Doch wir sollten uns nichts vormachen: Reisewünsche lassen sich nicht zentral verwalten. Wer in die Dolomiten will, wird einen Weg finden – so sehr wir auch andere Ziele bewerben. Steuern, ja. Aber Kontrolle bleibt eine Illusion. Das gilt auch für die Herkunft unserer Gäste, die immer internationaler werden. Kein Ort, den mehr als einer für begehrenswert hält, kann sich auf Dauer vom globalen Reiseverhalten abkoppeln. Die Welt ist unterwegs – und macht auch vor unseren Bergen nicht halt. <BR /><BR />Ähnlich gelagert ist der Versuch, Ordnung in den Transitverkehr am Brenner zu bringen. Das geplante Slot-System für Lkw ist ein erster Schritt – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ohne zusätzliche Maßnahmen wird es wohl nicht gehen, wie heimische Logistiker zurecht betonen. Bleibt der Pkw-Verkehr außen vor, wird sich die Entlastung in engen Grenzen halten. Und die Millionen-Investitionen in das digitale System könnten am Ende mehr versprechen, als sie halten. Aber auch hier gilt: Lenken beginnt mit dem ersten Eingriff. Entscheidend ist, was folgt.<BR /><BR />Während wir regional an Stellschrauben drehen, zeigt sich auf internationaler Ebene, wie begrenzt Europas Einfluss inzwischen ist. Das neue Handelsabkommen mit den USA wurde mit viel Aufwand verhandelt – und fiel am Ende doch einseitig aus. Für Südtirol ist das mehr als ein diplomatisches Detail: Mit einem jährlichen Exportvolumen von rund 500 Millionen Euro in die USA ist dieser Markt zum wichtigsten außerhalb Europas geworden. Es bleibt die Hoffnung, dass zumindest in den Details noch nachgesteuert wird.<BR /><BR />Ein anderes Signal kam in dieser Woche aus der Welt der Technologie – und es ist ein positives. Die Bozner Firma Microgate liefert Präzisionstechnik für das größte Teleskop der Welt. Ihre Steuerungstechnologie sorgt künftig dafür, dass Bilder aus dem All möglich werden, wie man sie bisher nicht kannte. Ein Südtiroler Unternehmen hilft also mit, den Blick der Menschheit zu fokussieren. Auch das ist: steuern – im besten Sinne des Wortes.<BR /><BR />Steuern heißt nicht kontrollieren – aber Verantwortung übernehmen. Südtirol muss in vielen Bereichen die Balance halten: zwischen touristischer Offenheit und notwendiger Begrenzung, zwischen globalem Druck und regionalem Gestaltungswillen. Nicht alles liegt in unserer Hand. Aber vieles lässt sich bewegen – wenn wir wissen, wo wir ansetzen können.