Die drei Südtiroler stiegen von der Carrel-Hütte nochmals auf und retteten die völlig unterkühlten Russen aus der Eiswand.Als Lebensretter oder gar Helden verstehen sich Friedrich Heel aus St. Leonhard/Passeier, Martin Karlegger aus Riffian und Elmar Zöschg aus St. Walburg nicht. „Man kann im Nachhinein wirklich nicht sicher sein, ob die beiden Russen es nicht doch so lange geschafft hätten, bis die Hubschrauber gekommen wären – aber ich würde sagen, knapp war es schon,“ meint Karlegger bescheiden. „Martin war derjenige, der gesagt hat: Wir steigen noch einmal auf, zumindest versuchen müssen wir es. Er hat die größte Erfahrung von uns dreien, wir waren sicher, er weiß, was er tut“, sagt Friedrich Heel. Am Freitag waren die drei Bergkameraden zu ihrer gemeinsamen Tour auf das 4478 Meter hohe Matterhorn gestartet. In der Selbstversorgerhütte Carrel auf 3800 Metern verbrachten sie die Nacht. „Alles verlief nach Plan. In der Hütte lernten wir auch die beiden Russen kennen und unterhielten uns ein wenig“, so Heel. Am nächsten Morgen begannen sie mit dem Aufstieg. „Wir waren die dritte Seilschaft und haben die beiden Russen überholt. Wir erreichten den Gipfel und machten uns auf den Rückweg über den Liongrat. Als wir wieder auf die Russen trafen, hatten sie noch ein gutes Stück Weg vor sich. Aber wir machten uns keine Sorgen, da wir dachten, sie würden dann über den Hörnligrat auf Schweizer Seite absteigen“, sagt Heel. „Die russischen Bergkameraden waren nicht unerfahren und auch gut ausgerüstet – allerdings waren sie wohl zu langsam“, ergänzt Karlegger. Als die drei Südtiroler nämlich um 17 Uhr wieder die Hütte erreichten, setzte starker Regen ein. „Über Nacht kam es zu einem gravierenden Wetterumsturz: Eisregen, heftiger Wind, am Morgen lagen zehn Zentimeter Neuschnee. Wir kontaktierten die Bergrettung Aosta, die uns von einem Abstieg abriet. Und von ihnen erfuhren wir von den Russen, die rund 150 Meter über uns in einer Eiswand feststeckten. Bis auf 1500 Meter Höhe lag dichter Nebel, die Hubschrauber wären nicht zu den Russen durchgekommen“, erzählt Heel. Die drei Südtiroler beratschlagten nur kurz, dann machten sich Karlegger und Zöschg auf den Weg. Heel koordinierte den Einsatz von der Hütte aus über Funkkontakt mit den Bergrettern in Aosta und seinen Kameraden.Nach eineinhalb Stunden hörten Karlegger und Zöschg Lebenszeichen aus der Eiswand. Die beiden Russen waren nur mehr rund 50 Meter über ihnen, aber die Lage war äußerst kritisch. „Die Frau war bereits in sehr schlechtem Zustand, ihr Kamerad musste sie am Einschlafen hindern. Er konnte kein Englisch, und so dauerte es wieder, bis er verstand, dass er das Seil hinunter werfen sollte“, so Heel.Nach zwei Stunden war es dann aber geschafft. Heel trug die Russin in die Hütte, sie war kaum ansprechbar. Er verabreichte ihr Medizin, eine Viertelstunde später kam sie wieder zu Kräften. „Ihr Kamerad war noch gut zu Fuß, bei ihm setzte der Schock aber später ein. Sie haben beide 16 Stunden durchgeschlafen, Montag früh wurden wir um elf Uhr vom Hubschrauber zu Tal geflogen,“ erzählt Friedrich Heel.rc/D