Die Autopsie ist noch nicht abgeschlossen, doch eines scheint für die Ermittler in Rovereto bereits festzustehen: Annamaria Sartori ist erstickt worden – vermutlich von ihrem eigenen Sohn. Die Leichenbeschau deute auf Tod durch Strangulation hin, heißt es. Mit dem offiziellen Autopsieergebnis ist erst im August zu rechnen.<BR /><BR />Der Tatabend liegt zwei Wochen zurück: Am späten Sonntagabend, dem 15. Juni, wurde die hochbetagte Frau reglos in ihrer Wohnung in der Sticcotta-Straße gefunden. Über ihr kauerte Giovanni Gabrielli, 60 Jahre alt, der Sohn. Als Polizei und Rettungskräfte eintrafen, reagierte er nicht auf Fragen, hob nur ratlos die Schultern. Die Mutter selbst hatte offenbar noch den Notruf ausgelöst – ein letzter verzweifelter Versuch, Hilfe zu rufen.<BR /><BR />Gabrielli wurde umgehend in die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses in Arco eingewiesen. Dort sitzt er bis heute – unter verschärften Auflagen, denn laut Staatsanwaltschaft bestehe „konkrete und aktuelle Gefahr“, dass der Mann erneut gewalttätig werden könnte. Das Motiv bleibt unklar. Es gibt Hinweise, dass der mutmaßliche Mord nicht aus einem Streit heraus geschah, sondern vielmehr Ausdruck einer tiefen psychischen Krise gewesen sein könnte.<BR /><BR />Für die Familie ist das Entsetzen grenzenlos. Die Schwester Gloria Gabrielli hat ihre Angst offen ausgesprochen: „Ich hatte panische Angst, dass er wieder flieht und uns etwas antut. Jetzt kann ich endlich wieder atmen.“ Ihre Worte bei der Beerdigung klingen wie eine bittere Anklage und eine hilflose Entschuldigung zugleich: „Deine unendliche Liebe für deinen Sohn hat dich dein Leben gekostet. Vergib uns, dass wir dich nicht retten konnten.“<BR /><BR />Noch im Sommer wird die abschließende Autopsie erwartet. Bis dahin bleibt Giovanni Gabrielli in psychiatrischer Obhut – nur nicht mehr in Arco. Nun wird fieberhaft nach einem neuen Ort gesucht, um den mutmaßlichen Täter weiter sicher unterzubringen. Ein Verhör durch den Untersuchungsrichter steht ebenfalls noch aus – bisher ist Gabrielli laut seiner Anwälte nicht in der Lage, zu begreifen, was geschehen ist.<BR /><BR />Rovereto steht unter Schock. Zurück bleibt eine verstörte Familie – und die Frage, wie ein Sohn zum Mörder seiner eigenen Mutter werden konnte.