Die Kubakrise ist hier wohl das bekannteste Beispiel, das auch heute immer noch bemüht wird. Doch es war nicht der einzige Vorfall, bei dem die Welt den Atem anhielt und eine unbedachte Handlung das Schicksal der Menschen besiegelt hätte.<h3> 1. Kubakrise</h3>Die Mutter aller atomaren Weltuntergangsszenarien sind einige Herbsttage des Jahres 1962 in der Karibik. Die Hauptakteure: US-Präsident John F. Kennedy, der sowjetische Machthaber Nikita Chruschtschow und Kubas neuer sozialistischer Präsident Fidel Castro. Ganze 13 Tage lang hielt die Welt gebannt den Atem an und hoffte dabei, dass der befürchtete Atomkrieg vermieden werden kann. <BR /><BR />Vorangegangen war die erfolgreiche Revolution der Guerillas rund um Fidel Castro. Diese wiederum suchte anschließend nach Verbündeten und einer Absicherung vor US-amerikanischen Invasionsversuchen. Einen willkommenen Partner fanden sie schließlich in der Sowjetunion, die auch gleich anbot, zur „Absicherung der kubanischen Regierung“ Mittelstreckenraketen auf Kuba zu stationieren. Ein Plan, der bei den US-Verantwortlichen natürlich gleich die Alarmglocken schrillen ließ.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="831080_image" /></div> <BR /> Eine Reaktion musste her. Mehrere Optionen wurden diskutiert, schließlich entschied man sich für eine Seeblockade Kubas. Ein gefährliches Unterfangen, bei dem automatisch sowjetische und US-amerikanische Kriegsschiffe aufeinandertreffen würden. Im Hintergrund liefen aber zugleich auch Pläne für eine US-Invasion Kubas. Die Welt hielt den Atem an und rund um den Globus lauschten die Menschen aufgeregt den aktuellen Meldungen. Ein Atomkrieg schien erstmals eine realistische Option zu sein. <BR /><BR />Die Sowjets wollten zuerst nicht einlenken, ihre Kriegsschiffe verzichteten aber auch eine Konfrontation. Doch die Situation spitzte sich zu – als sowjetische Schiffe versuchten, die Blockade zu durchbrechen, wurden sie gewaltsam aufgehalten. Die sowjetischen Kommandeure reagierten aber besonnen und verzichteten auf den Einsatz von Waffen. Als die Situation immer gefährlicher wurde, kam es zu mehreren eiligen diplomatischen Dialogen. Sollten diese scheitern, wäre ein Atomkrieg kaum mehr zu vermeiden, das war beiden Seiten, aber auch der Weltöffentlichkeit bewusst. <BR /><BR />Am Ende zeigte sich die Diplomatie aber glücklicherweise erfolgreich. Man fand eine Kompromisslösung, die Blockade wurde aufgehoben und die Raketen aus Kuba abgezogen. In letzter Sekunde konnte die Katastrophe noch verhindert werden.<h3> 2. Able Archer</h3>Wie schnell aus einer Simulation ein echter Ernstfall werden könnte, zeigte die Operation „Able Archer“ im Jahr 1983. Die NATO-Kommandostabsübung im November fiel inmitten einer Zeit der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion. Auf beiden Seiten wurden seit Ende der 1970er-Jahre die atomaren Bestände erweitert und neue Abschussrampen in mehreren Staaten aufgebaut. Es herrschte gegenseitiges Misstrauen, beide Seiten befürchteten Anfang der 1980er-Jahre gar, dass die Gegenseite heimlich einen Angriff plane. Angeheizt wurde die ganze Situation noch durch den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan. <BR /><BR />1983 gab es eine Reihe weiterer Ereignisse, die die Spannungen zwischen den beiden Blöcken weiter anheizten – besonders in Erinnerung blieb eine Rede, in der US-Präsident Ronald Reagan die UDSSR als „Reich des Bösen“ bezeichnete. Kurz vor der Operation „Able Archer“ kam es zudem zu einem Anschlag auf NATO-Soldaten im Libanon und zu einer US-Invasion in Grenada. <BR /><BR />Als „Able Archer“ am 7. November gestartet wurde, waren einige hochrangige Sowjets überzeugt, dass das Manöver in Wirklichkeit verdeckte Vorbereitungen auf einen atomaren Erstschlag sei. So ließ man die Sowjettruppen und die atomaren Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzen. Als man auf Seiten der NATO die angespannte Lage erkannte, bemühte man sich sofort um ein Zeichen der Entspannung. Ein Teil des Manövers, in denen hochrangige NATO-Verantwortliche inklusive US-Präsident Reagan sich für ein paar Stunden in Bunkern verschanzen sollten, wurde abgesagt. Es gab Meldungen, nach denen die Sowjets diesen Zeitpunkt als möglichen Angriffstermin definiert hatten und ihrerseits gar mit dem Gedanken spielten, deshalb präventiv Maßnahmen zu ergreifen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="831083_image" /></div> <BR /><BR />Doch soweit kam es glücklicherweise nicht. Präsident Reagan zeigte sich demonstrativ bei einem Kurzurlaub auf einer Ranch und sorgte so für eine Entspannung. Das Manöver wurde beendet und die Sowjets verringerten die Alarmstufe ihrer Truppen. Nach und nach gingen die Spannungen zurück. Bis heute dauern aber die Spekulationen an, wie nahe die Welt damals tatsächlich an einer Katastrophe vorbeischrammte. Während einige Experten behaupten, dass ein sowjetischer Atomschlag nie geplant war, mahnen andere dazu, dass lediglich Reagans besonnenes Handeln die Welt vor dem atomaren Armageddon rettete.<BR /><h3> 3. Petrow rettet die Welt</h3>Das Jahr 1983 war generell ein besonders heißes während des eigentlich Kalten Krieges. Denn noch vor „Able Archer“ kam es zu einem kritischen Zwischenfall, der nur durch das besonnene Handeln eines sowjetischen Verantwortlichen glimpflich endete.<BR /><BR /> Oberstleutnant Stanislaw Petrow war am 26. September jenes schicksalhaften Jahres verantwortlich für einen Bunker etwa 50 Kilometer von Moskau entfernt. Er hatte die Aufgabe den Luftraum anhand von Computer- und Satellitendaten zu überwachen. Im Falle eines NATO-Angriffes, wäre es seine Aufgabe einen sofortigen nuklearen Gegenschlag zu starten – so sah es die sowjetische Doktrin vor. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="831086_image" /></div> <BR /><BR />An diesem Abend wurde diese Anweisung beinahe zur globalen Katastrophe. Denn kurz nach Mitternacht meldete einer der Computer im Bunker, dass aus dem US-Bundesstaat Montana eine Atomrakete in Richtung Sowjetunion abgeschossen wurde. Sofort herrschte Panik im Bunker – das Protokoll sah vor, dass innerhalb von 28 Minuten über einen Gegenschlag entschieden werden musste. Petrow behielt einen kühlen Kopf und zweifelte einen atomaren Erstschlag der USA von nur einer Basis aus an. Auch auf den Satellitenbildern war keine Rakete zu sehen, allerdings waren diese nur bedingt zuverlässig. <BR /><BR />Petrow meldete seinen Vorgesetzten dennoch, dass es sich um einen Fehlalarm handelte. Doch das Systeme meldete kurze Zeit später 5 weitere abgefeuerte Raketen – auf den Satellitenbildern waren aber weiter keine Raketen zu erkennen. Petrow behielt so weiter einen kühlen Kopf und lehnte einen Gegenschlag ab. Der Druck auf den Offizier wurde immer größer, doch er behielt die Ruhe und verhinderte ein Unglück. In den frühen Morgenstunden stellte sich nämlich heraus, dass Sonnenreflexionen vom sowjetischen Frühwarnsystem als Raketenstarts fehlinterpretiert wurden. Petrow hatte durch sein ruhiges Handeln eine atomare Katastrophe verhindert. <BR /><h3> 4. Vietnam-Krieg</h3>Wie auch aktuell in der Ukraine bieten direkte kriegerische Auseinandersetzungen, in denen Atommächte involviert sind, immer eine erhöhte Eskalationsgefahr. Wenngleich Drohungen eines Atomwaffeneinsatzes meist nur als „Muskelzucken“ einzustufen sind, besteht immer die Gefahr, dass am Ende eine der Seiten den Kopf verliert und durch eine unbedachte Handlung zur atomaren Katastrophe beiträgt. Umso besorgter hört die Weltgemeinschaft deshalb aktuell nach Russland, wo Hardliner den Einsatz von taktischen Atomwaffen in der Ukraine immer vehementer und offener fordern. <BR /><BR />Auch der blutige und brutale Krieg in Vietnam löste vielerorts auf dem Globus Angst vor einer weiteren Eskalation aus. Schließlich wurden die kommunistischen Kräfte in Vietnam gleich von China und der UDSSR unterstützt. Der Einsatz von Atomwaffen wurde so auch von den USA nie ernsthaft in Betracht gezogen und auch China und die UDSSR hüteten sich vor einer derartigen Eskalationsstufe. Je länger sich der grausame Krieg, in dem auch zahlreiche Verbrechen an der Zivilbevölkerung begangen wurde, in die Länge zog, umso schwieriger wurde auch die Einschätzung der Lage. <BR /><BR />Am Ende stand glücklicherweise ein Ende der Kämpfe, ohne die ultimative Eskalationsstufe zu erreichen. Doch wie immer, wenn es während des Kalten Krieges irgendwo auf der Welt „heiß“ wurde – egal ob in Korea, Kuba oder Afghanistan – die nukleare Drohgebärde, die die beiden Blöcke aufgebaut hatten, um sich gegenseitig von einem direkten Angriff abzuschrecken, hin immer wie ein Damoklesschwert über der Menschheit. So wird es auch in der Ukraine weiter kritische Momente geben, bis der brutale russische Angriffskrieg endlich sein Ende findet und wieder Frieden in der Ukraine einkehrt. <BR /><BR /><BR /><BR />