Josef Oberhuber sitzt auf der Bank vor seiner Bergmeisteralm in Zösen im oberen Mühlwaldertal. Sonnengebräunte Haut, leuchtende Augen und klare Worte: Wenn er zum Wolf gefragt wird, muss er nicht lange überlegen was er sagt, aber er tut es bei allem Leid nicht hasserfüllt.<BR /><BR />„Nur“ rund 370 Schafe weiden heuer auf der Alm, viel weniger als die Jahre zuvor, erklärt Oberhuber. Über 100 sind dabei aus seinem Stall: Jura-Schafe und gekreuzte Tiroler Berschafe. Diese hätten sich als am besten geeignet für die Bedingungen in dieser Gegend gezeigt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="786869_image" /></div> <BR /><BR />„Nach den zunehmenden Wolfsrissen noch vor Beginn des Almsommers hier in der Nähe haben heuer mehrere Bauern ihre Tiere nicht mehr auf die Gemeinschaftsalm gelassen“, berichtet Oberhuber.<BR /><BR /><b>Bis der Wolf kam...</b><BR /><BR />Dabei hatte die Alm bei den Bauern über Jahrzehnte als sicheres Gebiet gegolten, sei es vor Wetterunbilden, als auch vor dem Adler, dem einzigen wirklichen Beutegreifer, der eine Gefahr für die Weidetiere darstellte – bis der Wolf kam.<BR /><BR />Vor wenigen Jahren noch waren deshalb gut das Doppelte an Schafen auf der Alm, als dies heuer der Fall ist; das Weiderecht für die 7 Bauern, die das 600 Hektar große Schafalmgebiet um die Seebergseen bewirtschaften, ginge sogar bis zu 1000 Tiere.<BR /><BR />Seitdem musste er in nur einem Monat mehr als 30 tote Schafe feststellen, 13 bei einem einzigen Angriff und einige sind noch vermisst. Mehrmals waren Schafe nach dem Gemetzel durch den Wolf noch nicht tot und mussten erlöst werden: „Das ist noch die größere Schweinerei. Was man dabei erlebt ist wirklich schlimm“. Schließlich hänge man an den Tieren, und man müsse auch die Kosten sehen. Voriges Jahr waren es bei 570 Weidetieren 6 Stück, die nicht mehr ins Tal zurück kamen, unter anderem weil sie vom Blitz getroffen wurden. <BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="786872_image" /></div> <BR /><BR />Die Zukunft sieht Oberhuber schwierig, auch wenn für ihn eines klar ist: „Augebm tiamo amo net!“<BR /><BR />Irgendwas müsse aber passieren. Der vielzitierte Herdenschutz sei in Almgebieten wie in Zösen so gut wie nicht umsetzbar. Man müsse die Wölfe nicht etwa wieder ausrotten, „aber siegehören reduziert, genauso wie wir Bauern alle unsere Tiere reduzieren müssen, weil es sonst zu Überschüssen käme“, meint er. <BR /><BR /><b>„Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer“</b><BR /><BR />Noch, so gibt der erfahrene Bauer zu bedenken, konzentriere sich der Wolf auf kleine Tiere weil sie die einfachere Beute darstellen, aber was, wenn er auch Rinder anfällt? Würden sich die Wolfsübergriffe auf ein Jahr beschränken, wäre dies noch verkraftbar, „aber so wie's momentan ausschaut, wird es von Jahr zu Jahr schlimmer“.<BR /><BR />Nicht zuletzt, so zeigt sich Oberhuber überzeugt, „braucht der Berg auch die Schafe“, denn die Schafe erfüllen eine wichtige landschaftspflegerische Aufgabe auf den Hochalmen. Würde dort kein Weidevieh mehr almen, würde die Vegetation verkümmern und die Gefahr für Lawinen und andere Ereignisse deutlich zunehmen – mit all den unabsehbaren Konsequenzen und Kosten.<BR /><BR />Für Oberhuber gibt es damit nur einen Weg: „Die Politiker tian schun, obo awian schwoch“. Es müsste alles deutlich schneller gehen mit klaren Bestimmungen zur Entnahme von Problemtieren, sonst, so ist der Altbauer überzeugt, „rottet der Wolf zuerst die Tiere und dann die Almen aus“.