„Wo liegt die tote Katze?“, fragt Thomas Nicolussi. „Passt, wir schicken jemanden zum Nachschauen hin.“ Nicolussi ist einer derjenigen, die am anderen Ende der 112-Linie sitzen. Die Einsatzzentralen beschäftigen sich also nicht nur mit menschlichen Notfällen. <BR /><BR />Im hinteren Raum, der Einheitlichen Notrufzentrale 112, sitzt Franziska Götsch an ihrer Arbeitsstation. Mit „Notruf emergenza“ nimmt sie den Anruf entgegen, ihre Augen fliegen über die 2 Bildschirme wie Bienen von einer Blumensorte zur nächsten. Am linken Monitor notiert sie sich Adresse, Namen, Art des Einsatzes, am rechten sucht sie den genauen Standort auf der Karte. „Ich gebe Sie jetzt an den Krankenpfleger weiter“, sagt Götsch. Medizinische Notfälle laufen ebenso bei ihr zusammen wie Einsätze für Feuerwehr, Carabinieri und Polizei. <h3>Besonders viel los im Urlaub, am Berg und bei Hitze</h3>Seit 5 Jahren unterstützt die Einheitliche Notrufzentrale 112 die Landesnotrufzentrale. Hier kommen seitdem alle Anrufe rein (Notrufnummern 112-115-118), hier wird gefiltert und aussortiert. Fehlanrufe werden ebenso nicht weitergegeben wie wiederholte Anrufe zum gleichen Ereignis. Wie reagiert man bei letzterem? „Ich erkundige mich, ob es sich wirklich um den gleichen Einsatz handelt. Ist es der gleiche Ort? Dann bedanke ich mich und erkläre, dass schon jemand unterwegs sei“, erzählt Götsch. <BR /><BR />Sie arbeitet seit über 4 Jahren dort. „Ich war ein totaler Neuling.“ Nach dem gewonnenen Wettbewerb folgte eine mehrwöchige Ausbildung, dann ging es ans Headset. „Ich war anfangs sehr angespannt. Wir sollen einen Anruf in 45 Sekunden bearbeiten. Da stehen wir unter Zeitdruck.“ Vieles hängt auch vom Anrufer ab. „Bei einem schweren Notfall sind die meisten Leute verständlicherweise nervös, einige aber auch erstaunlich ruhig.“ Beschimpfungen sind gelegentlich auch Teil ihrer Arbeit. „Da muss man dann schon mal durchschnaufen.“<BR /><BR />In diesen Momenten ist Franziska Götsch froh, dass sie auf ihre Arbeitskollegen zählen kann. „Wir sind eine coole Truppe und teilen unsere Erfahrungen.“ Bleibt dafür überhaupt Zeit? Ja, es gebe ruhigere Momente. Aber die Mitarbeiterin der Einheitlichen Notrufzentrale 112 weiß auch, wann besonders viel los ist: „Wenn viele Urlauber im Land sind, wenn viele Leute am Berg unterwegs sind oder wenn es besonders heiß ist.“ Auch in Pendlerzeiten würde mehr passieren. 12 Stunden dauert die Arbeitsschicht. Die Einsatzzentralen sind rund um die Uhr besetzt. <BR /><BR />Oft verfolgt Götsch in den Nachrichten, wie ein Einsatz ausgegangen ist. „Mir hilft es, wenn ich weiß, dass ich den Anruf schnell weitergegeben habe.“ Aber nicht immer geht es um Leben und Tod. „Einmal rief eine Frau an und wollte wissen, wie spät es ist“ erinnert sich Götsch. <BR /><BR />Rund 35 Prozent aller Anrufe sind Fehlanrufe. „Wir rufen immer zurück. Viele legen dann einfach auf. Dabei kann so etwas ja passieren, und es wäre besser, wenn man einfach sagt, es war ein Fehler“, appelliert Götsch. <BR /><BR /> <div class="embed-box"><div class="container-wrapper-genially" style="position: relative; min-height: 400px; max-width: 100%;"><img src=" https://img.genial.ly/5fd380c29270490f70f47a03/f30fb79b-ab39-43a4-b16e-6acb3b0565c8.jpeg" class="loader-genially" style="position: absolute; top: 0; right: 0; bottom: 0; left: 0; margin-top: auto; margin-right: auto; margin-bottom: auto; margin-left: auto; z-index: 1;width: 80px; height: 80px;"/><div id="65c63a3ac88d0200146d6b53" class="genially-embed" style="margin: 0px auto; position: relative; height: auto; width: 100%;"></div></div><script>(function (d) { var js, id = "genially-embed-js", ref = d.getElementsByTagName("script")[0]; if (d.getElementById(id)) { return; } js = d.createElement("script"); js.id = id; js.async = true; js.src = " https://view.genial.ly/static/embed/embed.js"; ref.parentNode.insertBefore(js, ref); }(document));</script></div> <BR /><BR />Wieder klingelt es. Ein Pistenunfall auf der Seiseralm. Routiniert stellt Franziska Götsch die Fragen, verbindet mit dem Krankenpfleger in der Landesnotrufzentrale. „Dort arbeiten Krankenpfleger und Ärzte, sowie technisches Personal, meist von Hilfsorganisationen“, weiß Koordinator Paolo Berenzi (siehe Interview). Das medizinische Personal befasse sich hauptsächlich mit medizinischen Aspekten wie z. B. der Feststellung des Schweregrads der Verletzungen, das technische Personal sei auf die Alarmierung und Koordinierung der Notarzt- und Rettungsmittel spezialisiert. <h3>Lieber einmal zu viel anrufen als zu wenig</h3>Die Landesnotrufzentrale ist nur eine Türklinke von der Einheitlichen Notrufzentrale 112 entfernt. Einer der 34 Mitarbeiter ist Thomas Nicolussi. Der ausgebildete Krankenpfleger ist seit 3 Jahren hier tätig. In der Landesnotrufzentrale werden alle Einsätze im Bereich Notfallmedizin, Berg- und Wasserrettung, sowie Feuerwehr bearbeitet. An die Ersthelfer gibt er medizinische Anleitungen, versucht, die Menschen zu beruhigen. Die ersten Minuten sind entscheidend, sie können die Überlebenschance erhöhen. „Dabei muss die Zusammenarbeit gut funktionieren – und das tut sie“, sagt Thomas Nicolussi. <BR /><BR />„Auch im internationalen Vergleich ist Südtirol bezüglich Einsatz-Ressourcen ganz vorne mit dabei.“ Es sind die Ehrenamtlichen, die dieses Rettungsrad am Laufen halten. Die 112 wählt man nicht nur bei einem medizinischen Notfall oder bei einem Brand, sondern auch bei Einbruch oder eben toten Tieren. „Aus Tierschutzgründen muss man den Notruf wählen, wenn man ein Tier angefahren hat oder ein totes Tier auffindet“, erklärt Nicolussi. So wie heute eine tote Katze am Ufer der Etsch. Nicolussi spricht mit dem Anrufer, kontaktiert die Feuerwehr. Den Zeitdruck kennen die Mitarbeiter der Einsatzzentralen. Er rät aber: „Lieber einmal zu viel anrufen, als einmal zu wenig.“<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />