Nur dank einer Therapie und dem eisernen Rückhalt seiner Familie gelang ihm ein Neubeginn, heute blickt er unverblümt auf diese dunkle Lebensphase zurück. Lesen Sie hier seine eindringliche Warnung. von Alexander Zingerle<BR /><BR /><BR /><BR />Mit entwaffnender Offenheit und ohne jegliches Schamgefühle vermag Walter Plank seine leidvollen Erfahrungen als Spielsüchtiger zu schildern. In einem vom Forum Prävention organisierten Live-Talk auf Facebook mit rund 50 Zuschauern kehrt er problemlos seine ehemals inneren Zwänge nach außen, auch beim Telefonat mit den „Dolomiten“ geht der 3-fache Familienvater aus Vahrn ausführlich auf jegliche Frage ein. Klar, Plank hat vor knapp 14 Jahren seine Sucht in den Griff bekommen und ist seither auch nicht mehr rückfällig geworden, aber es erfordert eine gehörige Portion Mut, sich mit diesem Makel in der Öffentlichkeit zu präsentieren. <BR /><BR />Dabei geht es nicht um Selbstinszenierung, sondern um das selbstbewusste Heraustreten aus der Tabuzone nach dem Motto: Schaut her, ich stand am Abgrund, aber ich habe meine Sucht besiegen können – also könnt ihr es auch. Nichts ist authentischer als die Geschichte von Betroffenen, die auch als Leitfiguren für viele andere Betroffene und deren Angehörige dienen können. Nach ASTAT-Daten gibt es in Südtirol zwischen 4000 bis 7000 Spielsüchtige, weitere 12.000 Personen haben einen problematischen Zugang zum Glücksspiel. Die allermeisten Betroffenen nehmen es jedoch nicht als Problem wahr. <BR /><BR />Genauso war es bei Plank in einer Zeit, als man noch in Lire bezahlte. Er traf sich mit Freunden zu einem gemütlichen Karterle im Gasthaus, wo auch eine Slotmaschine stand. „Die immergleiche Person fütterte dort den Automaten, holte aber nichts heraus. Also dachte ich mir, da müsste doch jetzt der Geldsegen fällig sein“, erinnert er sich. <BR /><BR />Ein fataler Moment, wie sich herausstellen sollte. Plank hing immer öfter am Automaten, verinnerlichte die Funktionen, die Licht- und Soundreize. Das Geld war zunächst noch nicht das Problem, denn „mit 5000 Lire konnte man schon eine Zeitlang spielen“. Vor allem ging es um den Kick, das nächsthöhere Spiellevel zu erreichen und den Jackpot zu knacken. Dieser steten Jagd nach dem Jackpot wurde alles untergeordnet. Man glaubt, dass man alles unter Kontrolle hat, aber irgendwann hat die Maschine den Betroffenen unter Kontrolle. „Ohne es zu merken, kommst du in einen Sog, dem du dich nicht mehr entziehen kannst“, beschreibt Plank die Dynamik. <BR /><BR />Bald schon verbrachte er mehr Zeit an den Automaten, besuchte auch Spielhallen in der Umgebung von Brixen und verspielte mehr und mehr von seinem guten Einkommen als Buchhalter eines Unternehmens. Erst nach rund 7 Jahren, als die Unigebühren seiner Tochter fällig wurden, stellte ihn die Frau zur Rede: „Wie kann es sein, dass kein Geld auf dem Konto ist?“ <BR /><BR />Plank gab zu, dass er nicht beim Karten, sondern die meiste Zeit beim Spielautomaten verbracht hatte, wollte sich aber keinesfalls eingestehen, spielsüchtig zu sein. „Ich hatte nach wie vor den Eindruck, aufhören zu können, wenn ich es nur will – was für eine Fehleinschätzung“, meint er dazu heute. Sein Umfeld dagegen nahm eine starke Persönlichkeitsveränderung wahr, Plank war zusehends fahrig und nervös, sein Chef bescheinigte ihm gar aggressives Verhalten. <BR /><BR />Seine Frau beschreibt die triste Situation mit eindrücklichen Worten: „Er war kaum noch zu Hause, einfach nur desinteressiert und wir hatten uns fast nichts mehr zu sagen. Er hatte eine andere Geliebte: den Spielautomaten.“ Dazu kam auch noch eine Alkoholabhängigkeit. „Meine Frau war am Ende, meine beiden Töchter flehten mich an, ich soll endlich das Spielen lassen, aber erst als ich meinen Job verlor, machte es bei mir klick“, schildert Plank den Wendepunkt. Das war im Jahre 2007, Plank war 50 Jahre alt und begann eine mehrwöchige Therapie in Bad Bachgart. <BR /><BR />Der geschützte Rahmen in einer Therapieeinrichtung, der Austausch in Einzelgesprächen mit den Therapeuten und in Gruppengesprächen mit Leidensgenossen und der Rückhalt seiner Liebsten seien entscheidend gewesen, um von der Spielsucht loszukommen. Durch eine stationäre Therapie in einer anderen Umgebung könne man besser von diesem dunklen Tunnel wegkommen. <BR /><BR />„Ich hatte großes Glück, dass meine Familie nicht daran zerbrochen ist“, sagt er nachdenklich. Er wisse von vielen Leidgeplagten, die rückfällig wurden, kennt die Schicksale von zerrütteten Familien und überschuldeten Existenzen. Wie viel er selbst Geld verbrannt hat, weiß er gar nicht, „ein ordentlicher Batzen“ sei es sicher gewesen. „Niemand sollte diesen schleichenden Sog, in den man hineingerät, unterschätzen – sei es beim Spielen, mit dem Alkohol oder anderen Süchten“, sagt Plank, der bereits freudig dem 22. Mai 2021 entgegenblickt. Dann sind es bereits 14 Jahre, dass er die Sucht besiegen konnte und sich die Chance auf sein neues Leben nicht mehr nehmen ließ.