Bis Ende des Jahres soll unter dem Bozner Siegesdenkmal ein Dokumentationszentrum entstehen, in dem das Bauwerk aus der Zeit des Faschismus umfassend erklärt und in einen historischen Kontext eingebettet wird.Dies sieht das Programmabkommen vor, das am heutigen Dienstag am Sitz des Regierungskommissariats im Herzogspalast unterzeichnet worden ist.Für die Landesregierung hat Landesrätin Kasslatter Mur den Bau des Dokumentationszentrum besiegelt.Kasslatter Mur: „Keine Schleifung, aber ideologische Aufladung nehmen“ Die Landesrätin für Denkmalpflege und deutsche Kultur betonte, dass für sie das Siegesdenkmal noch immer ein Monument sei und kein Denkmal, das zum Nachdenken anrege: „Von außen erweckt das Siegesmonument den Eindruck, dass die Werte des Faschismus immer noch gültig seien. Über eine Schleifung sollte heute nicht mehr diskutiert werden, wohl aber wollen wir dem Bauwerk seine ideologische Aufladung nehmen.“Dokumentationszentrum mit 13 RäumenDiese ideologische Entladung soll durch das Dokumentationszentrum in den 13 Räumen und der Krypta unter dem Bauwerk aus den späten 1920er Jahren geschehen, so Kasslatter Mur: „Die Ausstellung soll historisches Wissen vermitteln. Das ist unbedingt notwendig, denn nur wer die Geschichte kennt, kann auch dieses Bauwerk in den richtigen Kontext stellen. Wenn man’s nicht weiß, kann man’s nicht sehen.“Auch Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli schlug in dieselbe Kerbe: „Das Dokumentationszentrum soll der gesamten Bevölkerung Bozens ein wichtiges Kapitel der Stadtgeschichte näher bringen.Die italienischsprachigen Bozner sollen verstehen, wo und wie die so genannte Neustadt entstanden ist und den deutschprachigen Boznern soll vermittelt werden, warum die Italiener hierher gekommen sind.“Testi: „Investition in die Zukunft“ Regierungskommissar Testi, der als „Eigentümervertreter“ des Denkmals das Schriftstück unterschrieben hat, hat das Abkommen zwischen Staat, Land und Stadt Bozen als ein Schriftstück von „historischer Bedeutung“ bezeichnet, das eine Investition in die Zukunft darstelle.Fünfköpfige Jury begleitet UmbauEine fünfköpfige Kommission, bestehend aus Architekt Ugo Soragni, dem Leiter der regionalen Direktion für die Kultur- und Landschaftsgüter des Kulturministeriums, der Direktorin des Landesarchivs Christine Roilo, dem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Landesarchivs Andrea Di Michele, der Direktorin des Amtes für Museen und kunsthistorische Kulturgüter der Stadt Bozen Silvia Spada sowie dem Direktor des Bozner Stadtarchivs Hannes Obermair, hat bereits im Mai 2011 einen Parcours ausgearbeitet, der kurz vor Weihnachten vom zuständigen Ministerium in Rom abgesegnet worden war.Die Themen des Dokumentationszentrums Im Dokumentationszentrum sollen unter anderem die Geschichte des Denkmals selbst, der Erste Weltkrieg und seine Folgen für unser Land, die Politik Italiens in der Zwischenkriegszeit gegenüber der Südtiroler Minderheit, die Errichtung der Bozner „Neustadt“ zwischen dem alten Stadtzentrum und Gries, die Option im Jahr 1939, der Zweite Weltkrieg, die Geschichte des NS-Lagers in Bozen sowie das Kriegsende und der demokratische Neubeginn erklärt werden (gesamter Themenindex im Anhang).Für die Verwirklichung des Parcours steht etwa eine Million Euro bereit, den Großteil davon trägt der Staat (834.000 Euro), jeweils 100.000 Euro finanzieren das Land und die Stadt Bozen.