Was also tun? Antworten darauf gibt der Präventionsexperte Manuel Oberkalmsteiner.<BR /><BR /><BR />„Es ist wie im realen Leben: Aufklärung und Zuwendung sind besser als Angst und Panikmache.“ – Es ist dieser Gedanke, den Manuel Oberkalmsteiner immer wieder im Gespräch mit der „Zett“ formuliert, wenn auch in unterschiedlicher Form: „Vertrauen statt Misstrauen“ oder „Interesse statt Desinteresse“ sind weitere Leitsätze, die er Eltern in Gesprächen mit auf den Weg gibt, wenn es um die „Untiefen“ des World Wide Webs geht. Die er aber auch Kindern und Jugendlichen zu vermitteln versucht, damit diese wiederum ihre eigenen Internet-Interessen mit den Erwachsenen teilen, um von diesen besser verstanden zu werden.<BR /><BR />„Unsere Generation hatte ja ebenso ihre Geheimnisse. Und es gab Eltern, die sich sorgten, sich für uns interessierten oder aber gar nichts davon wissen wollten“, sagt der 41-Jährige. Insofern warnt er vor voreiligen Schlüssen in puncto Darknet. <BR /><BR />Im Forum Prävention ist Oberkalmsteiner sozusagen der „digitale Streetworker“ – und er ortet größere Problemfelder als düstere Internetecken: „Problematischer als das Darknet ist, wenn Kinder im Netz alleine gelassen werden. Man muss auf keine dubiosen Websites oder Blogs gehen, um Drogen zu kaufen oder sonst was zu machen. Stattdessen ist es doch viel einfacher, sich in den Chats auf WhatsApp & Co zu verabreden, Bilder zu tauschen oder sonst etwas auszuhecken. Dass Kinder und Jugendliche via ‚Darknet‘ in die Fänge Krimineller geraten, passiert eigentlich kaum.“<BR /><BR /><b>Schnell erklärt: Clear Web, Deep Web, Darknet</b><BR /><BR />Wer nach diesen Begriffen googelt, wird leicht fündig. Wikipedia & Co erläutern ausführlich die Unterschiede, wer es von offizieller Seite wissen will, wird beim deutschen „Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik“ (BSI) fündig: Dieses definiert das Clear Web als jenen „Bereich des Internets, um zu shoppen, mit Freunden zu chatten oder Urlaubsfotos hochzuladen.“ Doch im Grunde ist dies nur ein Bruchteil des Internets, wie es sowohl Manuel Oberkalmsteiner, also auch Online-Ermittler Ivo Plotegher oder das BSI fast unisono formulieren: „Im Deep Web <I>(Anm.: die restlichen knapp 90 Prozent des Internets)</I> hingegen befinden sich Firmendatenbanken, Streaming-Server sowie Online-Speicher.“ <BR /><BR />Dieser Bereich steht also de facto allen Usern offen, ist aber mittels Standard-Suchmaschinen oder Browser kaum auffindbar. Dies geht nur über eigene Suchmaschinen oder Verbindungsmöglichkeiten wie URLs (Internetlinks) oder Peer-to-peer (Direktverbindung von PC zu PC). <BR /><BR />Als Darknet hingegen bezeichnet man jene Teilbereiche, in denen „die Kommunikation verschlüsselt wird und die Urheber der Inhalte sowie die Konsumenten möglichst anonym bleiben wollen.“ Damit ist also ein gewisser technischer Aufwand verbunden. Auch beim Bezahlen mittels Kryptowährungen, was somit kein „Kinderspiel“ ist. <BR /><BR />Wobei es sich – und daran erinnert Oberkalmsteiner ebenso – nicht zwangsläufig um rein kriminelle Bereiche handle: „Vielmehr ist hier eine freie Kommunikation im Netz überhaupt noch möglich, wie z.B. auf jenen Plattformen, die etwa Journalisten zum Recherchieren oder für den Datenaustausch nutzen.“<BR /><BR /><b>Eltern und ihre Kinder: gemeinsam sicherer im Netz</b><BR /><BR />Dass es jedoch Missbrauch und gefährliche Ecken gibt, daraus macht der Internet-Experte keinen Hehl und sagt: „Je mehr wir Licht auf das Darknet werfen, umso besser erkennen alle die Gefahren. Kriminelle sind lichtscheu, auch im Internet. Von Behördenseite sieht man das oft etwas anders, aber Aufklärungsarbeit schon von Kindesbeinen an ist hier der beste Schutz.“ <BR /><BR />Deshalb zieht Oberkalmsteiner ganz bewusst den Vergleich zu anderen Gefahren, denen Kinder und Jugendliche im realen Alltag ausgeliefert sind: „Wie dort auch treffen sie im Netz auf Gegebenheiten, die nicht explizit für sie gemacht bzw. unangemessen sind. Wie sollen Sie diese verstehen und abwägen lernen, wenn sie ihnen keiner erklärt? Das ist eigentlich die große Herausforderung der Eltern. Nämlich die heutige Welt ihrer Kinder selbst zu verstehen.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-52938571_quote" /><BR /><BR />Und der „Digiworker“ liefert auch einen Denkansatz: „Wir reden hier in der Prävention ganz bewusst vom ‚digitalen Spielplatz‘. Es geht darum zu wissen, wo, was und mit wem die Kinder dort spielen. Je älter sie werden, umso weniger Betreuung und umso mehr Freiräume brauchen sie.“ <BR /><BR />Konkret bedeute das, dass Kinder im Grund- und Mittelschulalter nur unter elterlicher Aufsicht an bestimmte Bereiche am Smartphone dürfen und Apps nur gemeinsam heruntergeladen werden: „Damit lernen die Eltern zu verstehen, was im digitalen Alltag ihrer Kinder eine große Rolle spielt und welche ‚Spielsachen‘ sie haben möchten. Im Teenageralter hingegen geht es ums Verstehen der jugendlichen Welt und darum, das Gespräch zu suchen. Also welche Streaming-Angebote sie nutzen möchten, was sie gerne auf YouTube sehen oder für welche sozialen Netzwerke sie sich interessieren.“ <BR /><BR />Und noch eine Idee gibt Oberkalmsteiner Eltern und ihren Kindern mit auf diesen gemeinsamen Weg: „Auch bargeldloses Bezahlen will gelernt sein. Ein digitales Taschengeld kann hier die Lösung sein.“ Denn – und da spannt er den Bogen zum Gesprächsstart – wer das Leben im Netz beherrsche, „muss dessen Abgründe, also das ‚berüchtigte‘ Darknet, nicht fürchten.“