben. „Vielleicht kommt das aus dem Elternhaus“, vermutet Buratti. <BR /><BR />„Man merkt, dass 2 Jahre fehlen“, sagt der Vorsitzende des Landesbeirates der Schüler, <b>Timo Kompatscher</b>. Im ersten Coronajahr habe man in vielen Schulen rein gar nichts gemacht. „Man hat kaum Stoff durchgemacht. Die Lehrer haben zwar Arbeitsaufträge erteilt – aber dabei hat man nichts Neues gelernt“, berichtet Kompatscher. Im 2. Coronajahr sei dann vieles besser gelaufen. Den Schülern hätten in der Pandemie-Zeit die sozialen Kontakte gefehlt – mehr als der Unterrichtsstoff. Denn den Stoff habe man wieder aufgeholt. Es gebe aber auch Positives: Vor 3 Jahren sei man ins kalte Wasser geworfen worden. „Manche Lehrer haben damals erstmals den Umgang mit dem Computer gelernt“, sagt Kompatscher. Die gesamte Schule habe bei der Digitalisierung einen Sprung von 10 Jahren gemacht. Vor 2020 wäre es nie möglich gewesen, online zusammen schulische Aktivitäten durchzuführen und sich online zu treffen. Alle hätten in den Pandemie-Jahren etwas gelernt – Lehrer und Schüler.<BR /><b><BR />Heidrun Goller</b>, Vorsitzende des Landesbeirates der Eltern, blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. „Es war beeindruckend, wie schnell und flexibel sich die Schule ein- und umgestellt hat – und wie schnell die Digitalisierung vorangetrieben wurde. Diese Flexibilität in der Schule war einmalig – aus einer Notsituation heraus. Da sieht man, dass die Schule, wenn es wirklich brennt, flexibel sein kann, aber auch, wie schnell diese Flexibilität wieder vergessen wird. Die Flexibilität und die Partizipation von damals sind komplett wieder weg – als ob sie nicht gewesen wären.“<BR /><BR />„Diese Zeit hat bei vielen Kindern Narben hinterlassen“, sagt die ehemalige Direktorin des Schulsprengels Brixen/Milland, <b>Elisabeth Flöss</b>. Es sei zu Rückzug und Verängstigung gekommen. „Manche Kinder, die bereits die Disposition hatten, sich mit anderen schwer zu tun, haben ein Ventil gefunden und eine Möglichkeit, sich noch mehr zurück zu ziehen.“