<b>Mit welchen Anliegen haben sich die Bürger im vergangenen Jahr an die Volksanwaltschaft gewandt? </b><BR />Veronika Meyer: Die Volksanwaltschaft hat im letzten Jahr zahlreiche Anfragen und Beschwerden aus den verschiedensten Bereichen der öffentlichen Verwaltungen erhalten. Ein Drittel davon betraf die Gemeinden, es folgten wie in den vorhergehenden Jahren die Landesverwaltung und der Sanitätsbetrieb.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70455683_quote" /><BR /><BR /><b> Spielt auch das teure Leben in Südtirol eine Rolle?</b><BR />Meyer: Dass die Bürger mit steigenden Kosten zu kämpfen haben, bemerken wir speziell beim Thema Wohnen, z. B. bei der Wohnbauförderung, Super-GIS oder den Voraussetzungen für Wobi-Wohnungen. <BR /><BR /><BR /><b>Die Landesverwaltung will auf weniger Bürokratie setzen. Was würden sich die Bürger Ihrer Meinung nach noch wünschen?</b><BR />Meyer: Beanstandet wird, dass verschiedene Dienste des Landes zunehmend nur digital zugänglich sind. Viele Bürger sind damit überfordert. Die Verwaltung wirkt so weit weg, der persönliche Kontakt fehlt. <BR /><BR /><BR /><b>Sie arbeiten derzeit an einem besonderen Projekt. Worum geht es?</b><BR />Meyer: Das Projekt heißt „Bürgernahe Gesundheit“. Wir führen es im Rahmen der Euregio mit mehreren Partnern durch. Geplant sind eine Infobroschüre und Veranstaltungen. Das Ziel ist es, die Menschen darüber zu informieren, welche Anlaufstellen es außerhalb des Sanitätsbetriebes gibt, z. B. Selbsthilfegruppen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70455687_quote" /><BR /><BR /><b>Wie lange sind die Wartezeiten bei der Volksanwaltschaft?</b><BR />Meyer: Die Volksanwaltschaft versucht, alle Anfragen möglichst zeitnah zu beantworten. Die meisten Bürger lassen sich telefonisch beraten, ein Drittel kommt aber auch zu unseren persönlichen Sprechstunden. Wir bieten diese regelmäßig in unserem Büro in Bozen, aber auch in den Bezirken und in den Krankenhäusern an. Bestimmte Anliegen können auch innerhalb von ein bis zwei Tagen mit einem Telefonat gelöst werden, bei anderen, gerade im Bereich Baurecht oder Sanität, ist eine umfangreiche Recherche notwendig. <BR /><BR /><b>Wie hoch ist die Erfolgsquote?</b><BR />Meyer: Das ist schwierig einzuschätzen. Viele Fälle können wir lösen, in manchen sind wir die letzte Anlaufstelle und können nichts mehr machen. Manche Bürger sind auch zufrieden, wenn man ihnen zuhört, ausführlich erklärt und sie über ihre Rechte informiert. Die Gemeinde-Fälle sind eine besondere Herausforderung, weil es dort zum Teil auch persönliche Spannungen gibt. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70455751_quote" /><BR /><BR /><b> Seit einiger Zeit ist eine Zusammenführung der Ombudsstellen vorgesehen. Wann ist es so weit? </b><BR />Meyer: Die Vorarbeiten zum Gesetzentwurf sind abgeschlossen, nun folgt die politische Diskussion. <BR /><BR /><b>Sie haben im Interview zu Ihrer Amtseinführung vor einem Jahr gesagt, dass Sie nicht nachtragend sind. Hat sich diese Charaktereigenschaft in den vergangenen 12 Monaten bezahlt gemacht?</b><BR />Meyer: Ja, denn manche Menschen sind verständlicherweise verärgert. Da braucht es Gelassenheit.<BR /><BR /><b>Wie sieht Ihr Fazit aus?</b><BR />Meyer: Die Arbeit bereitet mir viel Freude, sie ist spannend und abwechslungsreich. Mir war es wichtig, mich umfangreich einzuarbeiten, und ich versuche, den Erwartungen möglichst gerecht zu werden. <BR /><h3> Die Fälle 2024</h3> 7.174 Kontaktaufnahmen zur Volksanwaltschaft hat es im Jahr 2024 gegeben, die meisten davon waren Beschwerden über Gemeinde, Landesverwaltung und Sanitätsbetrieb. Gerade bei den Gemeinden stand das Thema Baurecht im Fokus. Anfragen rund um Steuern und Gebühren sind im Vergleich zu 2023 zurückgegangen, Anliegen rund um Verkehrs- und Verwaltungsstrafen sowie Lärm und Aktenzugang haben sich beinahe verdoppelt. Innerhalb der Landesverwaltung betrafen die meisten Beschwerden die Bereiche Mobilität und Wohnbau.