„Das ist eine Erbsenzählerei“, meint <b>Hans Kammerlander</b>. „Wenn wir wegen ein paar Metern nicht auf der Annapurna waren – dann ist das einfach nur mehr lächerlich. Man kann darüber diskutieren – aber das zerstört den Alpinismus“, betont der frühere Extrembergsteiger.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="944065_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />„Diese Meter-Spielchen haben mit dem Alpinismus nichts zu tun. Es wurde ja keine Schlüsselstelle ausgelassen. Es tut mir leid, dass man solche Diskussionen so pusht. Mir persönlich geht es um die Wand. Einige Schritte müssen meiner Meinung nach als Toleranzgrenze erlaubt sein. Ohne GPS sieht man manche Gipfel nicht ganz genau – manche sieht man nur bei extrem schönem Wetter.“ Am Cho Oyu beispielsweise erkenne man den Gipfel (fast) nicht. Jurgalski bringe „einen starken Alpinismus durcheinander“, meint Kammerlander. <BR /><BR />Dabei hätten Reinhold Messner und Gerlinde Kaltenbrunner großartige Leistungen vollbracht. „Kaltenbrunner hat als erste Frau alle Achttausender auf souveräne Art und Weise bestiegen. Sie ist fair und sauber – und laut Jurgalski hat sie auch nicht alle Achttausender bestiegen“, kritisiert Kammerlander. Reinhold Messner habe einen „sauberen Weg vorgegeben, ohne Sauerstoff – und mit neuen Linien“. <BR /><BR />Ihm, Kammerlander, sei es egal, wenn man ihm die Besteigung der Annapurna streitig mache. Viele Bergsteiger hätten Gipfel verwechselt – ihm sei es auch passiert bei der Besteigung der Seven Second Summits, als er den Mount Logan (Kanada) bezwingen wollte. Damals habe er den Gipfel um 6 oder 7 Meter verwechselt – und er habe ihn dann nochmal bestiegen, um die Diskussionen auszuschalten. Alpinistisch gesehen seien aber beide Gipfel gleich gewesen.<BR /><BR /><b>Georg Simeoni</b>, AVS-Vorsitzender, sieht es ähnlich: „Wenn jemand auf einem Achttausender 5 Meter unter dem Gipfel war, dann kann man ihm diesen Gipfel nicht aberkennen. Entweder ist man auf den Berg raufgekommen oder nicht.“ Reinhold Messner habe von seinen Rekorden wohl profitiert.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="944068_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Aber: Dieses Suchen nach Rekorden und die Rekordsucht hätten mit dem eigentlichen Bergsteigen nichts zu tun. „Rekorde gibt es auf dem Berg nicht. Entweder ich schaffe es hinauf oder ich schaffe es nicht hinauf“, meint Simeoni. Auch der AVS-Chef spricht von einer „wirklichen Erbsenzählerei“. Solche Diskussionen seien dem Alpinismus nicht dienlich und der Idee des Bergsteigens nicht förderlich. Auch würden die Verdienste von Messner und Kammerlander damit nicht weniger – „in keiner Weise“, betont Simeoni. „Sie haben ihre Leistung erbracht und diese ist anzuerkennen.“<BR /><BR />Der Vorsitzende der Berufskammer der Berg- und Skiführer, <b>Thomas Zelger</b>, hält es für fragwürdig, die Besteigung der Annapurna durch Messner und Kammerlander nach so vielen Jahren auf diese Weise in Frage zu stellen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="944071_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Fragwürdig sei bereits der Ansatz. Schließlich habe Messner auf dem Weg zum Gipfel der Annapurna eine 4000 Meter hohe Wand durchstiegen. Und dann werde diese Besteigung wegen ein paar fehlender Meter aberkannt. Da könnte man auch in Frage stellen, ob jene Pioniere, die als erste den Nordpol erreicht haben, auch wirklich dort waren und nicht womöglich nur in der Nähe. Gipfel würden sich mit der Zeit verändern – und so auch ihre Höhe, betont Zelger. Es sei verwunderlich, dass Jurgalski so viel Aufmerksamkeit geschenkt werde. Reinhold Messner habe auf die Aberkennung seines Rekords souverän argumentiert und das Ganze an sich abprallen lassen. Zelger betont auch: Der Gipfel ist für einen Alpinisten nur ein Punkt auf der Route – schließlich habe man dann ja noch den gesamten Abstieg vor sich. <BR /><BR />Der Bergsteiger und Bergführer <b>Hanspeter Eisendle</b> kritisiert, „dass sich da jemand einmischt, der von der alpinistischen Kultur keine Ahnung hat“. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="944074_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Jurgalski wolle sich als „alpinistischer Schiedsrichter aufspielen – von Inhalten hat er aber keine Ahnung“. Eisendle betont auch: „Was hat ein Bergsteiger eigentlich im Guinness-Buch der Rekorde zu suchen? Eigentlich müsste man froh sein, dort nicht vorzukommen.“ Wenn dort ein Bergsteiger, der alle 14 Achttausender bestiegen habe, neben dem dicksten Knödel der Welt stehe, dann handle es sich um Kulturverwechslung. Auch Eisendle betont so wie Kammerlander: Auf einem Achttausender bleibe man bei Sturm und Wind dort stehen, wo man den höchsten Punkt vermute. „In etwa bist du dort auf dem Gipfel“, erklärt Eisendle.<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/panorama/rekord-aberkannt-so-reagiert-reinhold-messner" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier erfahren Sie mehr zum Thema.</a>