An einem hellen, warmen Tag, wie es auch der 3. Juli 2022 war – jener Tag, an dem ein Teil des Marmolata-Gletschers brach und elf Menschen ihr Leben verloren –, standen vor wenigen Tage einige Mitglieder des Vereins „Un posto in cui tornare“ erneut auf der Punta Penia. <BR /><BR />Sie alle tragen die Erinnerung an jene elf Personen, die damals nicht zurückkehrten, tief in ihren Herzen. Der Verein wurde gegründet im Gedenken an Nicolò Zavatta, das jüngste Opfer des Unglücks.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1185804_image" /></div> <BR /><BR />Mit dabei war auch Riccardo Franchin, dreißig Jahre alt, Ingenieur aus der Provinz Vicenza. Er überlebte damals wie durch ein Wunder den Einsturz – während seine Seilgefährten Paolo Dani, Filippo Bari und Nicolò Zavatta in den Eismassen verschwanden.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1185831_image" /></div> <BR /><BR /><i><b>24 Stunden nach der Bergkatastrophe auf der Marmolata (3343m) haben Glaziologen die Abbruchstelle mit einem Heli überflogen:</b></i><BR /><BR /> <video-jw video-id="aUfGUt2r"></video-jw> <BR /><BR />„Ich habe während des Aufstiegs am Sonntag so viele Gefühle gespürt“, sagt Franchin leise. „Drei Jahre sind vergangen, und doch ist alles noch so nah. Es ist seltsam: Man verliert Menschen, einen Teil von sich selbst – und doch zieht es einen zurück. Ein Stück meines Herzens ist für immer dort oben geblieben, so wie bei uns allen. Es gibt höhere Berge, spektakulärere Gipfel – aber dies ist die Marmolada“, sagt er.<h3> „Ich trage keinen Groll in mir. Schuld ist nur der Klimawandel“</h3>„ Und so widersprüchlich es klingt: Für mich ist der Berg immer noch der schönste Ort der Welt. Ich trage keinen Groll in mir. Schuld ist nur der Klimawandel.“<BR /><BR />An Riccardos Seite: sein Cousin Andrea Franchin, Nicola Stecco und Leonardo Marodin – auch sie Teil des Vorstands von „Un posto in cui tornare“. Junge Menschen, vereint durch Trauer, die sie in Verantwortung verwandeln: für den Schutz der Natur, für mehr Bewusstsein und Achtsamkeit in den Bergen.<h3> „Wenn die Hitze so weitergeht wird man bald auf den Gletscher verzichten müssen“</h3>Oben am Gipfelkreuz ließen sie einen Aufkleber ihres Vereins zurück – ein stilles Zeichen dafür, dass Erinnerung nicht vergeht. Begleitet wurden sie dabei von einem, der diesen Ort kennt wie kaum ein anderer: Stefano Coter von der Bergrettung Alta Val di Fassa, der vor drei Jahren als Erster die Stelle des Serac-Abbruchs erreichte.<BR /><BR />Doch die Lage des Gletschers bleibt kritisch. Coter mahnt, die Normalroute nur frühmorgens zu begehen, gut vorbereitet und ausgerüstet. „Wenn die Hitze so weitergeht“, sagt er, „wird man bald auf den Gletscher verzichten müssen – und stattdessen den Klettersteig Cresta Ovest wählen.“