Wir müssen das Verbindende wieder über das Trennende stellen“. Als Unternehmerverbands-Chef Heiner Oberrauch beim Unternehmerempfang am Montagabend diesen Satz fallen ließ, erntete er dafür stillschweigende Zustimmung von den Anwesenden im Saal. Oberrauch hatte ausgesprochen, was wohl viele denken. <BR /><BR /><embed id="dtext86-57771759_quote" /><BR /><BR />Die großen Themen der Zukunft könne man nur gemeinsam und ohne ständige Polarisierung bewältigen, fuhr Oberrauch sinngemäß fort. Dabei nahm er alle in die Verantwortung – Politik, Verbände, Medien, die Gesellschaft als Ganzes. Ergänzen könnte man, dass nicht nur die Polarisierung, sondern auch das Hysterie-Level in Diskussionen – ob privat oder im öffentlichen Raum – deutlich zugenommen hat. <BR /><BR />Besonders seit Ausbruch der Corona-Pandemie wird man irgendwie das Gefühl nicht los, als würde kein Tag ohne Weltuntergang vergehen. Dabei ist mir nicht bekannt, dass das bis heute je passiert wäre. Natürlich spielen dabei auch die Sozialen Netzwerke als Hysterie-Verstärker eine Rolle. Sie allein sind es aber nicht. Es sind wir alle, die dazu beitragen und von einem Hysterieanfall zum nächsten jagen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-57773983_quote" /><BR /><BR /> Viel zu viel Energie wird mit Dingen verschwendet, die mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht eintreten oder sich mit nur ein klein wenig Abstand (zeitlich oder gedanklich) als weit weniger schlimm erweisen als im Hysterie-Modus angenommen.<BR /><BR />Ebensowenig hilfreich ist es, jedes Alltagsgespräch zur ideologischen Grundsatzdiskussion werden zu lassen. Integriert versus biologisch, fleischlastig versus fleischlos, Holz versus Gas, Bargeld versus Karte, Benziner versus E-Auto usw. – aus allem wird eine Glaubensfrage gemacht.<BR /><BR /><embed id="dtext86-57773988_quote" /><BR /><BR /> Wer sich nicht klar (und hysterisch) auf eine Seite schlagen lässt, der gehört automatisch zur anderen und wird dafür mit Geringschätzung oder gar Pöbeleien „bestraft“. <BR /><BR />Eine sachliche Argumentation ist in einem solchen Klima weder möglich, noch erwünscht. Dabei geht es doch eigentlich nur um die Frage, was das bringen soll? Ich würde behaupten, wesentlich voran kommen wir damit als Gesellschaft nicht. <BR /><BR />Ein weiteres Phänomen von hysteriegeführten, lagerbildenden Debatten ist nämlich auch, dass die Vernunft auf der Strecke und der Blick auf die wirklichen Herausforderungen, vor denen wir stehen, getrübt bleibt: Klimawandel, Energiewende, Digitalisierung, Fachkräftemangel, leistbares Wohnen usw. <BR /><BR />Reflektiert zu handeln, setzt ein gutes Maß an Unaufgeregtheit voraus. Dann stellt man in der Regel schnell fest, dass es viele Gründe für weniger Hysterie gibt und mehr Verbindendes als Trennendes. In diesem Sinne: Auf ein etwas entspannteres Jahr 2023!<BR /><BR /> <a href="Rainer.hilpold@athesia.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">rainer.hilpold@athesia.it</a>